Gold: 2.186,55 € 0,00 %
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Stand: 27.09.2023 von Hannes Zipfel
Anleger investieren vornehmlich in "Gewinner"-Werte. Aktuell notiert der Goldpreis in US-Dollar auf dem Niveau des Jahres 2020 und 8 Prozent unter seinem Höchststand vom 6. August 2020. Dennoch kann es durchaus Sinn machen, antizyklisch über Käufe nachzudenken, denn wichtige Rahmenbedingungen sind dafür erfüllt.
Gute Zeit für ein Goldinvestment?

In diesem Beitrag werden vier davon näher beleuchtet:

  1. Die Bedeutung des Goldes als „Sicherer Hafen“
  2. Die Saisonalität
  3. Die Positionierung der Spekulanten
  4. Die Charttechnik

Gold ist nicht irgendein Vermögenswert

Die Erkenntnis

„Nur Gold ist Geld - alles andere ist Kredit“

wird John Pierpont Morgan (J.P. Morgan; 1837 - 1913), dem einflussreichsten Banker seiner Zeit zugeschrieben und ist eine über Jahrtausende bewährte Wahrheit.

Das nach ihm benannte Geldhaus JPMorgan Chase ist noch heute die nach Marktwert größte Bank der Welt. Sein Rat dürfte also auch für Privatanleger in einer hoffnungslos mit Krediten überhäuften Welt von Bedeutung sein.

Zumal seit März 2020 die Kreditkosten stark ansteigen und mehr und mehr Gläubiger in die Knie zwingen.

Was mit dem Goldpreis passiert, wenn es, wie im Jahr 2020 oder während er Weltfinanzkrise 2008 ff. zu Wirtschaftskrisen kommt, zeigt folgende grafische Statistik. Das edle Metall fungiert als „Sicherer Hafen“ (ohne Gläubiger-Risiko) und gewinnt an Beliebtheit:

Gold Durin Recessions

Aktuell ist die globale Verschuldung mit knapp 300 Prozent des Welt-Bruttoinlandsprodukts höher als jemals zuvor.

Die globalen Machtblöcke betreiben knallharte Politik zugunsten der eigenen Interessen und gefährden mit Sanktionen und Gegensanktionen die globalen Wirtschaftsströme. Daraus resultieren u. a. höhere Energiepreise, die auch geopolitische Ursachen haben (künstliche Verknappung durch das OPEC+ Kartell).

Das Schlimmste jedoch, was momentan auf überschuldete Industrie- und Schwellenländer zukommt, ist der aktuelle Unwille der großen Zentral- und Notenbanken, deren Schuldscheine aufzukaufen und stattdessen die Kreditzinsen zu verteuert oder auf hohem Niveau zu belassen.

Und das in einer Situation, in der nicht nur in der größten Volkswirtschaft, den USA, wegen der Wirtschaftsschwäche, Sanktionen, Rüstungskosten, teuren Subventionen etc. die Haushalte hoch defizitär sind (Quelle U.S. Congressional Budget Office):

Cumulative Monthly Deficits Fiscal Years 2022 and 2023t

Ende September ist ein statistisch günstiger Kauf-Zeitpunkt

In der ganzheitlichen Analyse des Preisverhaltens eines Vermögenswertes spielt auch die sogenannte „Saisonalität“ eine große Rolle.

Also wann lohnt es sich während des Jahres in ein Anlagegut, wie z. B. Gold, zu investieren. Der besseren Vergleichbarkeit wegen wird im folgenden Liniendiagramm zum einen der Fünfjahresdurchschnitt der Preisentwicklung (blaue Linie) und die des aktuellen Jahres 2023 dargestellt (rote Linie).

Saisonalität Gold 5 Jahre und aktuelles Jahr

Infobox Saisonalität

Saisonalität bzw. deren Wahrnehmung ergibt sich aus der Art und Weise, wie Händler und Anleger mit verschiedenen Zeitperioden im Jahr umgehen. Beispielsweise sind die meisten Händler und Investoren gegen Ende des Jahres normalerweise im Urlaub.

Infolgedessen ist der Markt durch ein geringes Volumen und häufig erhebliche Preisschwankungen gekennzeichnet.

Bei Rohstoffen spielen Erntezeiten oder Nachfragespitzen eine große Rolle für die Preisfindung, die meist durch Spekulanten verstärkt wird. Die Saisonalität ist im Falle der Spekulanten also auch auf die Psychologie der Marktteilnehmer zurückzuführen.

Manchmal kann die Wahrnehmung, dass die Sommermonate für den Markt langweilig sind, einige Händler dazu veranlassen, nicht zu handeln und zu investieren.

Es gibt aber auch handfeste Gründe, warum die Einbeziehung der Saisonalität in die Festlegung des Kaufzeitpunkts in ein Anlagegut sinnvoll sein kann: Beispielsweise steigen die Energiepreise nach dem Winter in den meisten Fällen, da die Unternehmen ihre Speicher schnell füllen müssen. Zur Wintersaison hin steigt sie auch an, da die Länder ihre Lagerbestände weiter füllen.

Einige Agrarrohstoffe wie Mais und Sojabohnen entwickeln sich je nach Jahreszeit und Ernteertrag ebenfalls besser oder deutlich schlechter.

