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Stand: 17.08.2023 von Florian Grummes
Obwohl der Goldpreis ab Ende Juni ausgehend von einem Tiefpunkt bei 1.893 US-Dollar in den ersten drei Juliwochen eine ansehnliche Erholung zu Stande gebracht hatte, stecken die Edelmetallpreise seit Anfang Mai noch immer in einer Korrektur. Tatsächlich haben die Bären die Kursentwicklung seit dem Erholungshoch am 20.Juli (1.987 US-Dollar) wieder unter ihre Kontrolle gebracht und drücken die Goldnotierungen seitdem langsam und zäh gen Süden.
Gold – Korrektur weitet sich doch noch aus

Mit einem neuen Tief bei 1.889 US-Dollar im asiatischen Handel wurde in der Nacht auf Donnerstag nicht nur die runde psychologische Marke von 1.900 US-Dollar erneut unterschritten, sondern auch die 200-Tagelinie (1.905 US-Dollar) erstmals seit Mitte Dezember 2022 wieder erreicht und zwischenzeitlich auch unterboten.

Insgesamt geben die Edelmetallpreis in den letzten drei Wochen ein äußerst enttäuschendes und vor allem schwaches Bild ab.

Natürlich liefern das Top an den Aktienmärkten (DAX-Hoch bei 16.641 Punkten), der starke US-Dollar, die weiter steigenden US-Zinsen sowie die ruhige Sommer-Phase genügend Argumente für fallende Preise.

Insbesondere rückt zuletzt aber China wieder in den Blickpunkt der Finanzmärkte, denn im Reich der Mitte will die Binnenkonjunktur nicht in die Gänge kommen, so dass sich dort zunehmend deflationäre Tendenzen ausbreiten.

Ausländische Direktinvestitionen in China. ©Bloomberg Ausländische Direktinvestitionen in China. ©Bloomberg

Laut offiziellen Zahlen gingen Chinas Exporte im Juli im Vergleich zum Vorjahr um 14,5 % zurück, während die Importe um 12,4 % sanken. Außerdem wurden ein schwaches Wachstum der Verbraucherausgaben sowie sinkende Investitionen und eine deutlich steigende Arbeitslosigkeit gemeldet.

Auch sind die ausländischen Direktinvestitionen in China auf den niedrigsten Stand seit 1998 gefallen! All diese düsteren Daten verstärken die Befürchtung, dass sich das Wirtschaftswachstum des Landes in diesem Jahr stark verlangsamen könnte.

China Yuan vom 16. August 2023. ©Holger ZschäpitzChina Yuan vom 16. August 2023. ©Holger Zschäpitz

Um dem entgegenzuwirken, senkte die „People's Bank of China“ am Dienstag unerwartet und zum zweiten Mal innerhalb von drei Monaten die Leitzinsen. Der Zinssatz für einjährige Kredite wurde um 15 Basispunkte auf 2,5% gesenkt.

Eigentlich ein sehr überschaubarer Umfang, trotzdem war dies der größte Zinssenkungsschritt seit drei Jahren!

In der Folge fiel der chinesische Yuan fast auf ein neues 14-Jahres-Tief, während die 10-jährige Rendite mit 2,6% auf dem niedrigsten Stand seit der Corona-Krise im Jahr 2020 notiert. Insgesamt deutet diese Entwicklung an, dass die chinesische Wirtschaft hart abstürzen könnte.

Rendite 10-jähriger Staatsanleihen Chinas vom 16. August 2023. ©Holger ZschäpitzRendite 10-jähriger Staatsanleihen Chinas vom 16. August 2023. ©Holger Zschäpitz

Ob die Lockerung der Geldpolitik die stotternde Wirtschaft in China tatsächlich wieder ankurbeln wird, bleibt zweifelhaft. Zu groß sind die Probleme im Schattenbankwesen und insbesondere im Immobiliensektor. Gleichzeitig hatten zuletzt steigende Ausfallrisiken bei einigen Wohnungsbaugesellschaften sowie Zahlungsausfälle privater Vermögensverwalter das Vertrauen weiter belastet.

Der Rückgang des Kreditwachstums und die zunehmenden Deflationsrisiken machen daher vermutlich schon bald weitere geldpolitische Lockerungsmaßnahmen erforderlich, um die Konjunkturabschwächung aufzuhalten.

Rückblickend war es China, das den Westen nach der Finanzkrise 2008 aus dem Schlamassel zog.

Aufgepäppelt mit Milliardeninvestitionen der Wallstreet, erledigte das Land zunächst die “Drecksarbeit”, bis der Boom 13 Jahre später in einer gigantischen Immobilienblase und unzähligen Geisterstädten endete.

Trotzdem brachte der Aufstieg Chinas auch eine deutliche Verbesserung der Lebensstandards für hunderte Millionen von Chinesen.

Auf der anderen Seite konnte China die monopolistische Kontrolle über wichtige Engpässe in unzähligen Lieferketten erlangen und hat teilweise auch einen extremen wirtschaftlichen Vorsprung vor den USA aufgebaut.

Trotz der zunehmenden geopolitischen Spannungen sowie dem aufkommenden neuen Kalten Krieg zwischen Ost und West, ist und bleibt China nach wie vor extrem wichtig für die Weltwirtschaft. Und als Produktionsstandort wird es seine enorm große Bedeutung sicherlich nicht verlieren.

Genauso braucht China aber auch den Außenhandel mit dem kaufkräftigen Westen.

