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Stand: 09.04.2020 von Hannes Zipfel
In der aktuellen Krise hat sich Gold als sichere Hafen erneut bewährt. Der Goldpreis in Euro notiert im Gegensatz zu vielen anderen Vermögenswerten in der Nähe seiner Allzeithöchststände. Die Nachfrage nach dem gelben Edelmetall ist mitten in der Corona-Krise förmlich explodiert. Doch wie wird sich der Preis des Edelmetalls nach dem Abebben der Pandemie weiterentwickeln?
Wohin geht der Goldpreis nach der Corona-Krise?

Auf Gold ist auch in der aktuellen Krise Verlass

Der Status von Gold als sicherer Hafen hat sich in der Corona-Krise bestätigt. Zwar gaben die Preise des gelben Edelmetalls zu Beginn der Verkaufswelle aller Vermögenswerte an den Finanzmärkten von Ende Februar bis Mitte März ebenfalls deutlich nach. 

Im Anschluss erholte sich der Goldpreis jedoch V-förmig und befindet sich aktuell bereits wieder in der Nähe seiner Höchststände in Euro. 

Im Vergleich zu anderen Anlageklassen, wie z. B. Aktien, REITs, Unternehmensanleihen und selbst Staatsanleihen zeigt sich das Edelmetall auch in US-Dollar sehr stabil. 

Gold konnte in diesem Jahr in allen Währungen der Welt nach Angaben des World Gold Council eine bessere Performance als die meisten anderen Anlageformen erzielen.

Kurzzeitig kam es sogar zu panikartigen Käufen an den Terminmärkten, sodass die Preise zwischen zukünftig lieferbarem Metall (Future-Gold-Kontrakte) und den fortlaufenden Notierungen (Spot-Preis) auf bis zu 50 Dollar auseinanderdrifteten. Auch die Aufgelder für Goldmünzen erreichten historische Höchststände. 

Während der Kassa-Goldpreis in Euro seit Jahresbeginn um 11 Prozent zulegte, steigerten gängige Münzen, wie z. B. der Krügerrand mit einem Gewicht von 1 Unze (31,1 g) ihren Wert im gleichen Zeitraum um 23 Prozent – also um mehr als das Doppelte. (Stand 08.04.2020)

Die Nachfrage nach Münzen und Barren hat sich Mitte März im Vergleich zum Vorjahr fast verzwanzigfacht.

Die Kaufmotive sind weit gefächert

Die Beweggründe für den Kauf von Gold während der Krise gehen weit über die direkten Folgen der Virus-Pandemie hinaus. Die Anleger treibt die Sorge vor den ökonomischen Begleiterscheinungen der Pandemie um. Schon vor Ausbruch der Covid-19-Seuche war die Welt so überschuldet wie nie zuvor in Friedenszeiten. Das Institute of International Finance (IIF) schätzt die globale Gesamtverschuldung auf 322 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts. 

Aus dieser Ausgangslage drohen nun im Nachgang zur Pandemie Schulden- und Bankenkrisen zu resultieren. Die desperaten Gegenmaßnahmen der Geldpolitik bergen mittelfristig zudem das Risiko von steigender Inflation.

Länder wie Venezuela, Argentinien, Chile und die Ukraine waren schon vor der jetzigen Krise in finanziellen Schwierigkeiten. In Argentinien ist die Zahlungsunfähigkeit mittlerweile offiziell. 

Die Türkei, Brasilien und Südafrika befanden sich ebenfalls in volkswirtschaftlich schwerem Fahrwasser. Die ökonomischen Folgen der Eindämmungsmaßnahmen gegen die Ausbreitung des SARS-CoV-2-Virus drohen nun zum Ausbruch von Schuldenkrisen auf der Ebene von Unternehmen und Staaten weltweit zu führen.

Die Schulden der Unternehmen haben sich auf die schwindelerregende Summe von 20 Billionen US-Dollar aufgebaut. Das ist ebenfalls ein Rekord. Doch auch Privathaushalte sind massenhaft von Überschuldung bedroht. Ein Dominoeffekt wie während der Finanzkrise 2008 ff. droht, bei dem die Banken wegen uneinbringlicher Forderungen ihre Kreditvergabe stark reduzierten und selbst in finanzielle Schieflage gerieten. 

