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Stand: 06.06.2023 von Jörg Bernhard
In einer vom World Gold Council durchgeführten Zentralbanken-Umfrage wurden die verantwortlichen Entscheidungsträger zur strategischen Ausrichtung der Goldreserven befragt – mit interessanten Erkenntnissen.
WGC-Umfrage zu den Goldreserven der Notenbanken

Notenbanken „schwören“ weiterhin auf Gold

Insgesamt haben 59 Zentralbanken an der Umfrage teilgenommen und insgesamt 24 Fragen zum Thema Goldreserven beantwortet. Auf über 30 Seiten wurden dann die Ergebnisse präsentiert und durch acht Charts veranschaulicht. Gut zu wissen: 24 Prozent haben ihre Absicht bekräftigt, in den kommenden zwölf Monaten ihre Goldbestände aufstocken zu wollen. Damit blieb dieser Wert gegenüber dem Vorjahr nahezu unverändert. Lediglich drei Prozent stellten eine Reduktion ihrer Goldreserven in Aussicht, während 72 Prozent für ein Beibehalten der gegenwärtigen Goldquote plädierten.

Grundsätzlich sind unterschiedliche Motive registriert worden. In einigen Ländern wolle man die gestiegene inländische Goldproduktion aufkaufen, während andere Notenbanken ihre Goldquote aus strategischen Gründen erhöhen möchten. Daneben wurden auch die höheren Risiken an den Finanzmärkten sowie die hartnäckige Inflation als Kaufargument genannt.

Unter anderem wurde ermittelt, welche Themen bei der Entscheidung über die Höhe der Goldreserven besonders wichtig waren. Mit Abstand am häufigsten wurde die Höhe des Zinsniveaus genannt. Hier war gegenüber dem Vorjahr ein Anstieg von 91 auf 97 Prozent registriert worden. Die Inflation scheint unter den Notenbankern hingegen an Schrecken verloren zu haben, schließlich gab es hier einen Rückgang von 88 auf 83 Prozent zu vermelden.

Auf Platz drei der wichtigsten Einflussfaktoren landeten die geopolitischen Risiken, die auf Jahressicht allerdings ein Minus von 84 auf 59 Prozent verbucht haben.

Befragt nach den Beweggründen für das Halten von Gold wurden die folgenden drei Aspekte am häufigsten genannt: Als „sehr wichtig“ bzw. „wichtig“ haben 77 Prozent der Notenbanken erklärt, dass sie das Edelmetall in erster Linie als historische Position betrachten. Argumente wie Performance in Krisenzeiten (74 Prozent), langfristiger Werterhalt bzw. Inflationsschutz (72 Prozent), wirksame Portfolio-Diversifikation (70 Prozent) sowie kein Ausfallrisiko (68 Prozent) wurden ebenfalls als „wichtig“ bzw. „sehr wichtig“ eingestuft.

Struktur der Notenbanken-Währungsreserven

2022 2023
US-Dollar 51% 51%
Euro 18% 17%
Gold 15% 15%
Andere Währungen 14% 15%
Chinesischer Renminbi 2% 2%
Quelle: World Gold Council; Stand: 30.09.22

Interpretation der Umfrageergebnisse

Obwohl sich unter den befragten Notenbanken die Struktur der Währungsreserven (siehe Tabelle) gegenüber dem Vorjahr kaum verändert hat, gab es hinsichtlich der künftigen Entwicklung des Dollaranteils auf Sicht von fünf Jahren einige Auffälligkeiten zu beobachten.

Nur ein Beispiel: Während die Zentralbanken hochentwickelter Volkswirtschaften entweder mit einer unveränderten (54 Prozent) oder mit einer rückläufigen Quote zwischen 40 und 50 Prozent (46 Prozent) rechnen, herrscht unter den Notenbankern der entwickelten bzw. Schwellenländer (EMDE) eine tendenziell negativere Einschätzung.

Einen Dollaranteil von unter 40 Prozent prognostizieren immerhin sieben Prozent, während eine Quote zwischen 40 und 50 Prozent von 51 Prozent dieser Gruppe von Zentralbanken erwartet wird. Mit einem Beibehalten der bisherigen Quote rechnen lediglich 20 Prozent.

Grundsätzlich fällt auf, dass die meisten Notenbanken auf keinen Fall auf Gold verzichten wollen. Diese Haltung sollten auch Privatanleger verinnerlichen.

Die komplette Analyse inkl. sämtlicher Fragen und Antwortkomplexe können registrierte Nutzer unter www.gold.org abrufen.

Ausblick für die laufende Woche

Vor dem Wochenende drückten stärker als erwartete Daten vom US-Arbeitsmarkt auf die Stimmung an den Goldmärkten. Mit 339.000 fiel die Zahl neu geschaffener Stellen deutlich höher als erwartet aus. Dies stärkte den Dollar und ließ den Goldpreis deutlich unter die psychologisch wichtige Marke von 2.000 Dollar abrutschen.

Ausgeblendet wurden hingegen die nachlassenden Zinssorgen. Mittlerweile zeigt das FedWatch-Tool des Terminbörsenbetreibers CME Group eine Wahrscheinlichkeit von über 79 Prozent an, dass wir bei der für den 13. und 14. Juni anberaumten Fed-Sitzung keine weitere Zinserhöhung sehen werden, nachdem vor einer Woche hier lediglich ein Wert von 36 Prozent angezeigt worden war.

Auch die Einigung im Streit zwischen Demokraten und Republikanern über das Anheben der Schuldenobergrenze schmälerte das Interesse am altbewährten Krisenschutz. Doch das Problem massiver Schuldenberge könnte über kurz oder lang erneut heiß diskutiert werden. In den kommenden Handelstagen dürften sich die Akteure an den Goldmärkten unter anderem für die US-Handelsbilanz für April (Mittwoch) stark interessieren. Sollte diese besser als erwartet ausfallen, könnte dies den Goldpreis möglicherweise weiter verbilligen – und somit zu attraktiven Einstiegspreisen führen.

Autor: Jörg Bernhard
Freier Wirtschaftsjournalist
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