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Stand: 25.05.2023 von Hannes Zipfel
Die höchste elektrische Leitfähigkeit aller Metalle macht Silber unentbehrlich für die Elektroindustrie und hier vor allem für die Solarindustrie. Das seit drei Jahren bestehende Angebotsdefizit könnte sich in Zukunft zum Problem entwickeln und zu Preissprüngen führen.
Silber – Gewinner des Elektrifizierungstrends

Besser als Kupfer, Gold, Aluminium, Zink und Nickel

Die Anwendungsvielfalt des Edelmetalls Silber in verschiedenen Industrien ist auf seine herausragenden physikalischen Eigenschaften zurückzuführen: Es leitet Wärme sehr gut, ist antiseptisch, reflektiert Licht besser als jedes andere Metall (daher Verwendung in Spiegeln) und leitet elektrischen Strom am effizientesten.

Besonders die elektrische Leitfähigkeit macht das Metall für die Bereiche Kommunikation (Smartphones), Logistik (RFID-Chips), Energiespeicherung und Energieerzeugung zu einem essenziellen Rohstoff.

Der Grund dafür, warum Silber der beste Leiter ist, hat mit seinen Elektronen zu tun, die sich freier bewegen können als bei anderen Elementen, wie z. B. Kupfer.

Silber in Solarzellen boomt

Die ambitionierten Ziele zur Gewinnung von Strom aus regenerativen Quellen führt in den kommenden Jahren zu einem weltweit anhaltenden Solarboom, v. a. in den USA und China. Hinzu kommt die vermehrte Anwendung in Elektroautos gegenüber Verbrennern.

Erstere sollen zukünftig ebenfalls vermehrt mit Solarstrom angetrieben werden.

Im vergangenen Jahr hat die Solarindustrie bereits ca. 15 Prozent des weltweiten Silberangebots absorbiert. Dr. Pierre Verlinden, Photovoltaikspezialist am Yangtze Institute for Solar Technology (YIST), kommt auf Basis seiner Forschung zu dem Ergebnis, dass bei konstant hohem Anteil an Silber pro Solarzelle im Jahre 2030 bereits 94 Prozent der Weltsilberproduktion allein von der Solarindustrie benötigt werden würde.

Verlinden führt aus, dass die Solarindustrie ihren Silberverbrauch bis 2030 um beinahe 90 Prozent reduzieren müsste (von aktuell 19,5 mg auf 2 mg pro Einheit), um ihn in einem nachhaltigen Bereich von 20 Prozent Anteil des gesamten Weltsilberverbrauches zu stabilisieren.

Alternative Verfahren auf Kupferbasis werden aber momentan erst noch erforscht und bei der Reduktion des Silbergehalts ist eine Abflachung festzustellen. Deshalb hält der Photovoltaikforscher eine solch starke Reduktion in diesem kurzen Zeitraum für unwahrscheinlich.

Im Jahr 2022 machte Photovoltaik fast zwei Drittel der Erweiterung erneuerbarer Energiegewinnung weltweit aus.

Gemäß einer Ende März 2023 veröffentlichten Studie der Internationalen Agentur für erneuerbare Energien (IRENA) sind im vergangenen Jahr insgesamt 295 Gigawatt an erneuerbaren Energien weltweit errichtet worden. Damit sei die kumuliert installierte Leistung um 9,6 Prozent auf 3.372 Gigawatt angewachsen. Es sei ein Rekordwachstum, was maßgeblich auf neu installierten Photovoltaik-Anlagen beruhe, so IRENA.

Da auch die Elektromobilität, smarte Stromnetze, die Elektronik- und Computerbranche als Ganzes, die Medizintechnik, die Funktionstextilindustrie, die Telekommunikationsindustrie, die Medizintechnik und die Wasseraufbereitung einen stark steigenden Bedarf nach Silber haben, deuten sich hier signifikante Engpässe an.

Vor allem bei den Kontaktstellen ist Silber in Smartphones, Computern, Elektromobilen und Stromnetzwerken unentbehrlich, um die Effizienz der Anlagen zu gewährleisten. In RFID-Chips sind kleine Antennen aus Silber millionenfach verbaut. Silber kommt also pro Produkteinheit nur im geringen Maße zur Anwendung, aber die Masse der Anwendungen und deren Verbreitung steigt ständig.

Auch in Solarzellen wird Silber (Ag) primär als Kontaktstelle benötigt (schematische Darstellung verschiedener Solarzellen; Grafik: AE Solar):

Solarzellen wird Silber (Ag)

Von fossilen Energieträgern zu Metallen

Durch die globale Energiewende verlagert sich der Materialbedarf von fossilen Brennstoffen hin zu Metallen.

Das schnelle Wachstum des Photovoltaik-Marktes scheint neben Wasser- und Windkraft die bedeutendste Option hin zur Steigerung der Energiegewinnung ohne die Verbrennung fossiler Energieträger zu sein.