Sollte sich die wirtschaftliche Lage jedoch deutlich weiter verschlechtern, werden die Kriegstrommeln (Taiwan) wohl immer lauter.

Insgesamt wird China seine Wirtschaft wohl schon bald deutlich stärker stimulieren müssen, was einerseits zu steigenden Rohstoff- und Edelmetallpreise führen dürfte, andererseits den inflationären Druck im Westen wieder anheizen könnte. Kurzfristig verschärft das deflationäre China aber die instabile Lage der westlichen Finanzmärkte, welche nach einer gewaltigen und monatelangen Erholungsrally Ende Juli “oben” angekommen sind und kurz vor dem schwierigsten Börsenmonat “September“ am Beginn einer Korrektur stehen.

Goldpreis in US-Dollar – Leben die Bullen noch?

Gold in US-Dollar, Tageschart vom 17.August 2023. ©Gold.deGold in US-Dollar, Tageschart vom 17.August 2023. ©Gold.de

Wir hatten vor sechs Wochen vermutet, dass der Goldpreis unmittelbar vor der Trendwende nach oben stehen müsste. Tatsächlich konnten sich die Notierungen in den folgenden zwei Wochen bis auf 1.987 US-Dollar deutlich erholen. In unserer Silberanalyse am 21.Juli hatten wir dann kurzfristig vor einer anstehenden Korrektur gewarnt.

Diese folgte auch postwendend.

Allerdings haben wir rückblickend das Ausmaß dieser Korrektur doch unterschätzt, denn mittlerweile fällt der Goldpreis seit drei Wochen und hat das Juni-Tief bei 1.893 US-Dollar leicht unterboten.

Immerhin ist charttechnisch im größeren Bild bislang noch nichts Dramatisches passiert oder kaputt gegangen. Allerdings fehlt von den Bullen derzeit jegliches Lebenszeichen, während die Goldnotierungen zuletzt sogar aus dem eigentlich bullisch fallenden Keil nach unten herausgerutscht sind. Immerhin kann die steigende 200-Tagelinie (1.905 US-Dollar) die Bären aktuell etwas ausbremsen und für eine gewisse Stabilisierung sorgen.

Trotzdem ist ein weiterer Kursrutsch nicht ausgeschlossen, denn der Stochastik-Oszillator ist auf dem Tageschart mit beiden Signallinien in der überverkauften Zone eingebettet. Damit wird der Abwärtstrend trotz der eigentlich überverkauften Lage festgezurrt und nachhaltige Erholungen haben es sehr schwer.

In einem “Worst Case-Szenario” könnte der Goldpreis daher kurz vor oder während dem BRICs Summit (22. bis 24.August) sowie dem Jackson Hole Economic Symposium (24. bis 26.August) durchaus noch bis in den Bereich von 1.850 bis 1.880 US-Dollar durchgereicht werden.

Sollte sich die Korrektur an den Aktienmärkten im September außerdem verschärfen, könnte sich das ebenfalls negativ auf die Edelmetallpreise auswirken.

Gleichzeitig ist die Lage aber stark überverkauft und die Wahrscheinlichkeit einer scharfen Erholung steigt täglich. Um die Ausgangslage wieder auf bullisch zu drehen, benötigt es aktuell nachhaltig Kurse oberhalb von 1.930 US-Dollar.

Dann wäre auch ein schnelles Wiedersehen mit der Widerstandszone um 1.980 US-Dollar sowie im weiteren Verlauf auch der Angriff auf die psychologische Marke von 2.000 US-Dollar möglich.

Goldpreis in Euro – Erneut in unserer Kaufzone

Gold in Euro, Tageschart vom 17.August 2023. ©Gold.deGold in Euro, Tageschart vom 17.August 2023. ©Gold.de

Mit Kursen um 1.740 Euro hat der Goldpreis auf Euro-Basis seine 200-Tagelinie (1.767 Euro) sowie seine Aufwärtstrendlinie mittlerweile doch etwas deutlicher aufgeben müssen. Immerhin liefert das untere Bollinger Band (1.731 Euro) etwas Unterstützung.

Der Tageschart ist stark überverkauft, allerdings ist der Stochastik-Oszillator hier ebenfalls bärisch eingebettet. Gleichzeitig bewegen sich die Notierungen weiterhin klar in unserer antizyklischen Kaufzone, so dass wir erneut mit beiden Händen in diese günstigen Goldkurse greifen!

Zusammenfassung - Gnadenlose Bereinigung vor der großen Rally

Der Rücksetzer in den letzten zweieinhalb Monaten hat sich etwas verschärft und zu neuen Tiefs geführt. Allerdings kommen die Bären nur langsam und zäh voran, während die Notierungen charttechnisch in einem bullischen Keil in Zeitlupe nach unten sinken. Trotzdem ist ein “finaler Washout” bzw. ein “finales Blutbad” durchaus ein mögliches Szenario angesichts der sich auftürmenden Makro-Probleme und der zunehmenden Unsicherheiten.

Insgesamt legt die aktuelle Korrektur trotzdem das Fundament für die nächste große Rally am Goldmarkt, welche dann auch den Ausbruch auf neue Allzeithochs oberhalb von 2.075 US-Dollar mit sich bringen sollte.

Vor den allergrößten Anstiegen wird der Baum aber mal wieder so lange und gnadenlos geschüttelt, bis alle schwachen Hände heruntergefallen sind.

Weitere Information: Videobeitrag des Autors mit David Lin

Autor: Florian Grummes
Technischer Analyst, Edelmetallexperte

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