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Stand: 21.03.2023 von Jörg Bernhard
Mit 6,5 Prozent verbuchte der Goldpreis in der vergangenen Woche das höchste Wochenplus seit drei Jahren. Wieder einmal mussten die Notenbanken Liquidität für ins Wanken geratene Banken bereitstellen, um ein Übergreifen auf die gesamte Bankenbranche zu vermeiden.
Gold: „Sicherer Hafen“ in stürmischen Zeiten stark gefragt

Kontrahentenrisiken heiß diskutiert

Nachdem das Argument Inflationsschutz in den vergangenen Monaten aufgrund der damit verbundenen Zinserhöhungen nicht so recht greifen wollte, suchten verunsicherte Anleger nun wegen der Bankenkrise Schutz in Form von Goldinvestments.

Dies lässt sich unter anderem am weltgrößten Gold-ETF SPDR Gold Shares ablesen. Dessen gehaltene Goldmenge hat sich nämlich in der vergangenen Woche von 901,42 auf 921,08 Tonnen (plus 19,66 Tonnen) erhöht, was auf Basis des Schlusskurses vom Freitag einem Wert von fast 1,18 Milliarden Euro entspricht.

Die enorme Vertrauenskrise lässt sich aber auch an anderen Entwicklungen ablesen.

  • Erstens: Anleger kauften im großen Stil Bundesanleihen sowie US-Bonds, wodurch sich deren Renditen deutlich reduziert haben und im Gegenzug die Opportunitätskosten (Zinsverzicht) von Gold an Schrecken verloren haben.
  • Zweitens: Selbst der Bitcoin, der sich vor allem durch seine vorprogrammierte Knappheit auszeichnet, vollzog während der vergangenen Handelswoche eine Kursrally von über 30 Prozent. Ihm hat nach dem Kurssturz des vergangenen Jahres der Zinsrutsch, die Angst um Bankeinlagen sowie die Erholung der Technologiewerte wieder auf die Sprünge geholfen.
  • Drittens: Der massive Anstieg der sogenannten Credit Default Swaps (CDS) großer Banken verstärkte das Interesse an Gold zusätzlich.

CDS werden häufig als Indikator für die Risiken eines Totalausfalls (Pleite) interpretiert. In der Tabelle (siehe unten) finden Sie Banken bei denen dieses Risiko – unter Berücksichtigung dieser Risikoanalyse – als besonders hoch anzusehen ist.

Am Freitag war bei der Credit Suisse eine Versicherungsprämie von 1.085 Basispunkten ausgewiesen worden.

Zum Vergleich: Die Absicherung eines Zahlungsausfall der Bundesrepublik Deutschland beläuft sich aktuell auf lediglich 13,94 Basispunkte.

Zinsängste verflüchtigen sich

Der große Vorteil von Gold in Form von Barren und Münzen stellt die Tatsache dar, dass deren Besitz keinerlei Kontrahentenrisiko in sich birgt. Deshalb hat es noch nie einen Totalverlust erleiden müssen, was man von Anleihen, Aktien oder Bankeinlagen nicht gerade behaupten kann.

Kein gutes Zeichen stellt der Umstand dar, dass bei den vom Staat übernommenen Banken Signature Bank und Silicon Valley Bank alle Kundeneinlagen für sicher erklärt wurden, auch jene, die das von der US-Einlagensicherung Federal Deposit Insurance Corporation üblicherweise garantierte Limit von 250.000 Dollar übersteigen.

Es sieht so aus, dass die exorbitant gestiegenen Zinsen zu weiteren „Kollateralschäden“ in der Wirtschaft führen könnten.

Neben den massiven Kurseinbrüchen bei Anleihen, dürften insbesondere steigende Finanzierungskosten sowohl Staaten als auch Unternehmen und Konsumenten noch ziemlich viel Kopfzerbrechen bereiten. Wohl dem, der in den vergangenen Jahren Geld in Gold eingetauscht hat.

Auswahl an Credit Default Swaps

Schuldner Credit Default Swaps
Credit Suisse 1.085,88
Deutsche Bank 171,53
UBS Investment Bank 137,44
BARCLAYS Bank 117,39
Morgan Stanley 113,51
Goldman Sachs 113,33
Bank of America 113,29
Citigroup 112,52
Royal Bank of Scotland plc 106,12
Bundesrepublik Deutschland 13,94
Quelle: Deutscher Derivate Verband e.V.; Stand: 17.03.23

Ausblick für die laufende Woche

Die vergangene Woche kann aufgrund der Geschehnisse bei der Silicon Valley Bank und der Credit Suisse als außerordentlich turbulent bezeichnet werden, schließlich mussten die Akteure an den Finanzmärkten auf die größte Bankenpleite seit der globalen Finanzkrise (2008/2009) reagieren.

Während beim Dollar und bei den US-Renditen eine Talfahrt zu beobachten gab, drehte der Goldpreis kräftig auf und überwand relativ problemlos die Marke von 1.900 Dollar.

Extrem spannend dürfte es am Mittwochabend werden, wenn die US-Notenbank Fed ihre Zinsentscheidung verkünden wird. Die Gefahr einer XXL-Zinserhöhung um 50 Basispunkte, hat sich mit den Turbulenzen an den Finanzmärkten deutlich reduziert.

Laut FedWatch-Tool des Terminbörsenbetreibers CME Group beläuft sich die Wahrscheinlichkeit für ein solches Szenario auf null Prozent, nachdem vor einer Woche hier noch ein Wert von über 40 Prozent angezeigt worden war.

Man darf daher gespannt sein, wie die Investoren auf die tatsächliche Entscheidung letztendlich reagieren werden – verunsichert oder erleichtert? Insgesamt ist davon auszugehen, dass Gold auf absehbare Zeit nicht mehr richtig günstig werden dürfte, wenngleich Gewinnmitnahmen natürlich nicht ausgeschlossen werden können.

Autor: Jörg Bernhard
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