GOLD | 2.739,99 $/oz | 2.516,02 €/oz | 80,89 €/g | 80.892 €/kg |
SILBER | 32,56 $/oz | 29,90 €/oz | 0,96 €/g | 961,31 €/kg |
Jeder, der sich mit Aktien oder Finanzmärkten allgemein beschäftigt, kennt diese Begriffe: Der Bulle und der Bär. Auch vor manchen Börsen dieser Welt stehen diese Figuren als Skulpturen. Doch was genau hat es damit auf sich?
Gemeint sind damit Anleger-Typen wie Marktphasen gleichermaßen. Bullen zeigen sich optimistisch und kaufen, weil sie von einem Aufschwung, also steigenden Preisen an den Börsen, ausgehen. Rendite wird gemacht, wenn der Verkaufspreis höher ist als der einstige Kaufpreis.
Bären dagegen gehen von Kursrückgängen aus. Aber auch damit kann Rendite gemacht werden. Dafür gibt es spezielle Finanzprodukte. Futures und Optionen beispielsweise erlauben einen Verkauf in der Zukunft zu einem zuvor festlegten Preis. Man nennt sie daher auch Termingeschäfte. Sinken die Preise, streicht der Bär einen Gewinn ein. Bären machen also eine Wette auf sinkende Kurse.
Das Begleitorchester hierzu spielen Medien, Analysten und Marktbeobachter. Auch hier gibt es bullish und bearish eingestellte Kommentatoren mit Prognosen über das, was deren Meinung nach wahrscheinlich kommen wird. Im Extremfall wird eine Explosion der Preise oder ein Crash vorhergesagt. Bei offenkundig interessensgesteuerten Marktkommentatoren hat das auch gern mal den Charakter des "Herbeiredens".
Beide Anlegertypen bewirken zusammen das, was täglich auf Charts und Kursgrafiken sehen ist: Steigende und fallende Kurse. Ein Bullenmarkt ist also eine Phase wo Kurse über einen längeren Zeitraum in der Tendenz nach oben gehen. Ein Bärenmarkt ist entsprechend eine Phase wo Kurse über einen längeren Zeitraum in der Tendenz fallen.
Die Herkunft der Begriffe ist unklar. Eine Spur findet sich im "Oxford English Dictionary" des Jahres 1891. Hier wird der Begriff "bull market" erstmals genannt und vom französischen "bulle spéculative" abgeleitet. Der sprichwörtliche "Bulle" war also gar kein Tier, sondern streng genommen eine "Blase" (französisch: Bulle = Blase).
Auch das Online Etymology Dictionary erläutert den Begriff "bull" mit Verben wie "aufblasen, anschwellen" und datiert die erste Nutzung des Begriffes im Zusammenhang mit dem Aktienmarkt auf das Jahr 1714 zurück. Eine alternative Wortherkunft geht auf den lateinischen Begriff "bulla" zurück, was soviel wie "Gesetz" oder "Vertrag" bedeutet.
Der Vollständigkeit halber sei auch der Begriff Seitwärtsmarkt genannt. Dies bezeichnet ein längere Periode, wo sich Kurse nicht deutlich in eine bestimmte Richtung bewegen.
Wer es vornehmer ausdrücken will, der nutzt die französischen Begriffe Hausse und Baisse. Diese meinen im Wesentlichen dasselbe. Eine Hausse (französisch für Anstieg, Steigerung) bedeutet eine längere Phase mit steigenden Kurse; eine Baisse (französisch für Rückgang, Abnahme) bezeichnet eine längere Phase mit anhaltend sinkenden Kursen.
Auch wenn von Bullen und Bären vor allem im Zusammenhang mit Aktien die Rede ist, so gilt das auch für Gold wie für Edelmetalle allgemein. Denn auch hier gibt es börsenhandelbare Produkte, bei denen schnelle Handelbarkeit oder Rendite im Vordergrund stehen, Stichworte Gold-ETFs, Gold ETCs oder auch Aktien von Unternehmen der Goldminen-Branche. Man nennt diese Art des Goldinvestments auch Papiergold.
Deshalb nutzen Analysten auch auf dem Goldmarkt das Sinnbild dieser beiden Tiere. Technische Analysten bewerten dabei bestimmte Chart-Indikatoren, wohingegen Fundamental-Analysten das gesamte wirtschaftspolitische Umfeld betrachten.
Bei der Fundamentalanalyse sind Gold-Bullen tendenziell pessimistisch. Bestimmte gesellschaftliche Entwicklungen oder das Finanzsystem werden als krisenhaft erachtet, wovon der Goldkurs profitiere. Gold-Bären dagegen vermuten oft, dass ein übermäßiger Bullenmarkt zu Übertreibungen im Kursniveau geführt habe.
Um diese Phasen zu bestimmen ist aber eine genauere Definition nötig. Eine weithin akzeptierte Definition lautet:
Entsprechendes gilt für den Bärenmarkt:
Nachfolgend beispielhaft einige ausgewählte historische Marktphasen bei Gold:
Phase (von-bis) | Goldpreis hoch/tief (gerundet) | Steigerung % |
---|---|---|
29.12.78 - 21.01.1980 | 164 / 589 €/oz | + 259 % |
15.03.1982 - 01.02.1983 | 306 / 547 €/oz | + 78,8 % |
02.09.1999 - 03.10.2012 | 238 / 1374 €/oz | + 477 % |
01.01.2014 - 09.08.2020 | 877 / 1725 €/oz | + 96,7 % |
05.03.2021 - 09.03.2022 | 1419 / 1881 €/oz | + 32,6 % |
Phase (von-bis) | Goldpreis hoch/tief (gerundet) | Rückgang % |
---|---|---|
21.01.1980 - 15.03.82 | 589 / 306 €/oz | - 48 % |
04.02.1983 - 08.09.92 | 538 / 235 €/oz | - 56,3 % |
30.07.1993 - 04.08.1999 | 368 / 238 €/oz | - 35,3 % |
05.10.2012 - 31.12.2013 | 1379 / 867 €/oz | - 37,1 % |
Agio | Der Unterschied zwischen dem Weltmarktpreis (Spotpreis) und Marktpreis einer Edelmetallmünze |
Bärenfalle | Kursentwicklung mit kurzfristig fallenden und anschließend steigenden Kursen |
Bullenfalle | Kursentwicklung, die weiter steigende Kurse vermuten lässt, tatsächlich jedoch fallende Preise beinhaltet |
Boom | Ereignis, bei dem der Wert eines Edelmetalls stark steigt (Sonderform der Hausse) |
Crash | Ereignis, bei dem der Wert eines Edelmetalls stark sinkt (Sonderform der Baisse) |
Hedging | Absicherung von Zins- und Wechselkursrisiken sowie Preisschwankungen für die künftige Nachfrage nach Edelmetallen. |
Liquidität | Schnelle Konvertierbarkeit eines Anlageproduktes in Bargeld ohne großen Wertverlust. |
Kontrakt | Handelseinheit an den Futures-Börsen. |
Margin | Sicherheitsleistung bei Termingeschäften im Edelmetallbereich. |
Rallye | Signifikante und schnelle Aufwärtsbewegung beim Kurswert der Edelmetalle |
Korrektur | Zeitlich begrenzte und kurzfristige Gegenbewegung innerhalb eines entgegen gesetzten Szenarios (kurze Baisse in übergeordneter Hausse) |
Zyklus | Zeitraum, der eine Hausse und eine Baisse umfasst |
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