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Stand: 19.09.2023 von Jörg Bernhard
Obwohl sowohl in den USA als auch in der Eurozone die Leitzinsen in diesem Jahr kräftig erhöht wurden, verbuchte der Goldpreis auf Dollarbasis und in Euro gerechnet eine Wertsteigerung um über fünf Prozent.
Goldpreis immun gegen steigende Zinsen?

EZB-Chefin Lagarde kündigt Zinspause an

Am vergangenen Donnerstag drehte die Europäische Zentralbank zum zehnten Mal in Folge an der Zinsschraube und erhöhte den Leitzins um 25 Basispunkte auf nunmehr 4,5 Prozent.

Zur Erinnerung: Vor 14 Monaten wurde der erste Zinsschritt nach oben verkündet, nachdem dieser Satz mehr als vier Jahre lang bei null Prozent gelegen hatte (siehe Chart).

Weil das gelbe Edelmetall weder Zinsen noch Dividenden zu bieten hat, gelten Marktphasen mit steigenden Zinsen aufgrund der höheren Opportunitätskosten (-> Zinsverzicht) normalerweise als performanceschwach.

Diese vermeintliche Gesetzmäßigkeit scheint derzeit nicht zu greifen und aktuell lediglich wie ein Bremsklotz zu wirken.

Auf der Pressekonferenz anlässlich der jüngsten Zinserhöhung deutete EZB-Chefin Christine Lagarde an, dass wir auf Basis der aktuellen Daten und Erwartungen den Zinsgipfel erreicht haben. Dieses Niveau könne zwar noch längere Zeit beibehalten werden, eine Zinspause mit anschließenden Zinssenkungen wurde dadurch allerdings sehr wahrscheinlich.

Keine Zinsveränderungen werden übrigens auf der anstehenden Fed-Sitzung (20. September) erwartet.

Das FedWatch-Tool des Terminbörsenbetreibers CME Group zeigt derzeit nämlich eine Wahrscheinlichkeit von 99 Prozent an, dass der US-Leitzins auf dem aktuellen Niveau belassen wird. Vom Tisch ist eine weitere Zinserhöhung in den USA allerdings nicht, schließlich weist das Tool für Ende 2023 eine Wahrscheinlichkeit von fast 39 Prozent aus, dass wir dann höhere Zinsen als heute sehen werden.

Ein solches Szenario würde drohen, falls sich die US-Wirtschaft robuster als erwartet entwickeln sollte und dadurch zu einer erhöhten Inflationsgefahr führt.

Zur Erinnerung: Aufgrund der gestiegenen Ölpreise zogen die US-Konsumentenpreise seit Juni bereits von 3,0 Prozent auf aktuell 3,7 Prozent p.a. an.

Gründe für die relative Stärke von Gold

Dass der Goldpreis trotz der seit dem Jahreswechsel zu beobachtenden rückläufigen Inflationstendenz und trotz deutlich gestiegener Zinsen relative Stärke bewiesen hat, hat mehrere Ursachen.

  • Erstens: Jeder Investor sollte aufgrund der geopolitischen Krisenherde (Ukraine, Taiwan u.a.) einen Teil des Vermögens unbedingt in Gold anlegen.

  • Zweitens: Die Herabstufung der Bonität der USA durch die Ratingagentur Fitch hat gezeigt, dass jede Währung bzw. Staatsanleihe – im Gegensatz zu physischem Gold – mit einem Kontrahenten- bzw. Ausfallrisiko behaftet ist.

  • Drittens: In der gegenwärtigen Marktphase (-> negative Realzinsen) verliert man sowohl mit Geld als auch mit Bundesanleihen systematisch an Kaufkraft. Über Generationen hinweg haben sich Goldmünzen und Goldbarren als Inflationsschutz bestens bewährt.

Derzeit deutet nichts darauf hin, dass sich daran irgendetwas ändern wird.

Leitzinsen in der EurozoneQuelle: EZB

Ausblick für die laufende Woche

Neue Impulse für den globalen Goldmarkt könnte Fed-Chef Jerome Powell am Mittwochabend liefern. Von besonderem Interesse dürfte vor allem der Verlauf der Pressekonferenz (20.30 Uhr) sein. Insbesondere, falls neue Hinweise zur künftigen US-Geldpolitik ausgesprochen werden.

Sowohl Fed als auch EZB weisen stets darauf hin, dass die künftigen Zinsentscheidungen von der aktuellen Entwicklung wichtiger Konjunkturindikatoren abhängig sind. Als kontraproduktiv würden sich für den Goldpreis daher besser als erwartete Daten erweisen, schließlich könnte dadurch eine Zinspause mit anschließenden Zinssenkungen ausfallen.

Am Donnerstag dürften sich die Marktakteure zum Beispiel für den Konjunkturausblick der Philadelphia Fed und die wöchentlichen Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe (14.30 Uhr) stark interessieren.

Letztere sollen sich von 220.000 auf 225.000 leicht erhöht haben.

Am Freitag erfahren die Investoren dann noch, wie sich wichtige von S&P ermittelte Einkaufsmanagerindizes (15.45 Uhr) im Monat September entwickelt haben.

Grundsätzlich bleibt festzuhalten, dass man selbst einem rückläufigen Goldpreis durchaus Positives abgewinnen kann, schließlich kann man dadurch die eigenen Goldreserven günstig aufstocken.

Wichtig zu wissen: Diverse Notenbanken stufen das gelbe Edelmetall offensichtlich nach wie vor als kaufenswert ein.
Autor: Jörg Bernhard
Freier Wirtschaftsjournalist
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von Peter L Ustig | 28.09.2023, 00:42 Uhr Antworten

Mag sein,dass auf Jahressicht der Goldpreis etwas an Zuwachs gewonnen hat... jedoch ist derzeitige Preisentwicklung mit der Tendenz "ab in den Keller" für das güldene Edelmetall und beim "Krypto-Märchen-Kurs ohne reelle physisch existente Gegenwerte" wiederum das Gegenteil (höher-breiter-weiter), ein Dramaschauspiel für Edelmetall-Anleger.
Wann platzt endlich mal die Blase der Luftschlösser-Ingenieure... deren Lügenkonstruktionen immer raumfordernder werden ???

Es riecht nach Wiederholung von 1923-29... Hundert Jahre später und erneut Armut,Hunger und Bankrotte...was seitens unserer Volksvertreter/Volksverräter mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln in Kombination mit dreister Dummheit erfolgreich eingerührt und forciert wird.
Wobei gefühlte 98% der Bürger dabei lediglich zuschauen ohne zu handeln und zu begreifen, was das Resultat dieses Gebahrens sein wird.
Ignoranz par exellence.

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