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Stand: 09.12.2022 von Hannes Zipfel
Gleich mehrere Faktoren aus unterschiedlichen Bereichen stützen aktuell den Goldpreis und könnten die Notierungen bis zum Jahresultimo auf noch höhere Niveaus heben.
Goldpreis: Gute Chancen für eine Jahresendrallye

Konstruktives Chartbild

Egal ob in US-Dollar, der Währung, in der Gold international gehandelt wird, oder in Euro, der Währung, die für die Bewertung des Edelmetalls für Anleger im Euroraum relevant ist, sieht die aktuelle Entwicklung charttechnisch gut aus.

Der untere Chart zeigt, wie sich die Notierungen des gelben Edelmetalls nach einem kurzen Rücksetzer erneut über die psychologisch und charttechnisch wichtige Marke von 1.800-US-Dollar erheben konnten. Dabei wurde der wichtige gleitende 200-Tage-Durchschnitt (SMA 200) ebenfalls wieder nach oben durchbrochen.

Dieser verläuft aktuell bei ca. 1.792 US$/Unze.

Die Hartnäckigkeit, mit der die Kurse die 1.800er-Marke attackieren, lässt auf noch mehr Potenzial nach oben Richtung Jahresultimo schließen.

Goldpreis in US-Dollar p. OZ

Aktuell befindet sich der Goldkurs knapp unterhalb des Zwischenhochs vom 12. August. Sollte es ihm gelingen, dieses Niveau zu überwinden, bestünde Luft bis 1.871 US$/Unze (Schlusskurs vom 10. Juni) und anschließend bis zur 1.900er-Marke in US-Dollar. Zunächst muss der Kurs aber erst einmal das jüngst erreichte zyklische Hoch bei 1.803,11 US$/Unze (Schlusskurs vom 1. Dezember) übertreffen.

Ein Blick auf die Saisonalität zeigt, dass von Mitte Dezember bis Ende Februar die Goldpreise aus verschiedenen Gründen (v. a. wegen des Weihnachtsgeschäft mit Schmuck-, Münz-, Barren- und Elektronikkäufen etc.) zusätzlichen Auftrieb erhalten (Quellen: Seasonax, wikifolio, Tea Muratovic, eigene Bearbeitung):

Saisonalität Goldpreis Verlauf

Gold in Euro kurz vor dem Ausbruch?

Schaut man sich den für deutsche Anleger relevanten Goldpreis-Chart in Euro an (Spot-Preis), dann fehlt nicht mehr viel, um aus der seit 8. August 2022 etablierten Korrekturformation nach oben auszubrechen.

Aktuell verläuft die obere Begrenzungslinie dieser trendbestätigenden Flaggenformation bei ca. 1.714 EUR/Unze und damit nur ca. 8 Euro bzw. 0,5 Prozent von den momentanen Notierungen entfernt:

Goldpreis in Euro

Erstaunlich ist dabei die Stärke des Goldpreises in Euro, obwohl der US-Dollar gegenüber der Gemeinschaftswährung signifikant aufgewertet hat. Dies bedeutet, dass die Goldpreisentwicklung nicht allein von der Stärke oder Schwäche des US-Dollars bestimmt wird. Man könnte sogar so weit gehen zu sagen, dass sich der Goldpreis in einem gewissen Maße vom US-Dollar-Kursverlauf nach oben abgekoppelt hat:

Goldpreis vs. Euro/Dollar

Vielmehr war es die hohe Nachfrage und die seit Herbst starke Bereinigung des Terminmarktes, die dem Goldpreis nun das Potenzial eröffnen, eine Jahresendrallye zu zelebrieren.

Bei der physischen Nachfrage sei anzumerken, dass sich die weltweiten Käufe auf dem höchsten Niveau seit dem Jahr 2016 befinden und die Zentralbanken mit 400 Tonnen allein bis zum Ultimo des 3. Quartals ihre Goldreserven so stark aufgestockt haben wie nie zuvor seit dem Zweiten Weltkrieg.

Bemerkenswert ist, dass die Volksrepublik China zum ersten Mal seit mehr als drei Jahren eine Aufstockung ihrer Goldreserven vermeldete: Die People’s Bank of China (PBOC) erhöhte ihre Bestände im November 2022 um 1,03 Tonnen.

Dadurch stiegen die Gesamtreserven der PBOC von 1.979,32 Tonnen auf 1.980,35 Tonnen, was einem Gegenwert von aktuell ca. 3,35 Bio US-Dollar entspricht (neuer Rekord, Quelle: PBOC, The World Gold Council, IMF).

Entwicklung der weltweiten Goldnachfrage 2022

Fazit und Ausblick

Ob es in diesem Jahr noch für neue Höchststände des Goldpreises in Euro reicht, scheint in Anbetracht der preislichen Distanz nicht sehr wahrscheinlich. Aber die Marke von 1.800 EUR/Unze ist durchaus in Reichweite, ohne dass der Markt dadurch massiv "Überkauft" wäre.

Neben der konstruktiven Charttechnik spielen vor allem die hohe physische Nachfrage (sogar der Zentralbanken) und die Funktion als „Sicherer Hafen“ eine große Rolle. Denn das Jahr 2023 dürfte nicht minder turbulent werden, als das nun zu Ende gehende Jahr 2022.

Im Gegenteil erwarten viele Ökonomen und Analysten einen weltweiten Abschwung, die wiederum eine aggressive Geldpolitik mit Zinssenkungen und zusätzlicher Geldschöpfung für Staatskredite erfordern würde. Und das in einem Umfeld, in der die Inflationsraten sogar in entwickelten Volkswirtschaften prozentual zweistellige Niveaus erreicht haben und weit von den Zielmarken der Zentralbanken von ca. 2 Prozent Jahresteuerung entfernt liegen – unabhängig davon, welche Berechnungsmethode man zugrunde legt.

Für den Goldpreis wäre diese Kombination aus wirtschaftlicher Abschwächung, erhöhter Inflationsraten und erneut lockerer Geldpolitik ein konstruktives Umfeld im Sinne der Nachfrage von privaten und institutionellen Anlegern sowie steigenden Kursen mit der Zielrichtung neuer Rekordpreise.

Autor: Hannes Zipfel
Ökonom
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von jost56 | 13.12.2022, 11:32 Uhr Antworten

Die Meldung der PBOC über ihre Goldbestände von 1980 t Gold darf man getrost bezweifeln.

Die Berechnung der Gesamtreserve von 3,35 Billionen US Dollar bedarf einer Überprüfung.
Ich bin kein Rechengenie, aber
rechnet man grob für 1 Kg Gold 60.000 US Dollar, kostet 1 Tonne ca. 60 Millionen Dollar,
multipliziert mit 1980 Tonnen sollten das das höchstens 118,8 Milliarden Dollar sein.

Schön wäre es gewesen, dann wäre Deutschland bei einem offiziellen Goldbestand
von 3.300 Tonnen mehr als schuldenfrei.

2 Antworten an jost56 anzeigen
von solider Anleger | 12.12.2022, 12:23 Uhr Antworten

Kurse erdeuten zu wollen, ist wie sich der Glaskugel zu bedienen. Wichtiger als der $-Chart wird sein, wie sich die BRICS- Staaten verhalten und ob Gold zur Verrechnungseinheit im Warenverkehr wird. Es deutet alles darauf hin, dass die Tage des Fiatgelds gezählt sind. Ich bin gespannt wie groß der Hunger der Chinesen nach Aurum noch ist und wann der Sack zugemacht wird. Dies hängt sicher auch von der amerikanischen Politik um Taiwan ab.

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