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Stand: 29.03.2022 von Hannes Zipfel
Vom 28. März bis zum 30. Juni dieses Jahres kauft die russische Zentralbank (Bank Rossii) Gold zum Preis von 5.000 Rubel pro Gramm von russischen Banken an. Zum aktuellen Wechselkurs entspricht dies einem garantierten Preis von knapp 1.800 US-Dollar bzw. 1620 Euro pro Feinunze und damit weniger als dem aktuellen Spot-Preis.
Warum russische Zentralbank Gold zum Festpreis ankauft

Setzt sich jedoch die am 8. März begonnene starke Erholung des Rubelkurses weiter fort, könnte der garantierte Festpreis schnell an den globalen Referenzpreis (Spot-Preis) in US-Dollar heranlaufen. Was steckt hinter diesem ungewöhnlichen Schritt der Bank Rossii?

Russische Zentralbank nimmt Goldkäufe wieder auf

Mitte März hatte die russische Zentralbank ihre Goldkäufe eingestellt, da es wegen der Flucht aus dem Rubel und der kurzfristig explodierenden Nachfrage privater Käufer nach US-Dollar, Euro und eben auch Gold im Land zur Sicherung der Ersparnisse zu Angebotsengpässen kam.

Russlands größtes Finanzinstitut, die Sberbank, berichtete Anfang der Woche über eine Vervierfachung der Nachfrage nach Gold und Palladium in den letzten drei Wochen.

Mit der schnellen und für viele wohl auch überraschenden Erholung des Rubel-Kurses gegenüber den westlichen Währungen entspannt sich die Lage am russischen Goldmarkt nun wieder.

Entgegen der Erwartung, die Bank Rossii müsse zur Devisenbeschaffung und zur Stützung des Rubels Gold an der Börse in Shanghai veräußern, kauft sie seit Anfang der Woche nun wieder Gold an – und zwar zum Festpreis von 5.000 Rubel pro Gramm (155.518 Rubel pro Feinunze).

Russischer Rubel vs. US-Dollar

Offiziell heißt es, man wolle die Funktionalität des russischen Goldmarktes durch den Neustart der Zentralbankkäufe wieder herstellen und es so den Minengesellschaften des flächenmäßig größten Landes der Welt ermöglichen, die Produktion wieder aufzunehmen und trotz Sanktionen den Weiterverkauf des kompletten geförderten Goldes nachhaltig zu sichern.

Das lokale Angebot und die lokale Nachfrage nach Gold sollen autark mit in Russland gefördertem Edelmetall über die Bank Rossii abgewickelt werden.

Russland war bis vor dem Ukraine-Krieg nach China und Australien der drittgrößte Goldproduzent der Welt.

Größte Goldproduzenten der Welt

Liquiditätsversorgung der Banken

Des Weiteren beschloss die Bank Rossii ihre Kreditvergabe an russische Banken zu erweitern, um deren Liquidität zu verbessern. Dazu wurde zusätzlich die Bandbreite an akzeptierten Sicherheiten (Collaterals) erweitert.

Auch der Ankauf von Gold russischer Banken soll zur Liquiditätssicherung der Kreditinstitute trotz zum Teil harter Sanktionen, wie dem Ausschluss aus dem weltweiten Zahlungssystem SWIFT beitragen.

Im Zuge der Sanktionen dürfen russische Banken kein Gold mehr an den wichtigsten Edelmetallbörse in London (LME) und an der COMEX in New York veräußern. Zudem verweigert die Schweiz als weltweit größter Weiterverarbeiter und Umschlagplatz von Gold die Annahme russischen Edelmetalls.

Es blieb nur noch die Möglichkeit, an die Goldbörse nach Shanghai auszuweichen. Der seit Montag wieder mögliche Verkauf an die Bank Rossii in Moskau erleichtert für viele Marktteilnehmer in Russland den Goldhandel.

