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Stand: 21.08.2023 von Hannes Zipfel
Selten war eine Börsenwoche mit so vielen wichtigen Terminen vollgestopft wie diese. Mitten im Sommerloch werden die Anleger mit wichtigen Entscheidungen vom Gipfel der BRICS-Staaten in Johannesburg, dem Notenbankertreffen im amerikanischen Jackson Hole, dem deutschen ifo-Index sowie den Einkaufsmanager-Indizes aus Deutschland, der Euro-Zone und den USA konfrontiert.
Ifo-Index, BRICS-Gipfel & Notenbanker-Treffen

Hier die wichtigsten Termine für die aktuelle Börsenwoche im Überblick:

  • Montag: Monatsbericht der Deutschen Bundesbank (BuBa), Erzeugerpreisindex Deutschland für Juli ggü. Vorjahresmonat (akt.: -6,0 % | Juni: 0,1 %)

  • Dienstag: BRICS-Gipfel vom 22. - 24. August in Südafrika, US-Verkäufe bestehender Häuser im Juli annualisiert in Mio. Einheiten (e: 4,15 | Juni: 4,16)

  • Mittwoch: Einkaufsmanager-Gesamt-Index Deutschland für August (e: 48,3 | Juli: 48,5), Einkaufsmanager-Gesamt-Index USA für August (e: 52,0 | Juli: 52,0), Einkaufsmanager-Gesamt-Index Euro-Zone für August (e: 48,5 | Juli: 48,6)

  • Donnerstag:  US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe KW 33 (e: 240k | KW 32: 239k), 45. Jackson Hole Economic Symposium vom 24. - 26. August (Notenbanker-Treffen)

  • Freitag: US-Notenbankchef Jerome Powell mit Rede zum Wirtschaftsausblick und der US-Geldpolitik (16:00 Uhr MESZ), ifo-Geschäftsklima-Index für August (e: 86,6 | Juli: 87,3), Terminmarktdaten der US-Aufsichtsbehörde CFTC für Gold und Silber (COT-Reports; 22:30 Uhr MESZ)

Weitere Daten-Termine, Details zu den Prognosen sowie historische Zeitreihen finden Sie hier.

Weg vom US-Dollar und hnin zum goldgedeckten Währungssystem 

Selten hatte ein Treffen der fünf BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China) bereits im Vorfeld so hohe Wellen geschlagen. Vertreter aus über 50 Staaten, darunter Beitrittskandidaten und Beitrittswillige, nehmen an dem Gipfel in Johannesburg teil. Der russische Präsident Putin ist wegen des internationalen Haftbefehls gegen ihn per Video zugeschaltet.

Das aktuelle Treffen der BRICS-Staaten, die bereits jetzt 25 Prozent der Weltwirtschaft repräsentieren (so viel, wie die G7-Staaten zusammen) und 40 Prozent der Weltbevölkerung stellen, werden eine Agenda abarbeiten, die es in sich hat.

Neben der massenhaften Aufnahme neuer Mitglieder steht vor allem die "Dedollariesierung" im Mittelpunkt. Der sogenannte BRICS-Block will sich vor allem im Bereich des Handels und der Finanztransaktionen vom Westen emanzipieren.

Seit den zunehmenden Sanktionen gegen China und Russland wollen auch weitere rohstoffreiche Staaten, wie z. B.  Saudi-Arabien und sogar NATO-Staaten, wie die Türkei, dem Bündnis beitreten.

Geplant ist, den Handel auf bilateraler Ebene in den jeweiligen Währungen der Länder abzuwickeln oder alternativ den Yuan oder Gold als monetäres Tauschmittel einzusetzen. China und Russland sind noch vor Australien und Kanada die größten Goldproduzenten der Welt.

Wobei es noch ein weiter Weg bis zu einem gemeinsamen Zahlungs- und Währungssystem sein dürfte. Zwar bestehen bereits Grundstrukturen, wie zum Beispiel die New Development Bank (ehem. BRICS Development Bank). Aber die Kompatibilität der Zahlungssysteme, z. B. zwischen China und Russland, stellen noch eine große Hürde dar, um die seit 50 Jahren weltweit dominierende SWIFT (Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication) etwas Gleichwertiges oder Besseres entgegenzusetzen.

Eine gemeinsame goldgedeckte Währung steht ebenfalls auf der Agenda und wird früher oder später sicher auch Realität. Aber zu welchen Konditionen (Höhe der Golddeckung etc.) und zu welchem Zeitpunkt steht noch nicht fest.

Zumal Indien und Brasilien einer BRICS-Währung aktuell noch skeptisch gegenüberstehen. Zum einen sind die technischen Voraussetzungen dafür angeblich noch nicht ausreichend gegeben und zum anderen wollen es sich die Schwellenländer mit dem Westen nicht verderben, da ein Großteil ihrer Exporte genau dorthin geht. So ist China der größte Außenhandelspartner der EU und Brasiliens Exporte in die USA waren im Jahr 2022 so hoch wie nie zuvor und reichten von Aluminium bis Zink:

BExportvolumen Brasiliens

Zweifellos ist der Ansturm beitrittswilliger und vor allem rohstoffreicher Staaten gegen den noch wirtschaftlich dominierenden Westen ein sich stark beschleunigender Prozess, der auch den Goldpreis mittelfristig zu noch größerer Bedeutung mit entsprechend höherer Nachfrage und wegen der begrenzten Fördermöglichkeiten auch höherem Wert verhelfen wird. Aber mit einer kurzfristigen Preisexplosion ist wegen des politischen Gegenwinds aus Brasilien und Indien nicht zu rechnen.

