Gold: 2.161,77 € -0,14 %
Silber: 25,32 € -0,28 %
Stand: 06.03.2023 von Hannes Zipfel
Am Freitag dieser Woche werden die Februar-Zahlen zur US-Beschäftigung in den USA außerhalb der Landwirtschaft berichtet. Die letzten Daten für Januar wichen stark von den Erwartungen nach oben ab. Der Goldpreis, der bereits über einen wichtigen Widerstand nach oben ausgebrochen war, büßte in den Folgetagen über 150 US$ pro Feinunze ein. Seitdem hat er sich nur um ca. 50 US$ wieder erholt.
Goldpreis: Hochspannung vor dem US-Arbeitsmarktbericht

Folgende Termine sind für die Edelmetallpreise in der KW 10 von hoher Relevanz:

  • Montag: Sentix-Konjunkturindex Euroraum für März (akt.: -11,1 | e: -6,3 | Feb.: -8,1)
  • Dienstag: Auftragseingang der Industrie für Deutschland im Jan.'23 ggü. Dez.'22 (e: -0,9 % | Dez.'22: +3,2 %)
  • Mittwoch: Einzelhandelsumsätze Deutschland auf Jahresbasis für Januar (e: -6,1 % | Dez.: -6,4 %)
  • Donnerstag: Quartalszahlen von Deutsche Post AG und Hannover Rück AG (drittgrößter Rückversicherungskonzern der Welt)
  • Freitag: Arbeitsmarktbericht USA für Februar inkl. neu geschaffener Stellen außerhalb der Landwirtschaft (e: 200k | Jan.: 517k), nach wie verzögerte Veröffentlichung der aggregierten COT-Daten der US-Aufsichtsbehörde CFTC für die Gold- und Silber-Terminmärkte (COMEX) in den USA ab 21:30 Uhr MEZ (wegen Cyber-Attacke am 24. Januar 2023).

Goldpreis & US-Arbeitsmarkt: Weiterer Schock oder Erleichterung

Es war wie ein Schock für die Finanzmärkte, den der letzte offizielle Arbeitsmarktbericht aus den USA am 3. Februar auslöste: Die im Konsens erwarteten neuen Stellen fielen fast drei Mal höher aus (517k statt 185k erwartet).

Daraufhin schossen die Erwartungen für die Zinsanhebungen der US-Notenbank (Fed) sowie der US-Dollar nach oben. Beides belastete das zinslose Gold, das bei einem Stand von an jenem Tag in der Spitze 1.960 US-Dollar gerade dabei war, die psychologisch und charttechnisch wichtige Marke von 2.000 US-Dollar pro Feinunze anzugreifen (es fehlten nun noch 2 Prozent).

Zum Wochenauftakt notiert der Goldpreis knapp über der Marke 1.850 US-Dollar pro Feinunze (31,1g) am Spot-Markt.

Goldpreis in US-Dollar pro Feinunze

Bis heute bleiben die vom U. S. Bureau of Labor Statistics für Januar ermittelt Daten umstritten, zumal andere Arbeitsmarktindikatoren, wie die des privaten Datenanbieters ADP sowie die entsprechenden Unterkomponenten in den US-Einkaufsmanager-Indizes eine solch starke Abweichung unplausibel erscheinen lassen.

Mittlerweile werden auch die offiziellen Zahlen zu den offenen Stellen in den USA stark angezweifelt und von renommierten Ökonomen und dem Wall Street Journal sogar von zwei verschiedenen Quellen als „fragwürdig“ bezeichnet.

Für den Februar werden wieder moderate Stellenzuwächse von lediglich 200.000 erwartet, bei einem Anstieg der durchschnittlichen Stundenlöhne von 0,3 Prozent zum Vormonat.

Hier ist der Raum für Spekulationen groß und ebenso wie Arbeitsmarktzahlen immer auch politische Zahlen sind, wird der Goldpreis auch immer wie ein Kanarienvogel in einer Kohlemine für Krisen an den Finanzmärkten sein. Und nicht jeder Geld- und Fiskalpolitiker mag diesen goldenen Kanarienvogel. Was ihn aber nicht davon abhalten wird, Alarm zu schlagen, wenn eine Krise droht.

