Gold: 2.235,63 € 0,03 %
Silber: 26,58 € 0,19 %
Stand: 14.12.2022 von Hannes Zipfel
Die erste Hürde für eine Jahresendrallye haben die Preise für Gold und Silber gestern mit der Veröffentlichung der US-Inflationsdaten bereits genommen. Doch die eigentliche Richtungsentscheidung fällt heute nach der US-Notenbanksitzung.
Gold & Silber: Heute fällt die Entscheidung

So weit, so gut

Die gestern unter den Erwartungen veröffentlichten US-Inflationsdaten für den Monat November gegenüber dem Vorjahresmonat gaben den Edelmetallpreisen Rückenwind. Die Hoffnung der Anleger steigt, dass die für die Gold- und Silberpreisentwicklung wichtige Geldpolitik in den Vereinigten Staaten in Anbetracht des nachlassenden Inflationsdrucks weniger restriktiv ausfällt.

USA Veränderungsrate der Verbraucherpreise

Auch die Monatsveränderung blieb mit 0,1 Prozent deutlich hinter den Erwartungen zurück: Statt wie erwartet um 0,3 Prozent stiegen die Preise im Gesamtindex nur um 0,1 Prozent gegenüber dem Oktober.

Im Vormonat lag diese Rate noch bei 0,4 Prozent.

Die für die US-Notenbank Fed entscheidendere Kerninflationsrate, die stark schwankende (aber lebenswichtige) Komponenten wie Energie und Nahrungsmittel außen vorlässt, stieg gegenüber dem November 2022 "nur" um 6,0 Prozent.

Erwartet wurden 6,1 Prozent nach 6,3 Prozent im Oktober.

Damit sind die Inflationsraten in den USA zum fünften Mal in Folge gesunken. Eine zunehmende Anzahl von Anlegern geht nun davon aus, dass die Fed am heutigen Mittwoch die Zinsen nur noch um 0,5 Prozentpunkte anheben wird und nicht mehr um 0,75 Prozentpunkte wie bei den letzten vier Malen.

Darüber hinaus soll die sogenannte „Terminal Rate“, also die Leitzinsrate, bis zu der die Fed im laufenden Anhebungszyklus maximal den Leitzins steigern will, gefallen ist. Sie liegt aktuell bei um die fünf Prozent.

Nach der für heute Abend erwarteten Anhebung des Leitzinses auf ein Band von 4,25 – 4,5 Prozent erhofft sich der Markt eine weitere Verkleinerung der Zinsschritte auf 0,25 Prozentpunkte ab Januar 2023.

Manche Marktteilnehmer gehen sogar davon Anbetracht der Rezessionsrisiken und der Rekordverschuldung in den USA sogar davon aus, dass nach dem Überschreiten des Zenits bei der Teuerungsdynamik heute Abend die letzte Zinsanhebung im aktuellen Zyklus erfolgen wird.

Dementsprechend erfreut reagierten die Anleger auf die Nachrichten von der Inflationsfront: Der Goldpreis konnte gestern von 1.780 US-Dollar pro Feinunze (31,1 g) um 31 US-Dollar bzw. 1,74 Prozent auf 1.811 US-Dollar zulegen. Aktuell notiert das gelbe Edelmetall nur geringfügig niedriger bei 1.809,42 US-Dollar pro Unze (14:20 Uhr).

Goldpreis Chart US-Dollar pro Unze

Damit konnte der wichtige Widerstand, die gleitende 200-Tage-Durchschnittslinie erneut nach oben durchbrochen werden. Damit wäre nun Luft bis zur psychologisch wichtigen Marke von 1.900 US-Dollar pro Unze (Spot-Preis).

Auch der Silberpreis konnte von den Aussichten auf ein baldiges Ende des Zinserhöhungszyklus im gestrigen Handel um 1,76 Prozent auf 23,71 US-Dollar pro Unze zulegen und notiert aktuell ebenfalls nur knapp darunter bei 23,70 US-Dollar pro Unze.

Silberpreis Chart US-Dollar pro Unze

Charttechnisch geht es für das weißglänzende Edelmetall nun darum, zunächst bis an die rot gestrichelte Abwärtstrendlinie bei aktuell 24,64 US-Dollar, die sich seit Januar 2021 etabliert hat, heranzulaufen und diese bis Jahresultimo zu überwinden.