Der Festpreis von 5.000 RUB/Unze soll helfen, trotz der hohen Inflation im Land und der extrem volatilen Wechselkurse den Minengesellschaften eine feste Kalkulationsbasis zu bieten und wirtschaftlich Gold produzieren zu können.

Bei einem festen Abnahmepreis von aktuell knapp 1.800 US-Dollar und Gesamtproduktionskosten (All-in Sustaning Costs) von aktuell umgerechnet ca. 950 US-Dollar pro Unze (pro Gold-Äquivalent-Unze, GEO) ist die Profitabilität der russischen Minengesellschaften gewährleistet, zumal ein Großteil der Kosten für die heimischen Produzenten in Rubel anfällt und aktuell deutlich unter der Schwelle von 5.000 Rubel pro Gramm liegt.

Putin erklärt Fiat-Geld-System für gescheitert und prognostiziert Gold- und Silber-Engpässe

Ein weiterer Grund für die Wiederaufnahme der Goldkäufe der Bank Rossii ist die kritische Haltung des russischen Präsidenten Wladimir Putin gegenüber dem sogenannten Fiat-Money-System. Damit ist das ungedeckte und rein auf Vertrauen basierte Geldsystem mit dem US-Dollar als Weltleitwährung und dem Euro, dem Yuan und dem Britischen Pfund etc. als Satellitenwährungen gemeint.

Ursprünglich galten die Währungen der großen Volkswirtschaften durch deren Wirtschaftskraft als gedeckt. Da aber mittlerweile die globale Verschuldung die jährliche Wirtschaftsleistung um den Faktor 2,4 übersteigt (Quelle: Institute of International Finance, Global Debt Monitor), gelten die digitalen "Papierwährungen" als ungedecktes und durch die Zentralbanken beliebig vermehrbares Geld ohne inneren Wert.

Auf einer Konferenz Mitte März nahm Putin zu den bislang einzigartigen finanziellen Sanktionen des Westens gegen einen souveränen Staat Stellung und wagte eine für die Edelmetalle Gold und Silber sowie für digitale Währungen und Papierforderungen interessante Prognose:

„Das rechtswidrige Einfrieren eines Teils der Währungsreserven der russischen Notenbank markiert das Ende der Zuverlässigkeit sogenannter erstklassiger Vermögenswerte.“

Putin weiter:

„Tatsächlich sind die USA und die EU ihren Verpflichtungen gegenüber Russland nicht nachgekommen. Heute weiß jeder, dass finanzielle Reserven einfach gestohlen werden können“.

Putin spielt damit auf die Beschlagnahmung der Vermögenswerte der russischen Zentralbank im Westen an.

Er schlussfolgert:

„Viele Länder könnten in naher Zukunft beginnen – ich bin mir sicher, dass dies passieren wird – ihre Papier- und digitalen Vermögenswerte in echte Reserven an Rohstoffen, Land, Nahrungsmitteln, Gold und anderen realen Vermögenswerten umzuwandeln, was zu Engpässen auf diesen Märkten führen wird.“

(Quelle: Virtuelle Konferenz zur sozioökonomischen Unterstützung der Teilstaaten der Russischen Föderation, 16. März 2022).

In dieser Woche bezeichnete nun auch das russische Finanzministerium Gold als

„ideale Alternative“

zum US-Dollar als Reservewährung.

Zuvor hatte bereits der chinesische Staatspräsident Xi Jinping Gold als wichtiges Reserve-Asset zur Erreichung der Unabhängigkeit von einem westlich dominierten Weltwährungssystem bezeichnet, das hauptsächlich auf dem ungedeckten US-Dollar basiert.

Die Vereinigten Arabischen Emirate haben Anfang dieser Woche die USA als unzuverlässigen Partner tituliert, was ebenfalls den Wunsch nach ökonomischer, militärischer und finanzieller Unabhängigkeit vermuten lässt und als Warnung an andere Staaten verstanden werden kann.