Auch in der Weltfinanzkrise hatte sich Gold als sicherer Vermögenhafen gegen systemische Risiken im Bankensektor und gegen drohende Staatspleiten glänzend bewährt. 
Die Höhe der Verschuldung ist heute absolut und relativ zur Wirtschaftsleistung jedoch noch stärker ausgeprägt.

Die Auswirkungen der Krise machen den Besitz von Gold unabdingbar

Erst nach dem Abebben der Corona-Krise wird man die ökonomischen Schäden in ihrem vollen Ausmaß erkennen können. Doch einige Entwicklungen sind bereits sichtbar:

Die Verschuldung der besonders stark betroffenen Staaten steigt sprunghaft an. Besonders in Ländern wie Italien, Spanien und den USA werden die Verschuldungsquoten zweistellig nach oben schnellen. 

Das Staatsdefizit in den Vereinigten Staaten wird gemessen am Bruttoinlandsprodukt von fünf Prozent im Fiskaljahr 2018/20129 (jeweils bis September) im aktuellen Fiskaljahr 2019/2020 auf 13 Prozent explodieren.

Für die Gesamtverschuldung bedeutet dies eine Schuldenquote gemessen am BIP von 120 Prozent und damit nahe an den Ständen von Italien mit aktuell 133 Prozent und sogar höher als von Portugal mit 118 Prozent. 

Doch auch in den südeuropäischen Ländern werden die Schuldenquoten wegen des Stillstands großer Teile der Wirtschaft weiter stark ansteigen.

Das Gleiche gilt für die Verschuldung der Unternehmen, deren Bilanzen schon vor der aktuellen Krise durch hohe Verbindlichkeiten geschwächt waren. In den USA rollt bereits eine Welle der Qualitätsabstufungen von Unternehmenskrediten durch die Ratingagenturen. 

Im Schlussquartal 2019 wurden lediglich Schuldverschreibungen in Höhe 8,5 Mrd. von guter Kreditqualität (Investment Grade) auf schlechte Kreditqualität (Junk-Bonds/ High-Yields) herabgestuft. Im ersten Quartal 2020 waren von diesen Downgrades bereits Unternehmensanleihen im Volumen von 148,8 Mrd. US-Dollar betroffen – eine Versiebzehnfachung.

Allein im März dieses Jahres fielen laut der Deutschen Bank in den USA Schulden in Höhe von 90 Mrd. US-Dollar in den Ramsch-Status ab. Das ist in so kurzer Zeit ein neuer Weltrekord und deutlich mehr als während der Finanzkrise. 

Die Spätfolgen der Corona-Krise

Da Pandemien erfahrungsgemäß in mehreren Wellen verlaufen und aktuell noch keine Impf- oder Wirkstoffe gegen das Corona-Virus zugelassen wurden, ist im Herbst mit einer zweiten, wenn auch deutlich geringer ausgeprägten Corona-Welle zu rechnen. 

Die erste Welle könnte, laut Robert Koch Institut (RKI), bis Anfang Mai sukzessive abebben. Die wirtschaftliche Aktivität könnte dann langsam wieder hochgefahren werden. Ein guter Teil von Investitionen, Konsum und Dienstleistungen wird dann nachgeholt werden. Es ist zum Beispiel mit einem Ansturm auf Friseure und Baumärkte zu rechnen. 

Andere Dienstleistungen, wie z. B. Taxifahrten, Restaurant- oder Saunabesuche können jedoch nicht nachgeholt werden. Wie viele Betriebe aus ihren jeweiligen Märkten ausscheiden müssen, ist noch nicht quantifizierbar. Einige Unternehmer werden die Krise auch nutzen, um ohnehin geplante Stilllegungen oder Stellenstreichungen vorzunehmen.

Die Arbeitslosigkeit steigt in Krisen erfahrungsgemäß sehr schnell und stark an, geht gleichwohl in der anschließenden Erholungsphase nur unterproportional schnell wieder zurück. Das liegt auch daran, dass viele Unternehmen die Gunst der Stunde nutzen und Restrukturierungsmaßnahmen umsetzen bzw. den Grad der Automatisierung vorantreiben. Ein Phänomen, dass man bereits im Nachgang zur Weltfinanzkrise beobachten konnte.