Worauf es heute Abend ankommt

Zwar finden in dieser Woche etliche Zinsentscheidungen diverser Zentral- und Notenbanken statt, so u. a. auch der Bank of England (BOE) sowie der Europäischen Zentralbank EZB, aber für die weitere Kursentwicklung von Gold und Silber sind die heutigen Entscheidungen und Aussagen des Offenmarktausschusses (FOMC) der US-Notenbank Fed ausschlaggebend, da die Preise für die monetären Edelmetalle primär an den Terminmärkten in den USA "gemacht" werden, wo ein Vielfaches der weltweiten physischen Goldbestände gehandelt wird.

Außerdem hat die US-amerikanische Geldpolitik wesentlichen Einfluss auf die Stärke des US-Dollars, dem natürlichen Währungskonkurrenten des Goldes als Weltreservewährung.

Daher werden sich die Anleger heute um 20:00 Uhr MEZ zunächst sehr akribisch die Zinsentscheidung, das schriftliche Statement sowie das sogenannten „Dot-Plot“ (Punktediagramm) anschauen.

In Letzteres tragen die 25 Mitglieder des Ausschusses ihre Zinserwartungen für die kommenden Monate ein, aus denen sich dann Rückschlüsse auf weitere Zinsschritte ziehen lassen.

Aus den Formulierungen im schriftlichen Statement lassen sich Konjunktureinschätzungen und bei diesem Treffen auch die neuen Wachstumsprognosen herauslesen, die ebenfalls Hinweise auf die weitere Vorgehensweise der Fed liefern.

Klar ist, dass die Zinsen heute nochmals um 0,5 Prozentpunkte angehoben werden und die Fed-Bilanzsumme weiter um ca. 95 Milliarden US-Dollar pro Monat verringert werden soll. Dies geschieht durch das Auslaufen lassen und den Verkauf von US-Staatsanleihen durch die Fed sowie im geringen Maße auch durch den Abbau von Beständen an Hypothekenanleihen.

Um 20:30 Uhr MEZ betritt dann der Fed-Chef Jerome Powell die Bühne der Pressekonferenz, wo er das Statement verlesen und erläutern sowie auf Fragen der anwesenden Journalisten antworten wird.

Hier kann jedes verbale Signal die Märkte nachhaltig in die ein oder andere Richtung bewegen. Daher gilt es, die Aussagen des „Chairmen“ abzuwarten.

Es wird ein rhetorischer Balanceakt, der die Märkte weder in Euphorie noch in Panik versetzten sollte.

Für Gold und Silber ist positiv zu werten, dass sie im Gegensatz zu den Aktienmärkten ihre Gewinne von gestern bislang halten konnten, wohingegen die Unternehmensanteile im NASDAQ & Co. ihre Gewinne vollständig wieder abgaben.

Sollte Jerome Powell also moderate Töne wählen, bleibt die Chance auch aus saisonalen Gründen für eine Jahresendrallye bei Gold und Silber intakt.

Autor: Hannes Zipfel
Ökonom
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von Biedermeier Sepp der 2. | 14.12.2022, 21:05 Uhr Antworten

Die gleichen Leute die uns erzählt haben 2,0% Inflation darf keinesfalls überschritten werden wollen uns jetzt weismachen das 7,1% einfach mal hunky dory dandy und total cool sind. In DE inzwischen 10,00% Bananenrepublik Niveau, aber alles gut,.. ist für den Weltkrieg ähm Weltfrieden, so rum. Und von den echten Inflationszahlen die in den USA so um die 15-18% in DE irgendwas um die 15-16% liegen redet überhaupt niemand,.... einfach nur noch infantil der ganze Quatsch,.... aber schon klar,... erst mal den Wahnsinn schön reden und normalisieren und dann in 6 Monaten darauf aufbauend vom Wahnsinn zum schlichtweg obszönen fortschreiten,.... der Michl/Joe Sixpack/etc. macht alles mit...... Prost.

2 Antworten an Biedermeier Sepp der 2. anzeigen

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