Zentralbanken weisen selbst den Weg in Sachen Goldnachfrage

Deutschen Privatanlegern wird in Sachen Goldkäufen, die hierzulande im Jahr 2022 ein neues Rekordhoch erreichten, gern Panik oder über übertriebene "German Angst " unterstellt.

Doch wirft man ein Blick auf die am 3. März 2023 veröffentlichten Netto-Käufe der Zentralbanken, dann scheint diese Besorgnis nicht unberechtigt zu sein:

Das World Gold Council (WGC) schreibt dazu mit Bezug auf den Internationalen Währungsfonds und die Zentralbankstatistiken Folgendes:

„Die Goldnachfrage der Zentralbanken erholte sich 2023 dort, wo sie 2022 aufgehört hatte. Im Januar fügten die Zentralbanken Die Goldnachfrage der Zentralbankeninsgesamt netto 31 Tonnen (t) zu den globalen Goldreserven hinzu (+16 Prozent gegenüber dem Vormonat). Dies lag innerhalb des 20,6 Tonnen Bereichs gemeldeter Käufe, die in den letzten 10 aufeinanderfolgenden Monaten an Nettokäufen durchschnittlich getätigt wurden.“
Central banks remained committed buyers of gold in January

Da diese Käufe nicht auf die Deutsche Bundesbank (BuBa) zurückzuführen sind, liegt der wahre Grund für die starke globale Goldnachfrage wahrscheinlich nicht nur in der "German Angst" begründet, sondern reflektiert auch die zunehmende geopolitische Fragmentierung und das mögliche Heraufziehen einer neuen Weltfinanzkrise.

Der Kanarienvogel schlägt Alarm

Gründe und Parallelen zur letzten Weltfinanzkrise gibt es zur Genüge. Hier nur fünf Beispiele:

  1. Spekulationsblasen
  2. Extrem laxe Geldpolitik im Vorfeld (speziell 2020/2021)
  3. Extrem inverse Zinsstrukturkurve (kurzfr. Zinsen deutlich höher als langfr. Zinsen)
  4. Radikaler geldpolitischer Schwenk inkl. Liquiditätsverknappung und Zinsstraffung
  5. Globale Rekordverschuldung

Ein Vorgeschmack auf die kommende Krise gibt diese Zeitreihe der Deutschen Bundesbank (BuBa) zu den privaten Immobilienfinanzierungen (ab 2003 | Stand: 3. März 2023):

Neugeschäftsvolumina Banken Deutschland / Wohnungsbaukredite private Haushalte insgesamt

Zu den oben genannten fünf Punkten kommen nun auch noch Lieferkettenprobleme, Krieg in Europa inkl. Sanktionsspirale und eine erhöhte Inflationsrate. Diese betrug in Deutschland im Februar des Jahres 2008 lediglich 2,8 Prozent auf Jahresbasis, bei gleichzeitig 3,5 Prozent Leitzins der EZB (Quelle: Statista).

Damit war der Leitzins damals real positiv (Zinssatz minus Inflationsrate). Heute sieht es im Euroraum in Sachen Realzins hingegen so aus (in Deutschland mit 8,7 Prozent Inflationsrate und gleichem Leitzins sehr ähnlich):

Inflation vs. EZB Leitzins vs. realer EZB-Leitzins

Die EZB ist schlicht nicht mehr in der Lage, die Inflation adäquat mit Zinsanhebungen zu bekämpfen, ohne die Staaten der Südperipherie in Finanznöte zu bringen, zumal die Euro-Zone in diesem Jahr mit Rekordrefinanzierungen konfrontiert ist (Quellen: EZB, BalckRock, BNP Paribas):

Goldpreis in Euro pro Feinunze 2008 ff.

Gold & Krise

Der Goldpreis sicherte in der Finanzkrise ab 2008 die Anleger nach einem kurzfristigen Einbruch nicht nur gegen die Verwerfungen bei Aktien und Immobilien ab, sondern auch gegen die Folgen der sich direkt zeitlich anschließenden und bis heute nicht überwundenen Euro-Schuldenkrise:

Eurozone net supply of government bonds

Weitere wichtige Daten-Termine, Details und Prognosen und historischen Zeitreihen finden Sie hier.

Autor: Hannes Zipfel
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