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Stand: 11.12.2023 von Jörg Bernhard
Trotz hohem Goldpreis herrscht unter einigen Notenbanken – insbesondere der chinesischen – ein anhaltend hohes Interesse an der Krisenwährung Gold. Darauf deuten zumindest die aktuellen Daten des World Gold Council (WGC) hin.
Notenbanken stocken ihre Goldreserven auf

Trotz hohem Goldpreis sehr gefragt

Während sich chinesische Goldkonsumenten in der Vergangenheit als relativ preissensibel erwiesen haben, lässt sich die chinesische Notenbank vom gegenwärtig hohen Niveau der Krisenwährung nicht abschrecken und baut seine strategischen Goldreserven weiter aus.

In der vergangenen Woche veröffentlichte der World Gold Council aktuelle Zahlen zur weltweiten Entwicklung der Goldbestände der Zentralbanken. Im Oktober verspürten vor allem die Notenbanken in China, der Türkei und Polen einen besonders starken Goldappetit.

So haben zum Beispiel die Chinesen für Oktober einen Anstieg der landeseigenen Goldreserven um 23,0 Tonnen gemeldet, während die Türken 18,5 Tonnen und die Polen 6,2 Tonnen Gold zugekauft haben. Diese drei Länder erwiesen sich bereits im dritten Quartal als besonders kauffreudig (siehe Tabelle), wobei China mit Käufen im Volumen von 78,07 Tonnen auf Platz 1 landete, gefolgt von Polen (56,63 Tonnen) und der Türkei (39,22 Tonnen).

Zur Erinnerung: Im Jahr 2022 kaufte die Türkei mit 147,57 Tonnen mit großem Abstand das meiste Gold und übertraf damit sogar die chinesischen Goldkäufe (62,21 Tonnen) um ein Vielfaches.

Notenbanken und Gold in Q3 2023

Nettokäufe Tonnen
China 78,07
Polen 56,63
Türkei 39,22
Usbekistan 6,53
Tschechien 5,52
Nettoverkäufe Tonnen
Kasachstan -4,15
Mexiko -0,12
Luxembourg -0,03
Uruguay 0,00
Quelle: World Gold Council

Warum gerade autokratisch regierte Staaten wie China und die Türkei auf das gelbe Edelmetall „schwören“, liegt auf der Hand, schließlich haben die Sanktionen der G7-Staaten und der EU gegen Russland gezeigt, dass milliardenschwere Dollar- und Euro-Vermögen unter Umständen eingefroren werden können.

Daher wollen vor allem Länder mit schlechtem Verhältnis zu ihren Nachbarstaaten diese Form der Abhängigkeit durch ein möglichst großes Goldvermögen reduzieren – ein Schelm, wer Böses dabei denkt?

Kein Ende des Goldhungers in Sicht

In diesem Jahr haben die Notenbanken weltweit Netto-Goldkäufe von fast 800 Tonnen getätigt. Damit wurde der vergleichbare Vorjahreswert von 700 Tonnen um mehr als 14 Prozent übertroffen. Nun darf man gespannt sein, ob die im Vorjahr registrierten Rekordkäufe im Volumen von 1.081,9 Tonnen übertroffen werden. Unabhängig davon kann man davon ausgehen, dass die Notenbanken weiterhin eher als Käufer bzw. Halter denn als Verkäufer von Gold in Erscheinung treten dürften.

Kleiner Rückblick: In den vergangenen zwölf Jahren schwankten deren Nettokäufe zwischen 254,9 Tonnen (2020) und dem für 2023 Rekordwert (siehe oben) von weit über tausend Tonnen. Damit summieren sich die innerhalb dieses Zeitraums getätigten Notenbankenkäufe auf fast 6.700 Tonnen, was bei einem Goldpreis von 2.000 Dollar einem Gegenwert von ungefähr 430 Milliarden Dollar entspricht.

Diesen Sachverhalt sollten Privatanleger dahingehend interpretieren, dass insbesondere auf lange Sicht der Kauf von Gold selbst bei hohem Preisniveau Sinn ergibt, schließlich dürften Notenbanker über einen besonders tiefen Einblick in den aktuellen Zustand der globalen Finanzsysteme verfügen.

Ausblick für die laufende Woche

Nach zwei Verlustjahren in Folge stehen die Chancen relativ gut, dass der Goldpreis auf Dollarbasis einen Gewinn erzielen wird. Obwohl nach dem Markieren eines neuen Rekordhochs Gewinnmitnahmen zu einem Kursrutsch unter die Marke von 2.000 Dollar geführt haben, bleibt die altbewährte Krisenwährung ein absolutes Must-Have-Investment.

In Erwartung baldiger Zinssenkungen favorisierten Anleger in den vergangenen Monaten vor allem folgende Anlageklassen: Aktien, Kryptowährungen sowie Edelmetalle. Neben den für den Dienstag angekündigten US-Konsumentenpreis dürften sich die Akteure an den Finanzmärkten vor allem für die US-Produzentenpreise und die Fed-Sitzung (beide Mittwoch) besonders stark interessieren.

Insbesondere die Statements von Fed-Chef Jerome Powell könnten dem Goldpreis neue Impulse verleihen.

Laut FedWatch-Tool des Terminbörsenbetreibers CME Group gelten Zinssenkungen ab Mai als sehr wahrscheinlich. Angesichts starker Aktienmärkte und einer bislang ausgebliebenen harten Landung der Konjunktur sowie einer rückläufigen Inflation kann man Gold derzeit ein hohes Maß an relativer Stärke attestieren.

Fazit: Das Edelmetall will einfach nicht billiger werden – und daran sollte sich auf Dauer wenig ändern.

Autor: Jörg Bernhard
Freier Wirtschaftsjournalist
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