Darüber hinaus kommt es in der Berichtssaison von Unternehmen tendenziell zu erheblicher Marktaktivität.

In den meisten Fällen weist die Berichtssaison eine erhebliche volumengewichtete Volatilität auf.

Auch Feiertagen kommt eine große Rolle, zu denen beispielsweise große Mengen Goldes verschenkt werden und die hauptsächlich in das erste und vierte Quartal eines Jahres fallen (z. B. Weihnachten).

Spekulanten als dominierender Preisfaktor

Man kann darüber debattieren, ob es eine gesunde Entwicklung ist, dass an den großen Terminbörsen dieser Welt, allen voran der COMEX (CME Group) in den USA täglich ein Vielfaches der weltweiten physischen Umsätze gehandelt werden.

Fakt ist aber, dass man diese Tatsache in seine Kaufentscheidung einbeziehen muss.

Wichtig dabei ist die Erkenntnis, dass die „großen Spekulanten“, die „Papiergold-Kontrakte“ in Millionenhöhe kaufen und verkaufen, erfahrungsgemäß zuverlässig antizyklisch handeln.

Ist diese Händlergruppe also gerade im Markt unterrepräsentiert, drohen keine großen Gewinnmitnahmen, sondern eher erwachendes Interesse vonseiten der Spekulanten (grüne Linie im Chart):

COT Gold Report

Auch die schwarze Linie (Open Interest) signalisiert, dass die Gesamtzahl der offenen Gold-Future-Kontrakte alles andere als eine Spekulationsblase anzeigt.

Die rote Linie ganz unten in der Grafik, der „COT Index" bewegt sich mit einem Wert von 69 nach wie vor im „Kaufen“-Bereich.

Zu beachten ist, dass die Kursverluste, die i. d. Regel mit dem zusätzlichen Abbau von Open Interest, spekulativen Kontrakten und einem Anstieg des COT Index in dieser Grafik noch nicht enthalten sind, da die Daten von der Aufsichtsbehörde CFTC zuletzt am Dienstag, den 19. September nach Börsenschluss erhoben und erst am Ende der Woche veröffentlicht werden (ab kommendem Sonnabend frische Daten z. B. hier: https://insider-week.com/de/cot/gold/).

Das Bild am wichtigsten Gold-Terminmarkt dürfte also in Wahrheit aktuell viel besser aussehen, als es die Werte aus der letzten Woche (Dienstag) zeigen, da ab letztem Mittwoch nach der Pressekonferenz mit US-Notenbank-Chef Jerome Powell ein signifikanter Preisrückgang stattgefunden hatte.

Die Charttechnik

Gut zu sehen ist die Entwicklung, die nach den geldpolitisch restriktiven Aussagen des US-Notenbankchefs einsetzte. Aktuell fällt der Preis des Goldes unter die psychologisch wichtige Marke von 1.900 US-Dollar pro Feinunze (31,1g) und steht knapp über der horizontalen Unterstützungslinie grün gestrichelt).

Goldpreis in US-Dollar pro Unze

Der Grund für den jüngsten Goldpreisrücksetzer sind stark ansteigende Kapitalmarktzinsen, die dem zinslosen Gold Paroli bieten und sich bei mehr als der doppelt so hohen Gesamtverschuldung im Vergleich zum Niveau von vor der Finanzkrise 2008 befinden (Quelle: Federal Reserve):

10 Year Treasury Bond Note Yield

Zum anderen ist der US-Dollar wegen seiner höheren Verzinsung und den (noch) etwas besseren Konjunkturdaten im Höhenflug, was den Goldpreis in Dollar drückt, aber für Anleger aus dem Euroraum eine gute Nachricht ist, da Gold weltweit in US-Dollar gehandelt wird, das Edelmetall aber in Euro an Wert gewinnt und wegen des Wechselkurseffektes in vielen Währungen bereits auf Allzeithöchstständen notiert:

Goldpreise in US-Dollar & in Euro pro Unze

Fazit

In Anbetracht der Herausforderungen, die ab Oktober auf die Finanzmärkte und die Weltwirtschaft zukommen, könnte sich der aktuelle Preisrücksetzer bei Gold als interessante Opportunität herausstellen.

Obgleich die Nähe des Preisniveaus zu der wichtigen Unterstützungslinie zur Vorsicht mahnt!

Es riecht überall nach Crash (Immobilien, Anleihen, Aktien etc.). Das liquiditätssensible Gold könnte sich dem kurzfristig wohl nicht entziehen, selbst wenn das bekannte Phänomen auftritt, dass an den Gold-Terminmärkten Verkaufspanik herrscht und sich gleichzeitig bei den Einzelhändlern Warteschlangen vor den stationären und virtuellen Verkaufsschaltern bilden.

Eine anschließende V-förmige Erholung, nachdem die Geldpolitik gezwungenermaßen eine 180-Grad-Wende vollzieht, um eine Weltfinanzkrise 2.0 abzuwenden, würde nicht überraschen.

Autor: Hannes Zipfel
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von Schlunz | 28.09.2023, 14:21 Uhr Antworten

Also soll man noch warten und nicht jetzt Gold kaufen sondern bis Gold weiter abwärts tendiert .?! Also werde warten bis ich kaufe.!

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