Außerdem wird zum Beispiel der Tourismus in Anbetracht einer möglichen zweiten Corona-Welle und der Erfahrung aus dem jüngsten Desaster für Reisende bzw. bereits gebuchte, aber nicht stattfindende Reisen zur Zurückhaltung bei Neubuchungen führen.

Am gravierendsten ist allerdings die Gefahr ausbrechender Staatsschuldenkrisen á la 2012 wie in Griechenland oder Zypern. Nur das diesmal deutlich mehr Länder mit deutlich größeren Schuldenvolumina davon bedroht sind. 

Im Falle der Eurozone könnte das sogar die Gemeinschaftswährung Euro in ernsthafte Gefahr bringen. 

Das Gleiche gilt für insolvenzgefährdete Unternehmen, die sich momentan zwar dank Hilfskrediten noch über Wasser halten können, denen aber die zusätzliche Verschuldung aus Hilfskrediten im Nachgang zur Krise endgültig das bilanzielle Genick brechen könnte.

Viele Faktoren sprechen für weiter steigende Goldpreise

Um den Verwerfungen in der Wirtschaft, den Umsatz- und Gewinneinbußen, der Gefährdung von Arbeitsplätzen, den wegbrechenden Steuereinnahmen, den Billionen schweren Hilfsprogrammen und der damit einhergehenden zusätzlichen Schuldenlast gerecht zu werden, haben die Geldpolitiker in den Notenbanken beispiellose Maßnahmen ergriffen, die ebenfalls nicht folgenlos bleiben werden und die Gefahr nachgelagerter Schuldenkrisen und Inflationsschübe mit sich bringen.

In diesem Jahr haben bereits 94 Notenbanken der Welt die Zinsen gesenkt und nur vier Notenbanken die Zinsen angehoben. Damit liegen die Zinsen in den großen Währungsräumen weltweit bei null oder sogar darunter. 

Auch das befördert der Trend zur Verschuldung und verringert die Sparneigung.

Nach der Weltfinanzkrise wurde bis auf wenige Ausnahmen (Deutschland) die Verschuldung in den meisten Staaten nicht wieder abgebaut, sondern stieg im Gegenteil in der letzten Dekade trotz des langen Konjunkturaufschwungs weiter dynamisch an. Von dieser Entwicklung ist auch dieses Mal auszugehen. Das bedeutet für die Geldpolitik, dass die Zinsen zur Aufrechterhaltung der Schuldentragfähigkeit von Staaten, Unternehmen, Banken und privaten Haushalten auf dem nun erreichten, extrem niedrigen Niveau verharren müssen.

Parallel zur de facto Abschaffung des Zinses haben die Notenbanken weltweit mittlerweile fast 10 Billionen US-Dollar an neuer Liquidität erschaffen und den Wirtschaftssubjekten als Kredite oder als bedingungslose Transferzahlungen über den Staat zur Verfügung gestellt. 

Ohne dieses Geld aus der digitalen Notenpresse wären die Billionen schweren Hilfspakete für die Wirtschaft und die Bürger durch die Staaten nicht finanzierbar gewesen.

Wenn sich der Nebel nach dem Abebben der ersten Welle der Pandemie gelichtet hat, werden historisch hohe Schuldenquoten, rekordhohe Arbeitslosigkeit sowie massenhafte Firmeninsolvenzen zutage treten.

Die Notenbanken werden dauerhaft gezwungen sein, überschuldeten Staaten, Banken, die mit massiven Kreditausfällen konfrontiert sind, Unternehmen und private Haushalte zu alimentieren und vor dem Schuldenkollaps zu bewahren.

Fazit und Ausblick

Diese Unterstützung für die Wirtschaft können die Notenbanken nur durch die de facto Abschaffung der Kapitalkosten (Zinsen) sowie durch den unlimitierten Aufkauf von Schuldpapieren und Vermögenswerten aller Art gewährleisten. Die US-Notenbank Fed geht bereits diesen Weg und arbeitet eng mit dem US-Finanzministerium zusammen, um in unbegrenzter Höhe Staatsschulden zu kaufen und Kredite an Banken, Unternehmen aller Größen und Privatpersonen (u. a. in Form von Hypothekendarlehen) auszureichen. 