Allerdings wird das Wachstum der Branche zur Herausforderung hinsichtlich des Materialverbrauchs.

Für den Einsatz von Photovoltaik im Terawatt-Bereich wurden bereits im Jahr 2008 von Experten Bedenken hinsichtlich des steigenden Materialbedarfs geäußert. Basierend auf der aktuellen Produktionsrate von Solarzellen haben eine Reihe von Studien und Berichten die Besorgnis über einen steigenden Materialbedarf erneuert, der erhebliche Auswirkungen auf die Lieferketten haben wird, um die langfristige Nachhaltigkeit der Herstellung von Photovoltaikanlagen zu sichern.

Derzeit ist Silber gemäß der Studie „The silver learning curve for photovoltaics and projected silver demand for net-zero emissions by 2050“ das kritischste Metall im Hinblick auf Preis- und Versorgungsrisiken, wenn die Produktion weiter zunimmt. Im Jahr 2020 wurden etwa 12,7 Prozent der jährlichen Silberproduktion für Photovoltaikanlagen benötigt.

2022 waren es wie gesagt bereits 15 Prozent.

Trotz Recycling werden Engpässe erwartet

Silber wird aufgrund seines relativ hohen Preises ähnlich wie Gold oder Kupfer als Sekundärrohstoff durch Recycling wiedergewonnen. Doch der Sekundärmarkt deckt aktuell nur ca. 14,5 Prozent des weltweiten Gesamtbedarfs ab (Quelle: Metals Focus, Stand 2022).

Und die Nachfrage nach physisch gedeckten börsengehandelten Anlagevehikeln (Silver Exchange Traded Produkts / ETPs u. ETCs) sind dabei noch nicht mitberücksichtigt. Im Jahr 2020 entzogen Anleger dem Markt allein durch diese Anlageformen 34,6 Prozent des weltweiten Gesamtangebots, inklusive Recycling.

Ein weiterer Faktor sind die Käufe von Barren und Münzen durch private und institutionelle Anleger, die im letzten Jahr mit 332,9 Millionen Unzen fast das Doppelte des Recyclingvolumens erreichten.

Allein die Investmentbank JPMorgan Chase hält ca. 600 Millionen Unzen physisches Silber.

Sollten sich Knappheiten bei dem weißen Edelmetall andeuten, ist davon auszugehen, dass Anleger in der Erwartung steigender Preise dem Markt zusätzlich Metall entziehen.

Wo soll es herkommen?

Der Rohstoffexperte Jochen Staiger von der Swiss Resource Capital AG machte in einem Interview gegenüber einem YouTube-Kanal, dass auch bei Focus online erschien, vor Kurzem die Relationen deutlich, die die Nachfrage aus der Solarindustrie für den gesamten Silbermarkt bedeutet:

„Wir reden hier von einem Markt, der dieses Jahr 1,2 vielleicht 1,4 Milliarden Unzen groß ist. Dem stehen aber nur eine Primär-Jahresproduktion im Bereich von 850 Millionen Unzen gegenüber. Hinzu kämen noch Scrap-Silber und Altsilber, was aber nicht ausreicht. Der Markt ist seit drei Jahren im Defizit“,

so der Experte und ergänzt:

„Allein die USA werden ab 2025 gut 60 bis 65 Millionen Unzen Silber brauchen für ihre Solarindustrie. Weltweit sind für die nächsten zwei bis drei Jahre ein Ausbau der Solarenergie um 1200 Gigawatt/Peak projektiert. Für die Herstellung von einem Gigawatt sind je nach Güte der Solarzellen 1,8 bis 2 Millionen Unzen Silber nötig. Das laufe auf 2,5 Milliarden Unzen Silber hinaus. Ich habe keine Ahnung, wo die herkommen sollen“.

Bisher hat Silber viele Anleger bezüglich der Preisentwicklung enttäuscht. Es scheint dennoch nicht übertrieben, Silber als Profiteur eines von den globalen Gesetzgebern forcierten Megatrends hin zur Elektrifizierung zu bezeichnen – das Edelmetall mit der besten elektrischen Leitfähigkeit.

Autor: Hannes Zipfel
Ökonom
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von solider Anleger | 25.05.2023, 23:01 Uhr Antworten

Als Ergänzung
https://www.wochenblatt-reporter.de/karlsruhe/c-wirtschaft-handel/innovative-idee-fuer-die-energiewende_a468262

von solider Anleger | 25.05.2023, 22:58 Uhr Antworten

Bumms und wieder eine Ag- Hoffnung zerplatzt? Kupfer als Ersatz für Silberlötstellen von Startup gelungen? Silber ist eigentlich die Enttäuschung der letzten 10 Jahre. Die Hoffnung stirbt zuletzt und gut wer stattdessen in Au angelegt hatte.

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