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Stand: 27.04.2023 von Hannes Zipfel
Kurz vor der nächsten regulären Zinssitzung der US-Notenbank (Fed) am kommenden Mittwoch wurden heute wichtige Daten zum Wirtschaftswachstum und der Preisentwicklung in den USA veröffentlicht. Ergebnis: Das Wachstum schmierte ab und die Preisdynamik stieg weiter an. Ein Dilemma für die Fed.
US-Wachstum schwächelt - Preisdynamik steigt - Goldpreisreaktion

Goldpreis hin und her gerissen

In einer ersten Reaktion auf die kursrelevanten US-Zahlen hat der Goldpreis in US-Dollar pro Feinunze (31,1 g) am Spot-Markt leicht um 0,1 Prozent auf 1.987,40 US$/Oz. nachgegeben. Aufgrund der sich parallel dazu abschwächenden Weltleitwährung versus Euro notiert der Preis des gelben Edelmetalls in der Gemeinschaftswährung aktuell (15:00 Uhr MESZ) sogar leicht mit 0,12 Prozent im Plus.

Goldpreis in US-Dollar knapp unter 2.000$

Einerseits signalisieren die vorläufigen Daten zum US-Bruttoinlandsprodukt (BIP), die gegenüber den Bankenprognosen deutlich enttäuschten und signifikant rückläufig waren, dass die USA ein Wachstumsproblem haben, dass sich von Quartal zu Quartal verstärkt.

Andererseits hielt sich die Inflationsdynamik im ersten Quartal 2023 hartnäckig hoch.

Hier ein Überblick über das "Datendesaster", das auf eine heraufziehende "Stagflation" hinweist:

US-Konjunkturdaten

Morgen um 14:30 Uhr MESZ werden noch die aktuellen PCE-Inflationsdaten für den Monat März auf Jahresbasis und auf Monatsbasis veröffentlicht.

Infobox PCE:

Die PCE-Daten (Personal Consumtion Expenditures), auch bekannt als Konsumausgaben, sind ein Maß für die Kaufaktivität der Menschen in den Vereinigten Staaten für Waren und Dienstleistungen.

Laut dem Bureau of Economic Analysis (BEA), einer US-Regierungsbehörde, machen die PCE-Daten etwa zwei Drittel der Inlandsausgaben aus und sind daher ein bedeutender Treiber sowohl des Bruttoinlandsprodukts (BIP), das wiederum zu ca. 70 Prozent vom privaten Konsum anhängig ist, als auch für die Preisinflation allgemein.

Der aktuelle Datenkranz weist immer stärker in Richtung Stagflation. Was bedeutet Stagflation:

Stagflation (Grafik Quelle: Investor.com, übersetzt und ergänzt)

Dilemma der US-Notenbank…

Ökonomen weltweit hatten bereits darauf hingewiesen, dass eine mittlerweile mit 96 Billionen US-Dollar verschuldete Volkswirtschaft (Quelle: US Federal Reserve) bei einer Zinslast von jetzt schon 3,7 Billionen US-Dollar pro Jahr bei einer gesamten Wirtschaftsleistung von 25,5 Billionen US-Dollar in Sachen Schuldentragfähigkeit an ihre Grenzen stößt.

Interessant: Das gesamte Bruttoinlandsprodukt Deutschlands ist mit umgerechnet 3,5 Billionen US-Dollar geringer als allein der Zinsdienst der US-Schuldner (ohne Tilgungszahlungen).

…wird wahrscheinlich durch einen "Finanzmarktunfall" aufgelöst

Die Gemengelage aus explodierenden Staatsschulden in den USA, dem sich abflachenden Wirtschaftswachstum und der hartnäckig hohen Teuerung bindet der mächtigsten Notenbank der Welt (Fed) aufgrund ihres Doppelmandats (Vollbeschäftigung und Preisstabilität) weitgehend die Hände.

Es ist also damit zu rechnen, dass die US-Geldpolitik auf einen externen "Auslöser" wartet, um ihre geldpolitische Trendwende als Rettungsmanöver für die Finanzmärkte, das Bankensystem und die Konjunktur zu legitimieren.

Kurse der US-Regionalbank

Goldpreis bewegt sich unbemerkt auf ein Monatsrekord zu

Da heute ebenfalls negative Daten vom US-Immobilienmarkt um 16:00 Uhr MESZ folgten und morgen noch die wichtigen PCE-Inflationsdaten für März 2023 anstehen, ist es durchaus möglich, dass der Goldpreis erstmals in seiner Geschichte einen Monatsschlusskurs (April) über der Marke von 2.000 US-Dollar pro Feinunze erreichen kann.

Goldpreis in US Dollar Monatsrekord

Der obere Rand der grünen Kerzenkörper zeigt den jeweiligen Monatsschlusskurs an. Bei roten Kerzen den unteren Rand. Die "Dochte" (oben an der Kerze) zeigen den Höchstkurs bzw. die "Lunten" (unten an der Kerze) zeigen den Tiefstkurs des jeweiligen Monats an.

Unabhängig davon bleibt die Gemengelage aus sich zuspitzender US-Schuldensituation mit dem kurz bevorstehenden Erreichen der Schuldenobergrenze („Debt-Ceiling“) in den USA und der oben erläuterten Stagflationsproblematik konstruktiv.

US-Haushaltsdefizit explodiert 2023

Zumal sich die Verhandlungen im US-Kongress schwierig gestalten. Die Republikaner befürchten ein aus dem Ruder laufen der Kosten, u. a. für die Rüstung.

Der Krieg gegen Russland in der Ukraine belastet den US-Staatshaushalt in einem einzigen Jahr bereits fast so stark, wie der gesamte US-Afghanistaneinsatz von 2001-2021. Das könnte zu harten Auseinandersetzungen zwischen Demokraten und Republikanern im Abgeordnetenhaus sowie im US-Senat führen und für den US-Staatsanleihemarkt zu kritischen Verzögerungen in Sachen politischem Kompromiss führen.

Diese Unsicherheit dürfte den Goldpreis weiterhin stützen.

Autor: Hannes Zipfel
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von Aureus | 03.05.2023, 10:55 Uhr Antworten

Weiterhin sehr konstruktives Umfeld für Gold.

von Justus | 03.05.2023, 08:40 Uhr Antworten

Nach Silicon Valley Bank und Signature Bank ist nun auch die First Republic Bank pleite. Und das ist nur der Anfang. Von Credit Suisse Pleite Das Goldkurs notiert schon sicher bei 2016 USD pro Unze und wird sicher noch kräftig zulegen. Noch Fragen? Statt das Geld in faule Geldanlagen zu investieren, die nicht einmal die Inflation decken, kaufe ich noch ein paar Unzen Gold und auch Silber.

von Feudal Preserve | 28.04.2023, 13:46 Uhr Antworten

Die Banken locken nun mit Zinsen, wollen aber nur mehr (Daten-) Abhängigkeit durch online-Einrichtungen, mit den entsprechenden infrastrukturellen und gesetzlichen Voraussetzungen, Videolegitimation, Serverstruktur von goog, ama und cf, mit Hintertürdekryption nach us...
Ich gehe in die Filiale (Metallhändler), lege einen Batzen auf den Tisch und bekomme das cash, von dem ich spontane Käufe tätigen kann.

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