Damit wird die Notenbank zum Gläubiger der letzten Instanz

In der Geschichte der ungedeckten Geldsysteme war dies stets die letzte Stufe, bevor es in den Folgejahren zu veritablen Währungskrisen und erhöhter Inflation kam.

Die allgemeine Teuerung wird sich dann Bahn brechen, wenn die Hilfsmaßnahmen greifen, die Wirtschaft sich wiederbelebt und die Zinsen auf der anderen Seite aber wegen der hohen Gesamtverschuldung nicht wieder angehoben werden können, um der Inflation entgegenzuwirken.

Diese Perspektive, bestehend aus niedrigen Zinsen, stark steigender Geldmenge, ergänzt um das steigende Risiko von Schuldenkrisen machen das knappe Edelmetall, das über einen intrinsischen Wert verfügt, also nicht pleitegehen kann, als Vermögensschutz unabdingbar. 

Gold ist zudem weltweit anerkannt und wird auch von Zentralbanken als Reservewährung sehr geschätzt.

Gold wird daher weit über die akute Phase der Pandemie hinaus aufgrund der ökonomischen Spätfolgen seinen Aufwärtstrend, der bereits im Winter 2015 begonnen hatte, fortsetzen. 

Das Nachfragepotenzial ist dabei enorm, da Gold als Bestandteil in den Vermögensportfolios im historischen Vergleich weiterhin stark unterrepräsentiert ist. Befanden sich die Quoten in den Siebzigerjahren noch bei ca. 20 Prozent, so lagen sie gemäß letzten Daten des World Gold Council zufolge im Jahr 2018 bei nur 3,2 Prozent.

Autor: Hannes Zipfel
Ökonom
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von Hunter | 13.04.2020, 12:36 Uhr Antworten

Klecks: Sie kennen sich ganz toll aus in der Antike.
Gab es damals denn schon seriöse Preisstatistiken über Toga`s und Goldcharts ?
Muss doch sehr schmunzeln.
Nebenbei halte ich einen Vergleich mit einem Maßanzug für unsinnig, da
man bekanntlich Maßanzüge preislich von - bis kaufen kann.
Je nach Hersteller, Verarbeitung und Stoffart gibt es gravierende preisliche Unterschiede.
Genauso könnte man sagen, der Goldpreis pro Unze ist soviel wert wie ein Auto.
Ja was denn, Polo oder Porsche ?
Welche Möglichkeit der krisensicheren Anlage schwebt Ihnen denn so vor,
wenn Gold und Silber ungeeignet sind ?
Man bekommt bei Ihnen den Eindruck, dass Sie als bezahlter Meinungsmacher
gegen Gold unterwegs sind und deshalb ist Ihr Beitrag für mich überflüssig.

2 Antworten an Hunter anzeigen
von Commander C | 06.10.2020, 11:08 Uhr Antworten

Ist eine forcierte Inflation der (Sach-) Werte gegenüber unserem erarbeiteten Lohn nicht eine Deflation unserer Würde und somit ein Verstoß gegen das Grundgesetz?

von Klecks | 12.04.2020, 12:30 Uhr Antworten

"das knappe Edelmetall, das über einen intrinsischen Wert verfügt, also nicht pleitegehen kann"
Diese Behauptung wird auch durch gebetsmühlenartige Wiederholung nicht wahrer.Ehrlich gesagt hat dieser Satzt, der in praktisch JEDEM Ihrer Artikel auftaucht, schön etwas von einem religiösem Dogma.

Gold hat exakt den gleichen intrinsischen, also von Natur aus innewohnenen Wert wie Papier: Gar keinen. Es gab zu allen Zeiten (und gibt immer noch) Kulturen, den Gold NICHTS Wert war/ist. Und es gibt nach wie vor Gegenden und Situationen, in denen Gold NICHTS wert ist.

Ja, Gold bietet einen gwissen Vermögensschutz. Aber man kann trotzdem auch MIT Gold pleite gehen.

7 Antworten an Klecks anzeigen

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