Fazit und Ausblick

Mit dem Neustart des Goldankaufs durch die russische Zentralbank zu einem attraktiven Festpreis, der nach Angaben der Bank Rosii bei Bedarf auch angepasst werden könne, führt Russland unter der Ägide Wladimir Putins auch einen Krieg gegen das westliche Finanzsystem. Dabei setzt er konsequent auf Gold als Teildeckung für den Rubel, den er als starke Rohstoffwährung etablieren möchte. Diese Zielsetzung passt auch zu seiner Forderung nach Bezahlung von Rohstoffen in Rubel, die bereits in dieser Woche mit der geforderten Begleichung von Gasrechnungen in Rubel konkret werden könnte.

Die Motive Putins und anderer Politiker nicht demokratischer Staaten sollten westliche Anleger gleichwohl nicht aus moralischen Gründen davon abhalten, Gold als Inflationsschutz zu nutzen.

Vielmehr zeigen die Aussagen Putins und Xi's, dass sich die sachlich berechtigte Kritik am dollarzentrischen Weltwährungssystem global weiter verbreitet und Gold zukünftig zur bedeutendsten Reservealternative, die unabhängig vom SFIFT-System auf bilateraler Handelsebene funktioniert, für Zentralbanken avancieren könnte.

Autor: Hannes Zipfel
Ökonom
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von ich | 30.03.2022, 01:40 Uhr Antworten

"Die Motive Putins und anderer Politiker nicht demokratischer Staaten" - Ich hau mich weg! Also wirklich, da musste ich laut lachen. In einer Bananenrepublik wissen die Affen auf den Bäumen wenigstens noch wo was wächst, aber hier im EU-Gedöns ist alles zu spät! Sicher ist China nicht demokratisch, und Russland möglicherweise auch etwas schwierig. Auf jeden Fall weiß aber Putin was er macht. Schlimm ist es aber als EU-Bürger, aus ein Europa heraus, was dermaßen feindlich der eigenen Bevölkerung gegenübersteht um eine Ideologie durzusetzen, andere Staaten als nicht demokratisch zu bezeichnen. Man sollte sich mal fragen welche von den großen Fragen vom Volk entschieden werden! Von gebrochenen Gesetzen, Lügen, Desinformation, an den Pranger stellen, einschüchtern, erpressen und einer Diskussion von einfrieren der Konten bestimmter Menschen will ich erst gar nicht anfangen. Es gab noch nie so viele Demonstrationen im Land, Rentner sammeln Flaschen, Inflation und selbstverständlich gibt es auch noch guten Rassismus und schlechten Rassismus. Ganz wenige Beispiele von so vielen Problemen die man gar nicht alle aufschreiben kann, während der BRD-Grüß-Onkel vorm Kamin sitzt und vom besten Deutschland aller Zeiten schwadroniert. Das erinnert doch sehr stark an einer Zeit, die man aus so viel Filmen im letzten Drittel kennt.

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von Bernd Rückert | 05.04.2022, 09:06 Uhr Antworten

Man muss sich mal Gedanken machen weshalb es überhaupt das FIAT Geld gibt. Der Grund ist einfach, es lässt sich problemlos vermehren und gibt Staaten die Möglichkeit über ihre Verhältnisse zu leben oder schlimmer Krieg zu führen. Dies ist jedoch auch der Grund weshalb ich mir nicht vorstellen kann, dass Russland zu einer gedeckten Währung zum gegebenen Zeitpunkt zurückkehren wird bzw. kann.

von Bikerman | 31.03.2022, 10:38 Uhr Antworten

Ja, es scheint zu stimmen. Der Westen und ganz besonders D folgen dem Satz von Klaus Schwab, wonach wir im Jahre 2030 alle arm aber glücklich sind. Arm werden wir ganz sicher sein...aber auch glücklich ? Unfassbar wie man eine gesunde Volkswirtschaft und seine Menschen ohne Not in so kurzer Zeit so dermaßen demontieren konnte.. Aber jeder bekommt das, was er gewählt hat..

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