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Stand: 30.04.2024 von Jörg Bernhard
Der Goldpreis macht – allen Unkenrufen zum Trotz – derzeit wenig Anstalten, sich signifikant zu verbilligen. Einige Notenbanken dürften durch ihre anhaltenden Goldkäufe für diese Entwicklung maßgeblich verantwortlich sein.
Goldpreis: Rückenwind dank Notenbanken

Warum Notenbanken auf Gold „schwören“

Vereinfacht ausgedrückt kann man folgendes behaupten: Die Riege wichtiger internationaler Zentralbanken teilt sich in zwei Gruppen ein – die eine gibt ihren enormen Goldbesitz nicht aus der Hand und die andere verspürt ein starkes Kaufinteresse. In der Regel fällt laut Daten des World Gold Council die von Notenbanken gekaufte Goldmenge deutlich höher als die Verkäufe aus. Im vierten Quartal 2023 stockten die fünf goldhungrigsten Währungshüter (Türkei; China, Polen, Tschechien und Katar) ihre Goldreserven bspw. um über 138 Tonnen auf, während die fünf größten Verkäufer (Kasachstan, Usbekistan, Jordanien, Mongolei und Singapur) auf ein Volumen von lediglich 31,6 Tonnen kamen.

Besonders interessant: Länder wie Russland und China, welche die globale Führungsrolle der USA lieber früher als später beenden möchten, horten bereits seit Jahren Gold. Beide haben ihre Goldbestände in den vergangenen zehn Jahren vervielfacht (siehe Grafiken). Diese Tendenz war nach der Annexion der Krim durch Russlands Machthaber Putin besonders stark ausgeprägt. Die Sanktionen der G7-Staaten inkl. der Europäischen Union, haben den Russen und Chinesen aufgezeigt, wie schnell der Zugriff auf Reservewährungen wie Dollar oder Euro eingefroren werden können.

China Goldreserven

Was mit Blick auf die Staatsfinanzen Russlands bereits seit Längerem zu beobachten war – nämlich der massive Abbau von US-Staatsanleihen – ist mittlerweile auch in China zu beobachten. In den vergangenen fünf Jahren haben sich deren Bestände von über 1.000 Milliarden auf 775 Milliarden Dollar reduziert. Angesichts der massiven Drohungen gegen den Inselstaat Taiwan, der in den Augen der chinesischen Machthaber als „abtrünnige Provinz“ angesehen wird, wird an den Finanzmärkten ein militärischer Überfall der Chinesen nicht ausgeschlossen.

Aufgrund der enormen Bedeutung des Weltmarktführers der Chipindustrie Taiwan Semiconductor wäre dies ein absoluter GAU (Größter Anzunehmender Unfall) für den globalen Welthandel.

Russland Goldreserven

Entdollarisierung weiter auf dem Vormarsch?

Die Dominanz der US-Währung wird nicht nur von autokratischen Staaten wie China und Russland, sondern auch von anderen Schwellenländern aus Asien, Afrika und Südamerika als problematisch eingestuft. Deshalb versuchen viele Länder ihre Abhängigkeit vom Dollar zu reduzieren. Dieser Trend wird „Entdollarisierung“ bezeichnet und dürfte sich auf lange Sicht verfestigen und könnte zu einer multipolaren Weltordnung führen.

In einem solchen Umfeld würden dann Währungen wie der chinesische Renminbi oder die indische Rupie eventuell an Bedeutung gewinnen, möglicherweise bevorzugen Investoren aber lieber „staatenlose globale Währungen“ wie Gold und Silber bzw. Kryptos wie Bitcoin und Ethereum. Die aktuelle Lage an den Finanzmärkten lässt deshalb vor allem einen Schluss zu: Es bleibt spannend!

Ausblick für die laufende Woche

Die alte Börsenregel „Sell in May and go away“ sollte mit Blick auf den Goldhandel eher ignoriert werden, schließlich genießt sie vor allem unter Aktieninvestoren einen hohen Stellenwert. Sollte ein moderater Ausverkauf an den internationalen Börsen tatsächlich einsetzen, wäre dies sogar eher als Kaufargument für den „sicheren Hafen“ Gold zu interpretieren.

Im Grunde genommen macht der Verkauf von Gold bei langfristiger Betrachtung nur in einem Fall Sinn – nämlich bei akutem Liquiditätsbedarf. In den kommenden Handelstagen stehen zahlreiche wichtige Konjunkturindikatoren zur Bekanntgabe an. Für erhöhte Aufmerksamkeit dürfte neben europäischen Inflationsdaten vor allem die zu erwartende Datenflut vom US-Arbeitsmarkt sorgen.

Am Freitag erfahren die Investoren vom US-Arbeitsministerium, wie sich im April der US-Arbeitsmarkt entwickelte. Eine von Trading Economics veröffentlichte Umfrage unter Analysten deutet darauf hin, dass sich die Arbeitslosenrate mit 3,8 Prozent nicht verändert hat und die Zahl neu geschaffener Stellen von 303.000 auf 243.000 gesunken ist. So mancher Marktbeobachter befürchtet für die USA eine Phase der Stagflation – also die Kombination stagnierender Konjunktur bei relativ hoher Inflation. Dies würde mit Blick auf die Kapitalmarktlehre für den Kauf des Inflationsschutz Gold sprechen.

Autor: Jörg Bernhard
Freier Wirtschaftsjournalist
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