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Stand: 19.10.2022 von Jörg Bernhard
Nach wie vor stufen die Akteure an den Goldmärkten das Problem steigender Zinsen derzeit stärker ein als die zahlreichen anderen Argumente, die gegenwärtig für den Kauf des altbewährten Krisenschutzes Gold sprechen.
Goldpreis: Anhaltender Ärger an der Zins- und Inflationsfront

Kein Ende der Geldentwertung in Sicht

Dabei wird eines aber völlig ausgeblendet: Die Inflationsrate übertrifft hierzulande mit 10,0 Prozent p.a. die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen um mehr als das Vierfache. Mit ihnen kann man derzeit nämlich lediglich 2,35 Prozent verdienen.

Dieses Missverhältnis fällt in den USA weniger deutlich aus.

In der vergangenen Woche wurde nämlich für den Monat September eine jährliche Teuerungsrate in Höhe von 8,2 Prozent veröffentlicht, nachdem im Monat zuvor ein Wert von 8,3 Prozent gemeldet worden war. Dieser marginale Rückgang sollte allerdings auf keinen Fall zu euphorisch interpretiert werden, schließlich kletterte in den USA die Kerninflation von 6,3 auf 6,6 Prozent p.a. und fiel damit höher als erwartet aus.

Bei dieser volkswirtschaftlichen Kennzahl bleiben Energie und Lebensmittel unberücksichtigt. Eine noch höhere Kerninflation wurde jenseits des Atlantiks übrigens letztmals 1982 gemeldet.

Offensichtlich ziehen die Preise derzeit auf breiter Front an. In den vergangenen Wochen wurden die Preiszuwächse meist auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zurückgeführt, es gibt aber noch zahlreiche weitere Gründe hierfür.

Als großes Problem erwies sich zum Beispiel die corona-bedingte Lieferkettenproblematik, was in manchen Märkten zu massiven Lieferengpässen und Produktionsschwierigkeiten geführt hat. Weil in China aufgrund der Null-Covid-Strategie immer noch strenge Lockdown-Restriktionen gelten, scheint in diesem Zusammenhang die Zeit für eine Entwarnung noch nicht reif zu sein.

Weitere Zinserhöhungen drohen

Vor allem US-Notenbanker werden nicht müde, regelmäßig auf das Inflationsproblem hinzuweisen. In der vergangenen Woche zeigte das FedWatch-Tool des Terminbörsenbetreibers CME Group sogar kurzzeitig eine Wahrscheinlichkeit von über zwei Prozent an, dass bei der nächsten Fed-Sitzung eine XXL-Zinserhöhung um 100 Basispunkte erfolgen könnte.

Mittlerweile hat sich diese Verunsicherung etwas verflüchtigt.

Aktuell deutet eine Wahrscheinlichkeit von fast 97 Prozent auf einen Zinsschritt nach oben um 75 Basispunkte hin, während der verbleibende Rest eine Erhöhung um „lediglich“ 50 Basispunkte nahelegt.

Nur zur Erinnerung: Seit März dieses Jahres hat die Fed die US-Leitzinsen bereits um 300 Basispunkte nach oben geschraubt.

Nun darf man gespannt sein, in welchem Ausmaß steigende Zinsen die Konjunktur ausbremsen werden. Der IWF hat in der vergangenen Woche seine Prognose für das weltweite Wirtschaftswachstum (2023) von 2,9 auf 2,7 Prozent (siehe Tabelle) reduziert.

Deutschland schneidet angesichts eines prognostizierten Rückgangs in Höhe von 0,3 Prozent besonders schlecht ab. Hohe Inflation und eine schrumpfende Wirtschaft stellen absolut keinen guten Mix für die Zukunft dar.

BIP-Wachstumsprognosen des IWF

2021 2022 2023
2021 2022 2023
Welt 6,0 % 3,2 % 2,7 %
USA 5,7 % 1,6 % 1,0 %
China 8,1 % 3,2 % 4,4 %
Indien 8,7 % 6,8 % 6,1 %
Eurozone 5,2 % 0,0 % 0,5 %
Deutschland 2,6 % 1,5 % -0,3 %
Frankreich 6,8 % 2,5 % 0,7 %
Italien 6,6 % 3,2 % -0,2 %
Kanada 4,5 % 3,3 % 1,5 %
Großbritannien 7,4 % 3,6 % 0,3 %
Japan 1,7 % 1,7 % 1,6 %
Russland 4,7 % -3,4 % -2,3 %
Quelle: IWF

Ausblick für die laufende Woche

Derzeit deutet wenig darauf hin, dass die Wunschinflation von Fed und EZB in Höhe von zwei Prozent p.a. bald Wirklichkeit werden könnte. Dass der Glaube an die „Allmacht der Zentralbanken“ allmählich Risse bekommt, sieht man besonders gut am Beispiel der Bank of England.

Im Zuge der Finanzmarktturbulenzen in Großbritannien hat die Ratingagentur Fitch sowohl den Ausblick für das Länder-Rating als auch die Einstufung der Notenbank von stabil auf negativ gesenkt.

In diesem Zusammenhang dürften Investoren vor allem die weitere Entwicklung von Staatsanleihen und Pfund intensiv beobachten und mit Spannung die für Mittwoch angekündigten Zahlen zur aktuellen Entwicklung der britischen Konsumenten- und Produzentenpreise erwarten.

Laut einer von Trading Economics veröffentlichten Umfrage unter Analysten soll sich die Inflationsrate von 9,9 auf 10,0 Prozent p.a. leicht erhöht haben. Am selben Tag stehen übrigens aktuelle Inflationszahlen für die Eurozone auf der Agenda. Schätzungen zufolge soll sich bei der Inflationsrate gegenüber dem Vormonat ein Anstieg von 9,1 auf 10,0 Prozent p.a. und bei den Produzentenpreisen eine Steigerung von 4,3 auf 4,8 Prozent p.a. eingestellt haben.

Bleibt zu hoffen, dass der EZB nicht dasselbe Schicksal droht wie der Bank of England.

Fazit: Bei Gold kann man das Thema Rating bzw. Bonität problemlos ausblenden.

Autor: Jörg Bernhard
Freier Wirtschaftsjournalist
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