Seit dem Jahr 2010 sind die Zentral- und Notenbanken weltweit nach der durch die geplatzte Immobilienblase in den USA ausgelösten Weltfinanzkrise bei Gold auf die Käuferseite gewechselt und halten aktuell so viel des monetären Edelmetalls wie nie zuvor seit Datenerhebung durch das World Gold Council (WGC) und den Internationalen Währungsfonds (IWF):

Netto Goldeinkäufe der Zentralbanken

Dieser Trend dürfte sich im Zuge der Auflehnung der Schwellenländer gegen den Westen noch verstärken. Nicht zufällig gehörten China, Russland, Indien und die Türkei zu den größten Goldkäufern der letzten Jahre, die gleichzeitig zu den vehementesten Kritikern der amerikanischen Hegemonialpolitik und des dollarzentrischen Welthandelssystems zählen.

Obwohl China selbst der größte Goldproduzent ist, importiert das Land jährlich netto ca. 1.000 Tonnen. Und dass bei einer weltweiten Gesamtjahresproduktion von 3.611,9 Tonnen im Jahr 2022. Der Rekord bei der Goldproduktion fand im Jahr 2018 statt.

Game-Changer Jackson Hole?

Nicht nur für die Edelmetallpreise wird das kursrelevante Highlight dieser Woche die Rede des US-Notenbankchefs Jerome Powell am Freitag um 16:00 Uhr MESZ in dem malerischen Tal Jackson Hole am Fuße der Rocky Mountains im Bundesstaat Wyoming, wo sich seit 45 Jahren das Who's Who der internationalen Geldpolitik und Finanzindustrie trifft. Auch die Chefin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, wird in Jackson Hole erwartet.

Bereits auf vorherigen Symposien wurden durch geldpolitische Ankündigungen Trendwechsel an den Märkten ausgelöst, weshalb die Anleger jede Rede in Jackson Hole genau verfolgen. Die Hauptthemen dieses Jahres sind die Inflation und die nach wie vor existierenden Lieferkettenprobleme, die zukünftig durch eine verstärkte Sanktionspolitik oder Handelskriege noch verschärft werden könnten.

Für die Edelmetallmärkte von besonderer Bedeutung dürften jedoch die Aussagen Jerome Powells zum Thema Inflationsausblick und Zinspolitik sein. Kündigt er das Ende des Straffungszyklus an oder lässt er sich alle Optionen offen?

Bei der letzten turnusmäßigen Zinssitzung am 26. Juli hatte Powell de facto bereits das Ende des Zinszyklus dadurch ausgerufen, dass er weitere Zinsschritte von Konjunkturdaten abhängige mache.

Da sich diese Daten in den letzten Wochen weiter verschlechterten, wird die Rede des Fed-Chefs mit großer Spannung erwartet.

Konjunkturdaten gewinnen an Bedeutung

Noch vor der Rede Powells werden am Mittwoch um 15:45 Uhr MESZ aktuelle Daten zu den wichtigen US-Einkaufsmanager-Indizes für August erwartet, die zuletzt auch im wirtschaftlich bedeutenden Service-Sektor rückläufig waren.

Hier der Gesamt-Index für alle Wirtschaftssektoren:

USA-Einkaufsmanager Index

Zudem wurden in der vergangenen Woche die ökonomischen Frühindikatoren für die USA den 16. Monat in Folge rückläufig gemeldet:

USA Wirtschafts Frühindikatioren

Es lohnt sich also für Edelmetall-Anleger in den kommenden Wochen verstärkt auf solche Daten zu schauen, um die für die Edelmetallpreise sehr relevante zukünftige US-Geldpolitik besser antizipieren zu können.

Der für Deutschland wichtigste Konjunkturindikator, der Geschäftsklimaindex des ifo Instituts in München, wird am Freitagmorgen um 10:00 Uhr ebenfalls schwächer erwartet – und zwar mit 86,6 Punkten mit dem vierten Rückgang in Folge (per Definition zeigen drei Rückgänge in Folge einen wirtschaftlichen Abschwung an):

Deutschland ifo - Geschäftsklima Index

Autor: Hannes Zipfel
Ökonom
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von Winnipuh 3. | 24.08.2023, 14:30 Uhr Antworten

Hallo Herr Zipfel.
Danke für den wieder einmal sehr aussagefähigen Artikel.

Nun, einmal abgesehen von dem, was wir über die Pläne diverser Staaten bezüglich einer geplanten Goldwährung wissen,
sollte man vielleicht noch erwähnen, dass Gold alleine nicht glücklich macht egal, wieviel man davon als Staat besitzt oder noch zu fördern gedenkt.

Was bringt hochwertiges Gold, wenn man dafür keine entsprechend hochwertigen Güter mehr erhalten oder aber auch "anbieten" kann ?! Jede Währung muss sich letzten Endes an der Wertigkeit der dafür erhältlichen Waren und deren Qualität bemessen lassen. Und was diese Tatsache anbelangt, ist z.B. CHINA wohl ausgemachter ...meister, denn außer ein wenig Export- Informationstechnnologie gibt es da nicht mehr allzu viel, was als Ware wirklich noch innovativ oder erstrebenswert sein könnte. Wir dagegen, haben Qualität Standards für Produkte überhaupt erst erfunden. Wer Wirtschaftskraft deshalb mit billigem Plastikschrott / Müll gleichsetzt, weiß definitiv nicht was wirtschaftliche Nachhaltigkeit bedeutet. Und genau dieser Punkt ist das größte Potenzial von diesem Land. Die gute Nachricht lautet deshalb: wir können es wieder schaffen, weil wir wissen wie es funktionieren muss ... und die schlechte Nachricht... die Köpfe sind noch nicht bereit dazu.

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