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Stand: 06.11.2023 von Jörg Bernhard
Ende Oktober veröffentlichte der World Gold Council (WGC) seinen Marktbericht „Gold Demand Trends“ für das dritte Quartal 2023. Mit dem globalen Angebot an Gold ging es bergauf und mit der Nachfrage bergab.
World Gold Council meldet uneinheitliche Quartalszahlen

Terminmärkte und Notenbanken verhindern Schlimmeres

Obwohl der Goldpreis in den Monaten Juli bis September zur Schwäche neigte, stellte sich bei der Minenproduktion während dieses Zeitraums ein Anstieg von 949,1 auf 971,1 Tonnen (+2,3 Prozent p.a.) ein. Im Recyclingsektor war sogar ein deutlich stärkerer Zuwachs von 268,3 auf 288,8 Tonnen (+7,6 Prozent p.a.) registriert worden. Unter Berücksichtigung der Hedging-Transaktionen (Preisabsicherung) hat sich das globale Goldangebot per Saldo von 1.190,6 Tonnen auf 1.267,1 Tonnen (+6,4 Prozent p.a.) erhöht (siehe Tabelle).

World Gold Council: Gold Demand Trends Q3 2023

Nachfrage (in Tonnen) Q3 2022 Q3 2023 Diff. (% p.a.)
Schmuckproduktion 582,6 578,2 -0,8 %
Schmucknachfrage 525,7 516,2 -1,8 %
Lagerbestände 56,9 62,1 9,1 %
Technologie 77,3 75,3 -2,6 %
Elektronik 63,5 61,1 -3,8%
Andere Industrien 11,3 11,8 4,4 %
Dentalbranche 2,5 2,3 -8,0 %
Investment 100,5 156,9 56,1 %
Barren & Münzen 344,2 296,2 -13,9 %
ETFs und ähnliche Produkte -243,7 -139,3
Notenbanken 458,8 337,1 -26,5 %
Goldnachfrage (ohne OTC) 1.219,2 1.147,5 -5,9 %
OTC u. a. -28,6 119,6
Goldnachfrage (insgesamt) 1190,6 1267,1 6,4 %
Minenproduktion 949,10 971,1 2,3 %
Hedging (Preisabsicherung) -26,8 7,2 -
Recycling 268,3 288,8 7,6 %
Gesamtangebot 1.190,6 1.267,1 6,4%
Quelle: World Gold Council

Ausgesprochen uneinheitlich entwickelte sich im dritten Quartal allerdings die weltweite Goldnachfrage. So stellte sich zum Beispiel bei der Schmucknachfrage ein Rückgang von 525,7 auf 516,2 Tonnen (-1,8 Prozent p.a.) ein, wobei sich die Lagerbestände um 62,1 Tonnen (Q3 2022: plus 56,9 Tonnen) erhöht haben. Auch im kleinsten Marktsegment – dem Technologiesektor – überwogen die negativen Vorzeichen. Summa summarum schlug hier ein Minus von 77,3 auf 75,3 Tonnen (-2,6 Prozent p.a.) zu Buche.

Der Investmentbereich lieferte ebenfalls alles andere als ein einheitliches Bild. Während bspw. bei Goldbarren und Goldmünzen ein markanter Nachfrageeinbruch von 344,2 auf 296,2 Tonnen (-13,9 Prozent p.a.) zu beobachten war, sind die Abflüsse im ETF-Sektor mit 139,3 Tonnen um einiges geringer als im vergleichbaren Vorjahresquartal (minus 243,7 Tonnen) ausgefallen. Dies verhalf dem Investmentsektor insgesamt zu einer von 100,5 auf 156,9 Tonnen (+56,1 Prozent p.a.) kräftig gestiegenen Nachfrage.

Auf eines war in Q3 allerdings Verlass – die Notenbanken. Mittlerweile traten sie zwölf Quartale in Folge als Nettokäufer in Erscheinung. Mit 337,1 Tonnen fiel deren Goldappetit zwar weniger stark als in Q3 2022 aus, mit fast 800 Tonnen erzielten sie auf Neunmonatssicht dennoch einen neuen Rekordwert, was vor allem auf drei Länder zurückzuführen war: China, Polen und Singapur. Nun darf man gespannt sein, ob auf Gesamtjahressicht das Allzeithoch aus dem Vorjahr in Höhe von 1.081,9 Tonnen übertroffen wird.

WGC mit gemischtem Ausblick

Der WGC stuft die Chance auf rekordhohe Nettokäufe der Notenbanken als minimal ein und rechnet zudem im Schmucksektor mit Gegenwind. Er begründet dies vor allem mit den deutlich gestiegenen Goldpreisen in Indien und China, wobei insbesondere die eingetrübten Perspektiven der chinesischen Wirtschaft das Goldinteresse dämpfen könnten. Mit Blick auf den Investmentsektor fiel das Interesse unter ETF-Investoren bis dato zwar unerwartet schwach aus, für Q4 stellte der WGC allerdings Zuflüsse in Aussicht. Die bisherige Zurückhaltung im ETF-Sektor und an den Terminmärkten könnten den Goldpreis in Q4 stärken.

Ausblick für die laufende Woche

Der Goldpreis strotzt weiterhin vor relativer Stärke und blieb von einer signifikanten technischen Korrektur bislang verschont. Dies dürfte vor allem an der geopolitischen Nachrichtenlage liegen. Im Nahen Osten halten sich die im Libanon agierenden und vom Iran unterstützten Hisbollah-Terroristen noch zurück – die Betonung liegt auf noch.

Auf kurze Sicht dürften dem gelben Edelmetall auch die rückläufigen US-Renditen sowie der schwache Dollar geholfen haben. In den vergangenen Monaten entwickelte sich die US-Wirtschaft robuster als erwartet.

In der vergangenen Woche deuteten schwache Einkaufsmanagerindizes und mehrere Indikatoren vom US-Arbeitsmarkt allerdings darauf hin, dass die Konjunktur mittlerweile nicht mehr sonderlich rund läuft.

In den kommenden Tagen dürften sich die Marktakteure besonders stark für die aktuellen Daten zur US-Handelsbilanz und die angekündigten Reden diverser US-Notenbanker stark interessieren.

Alles in allem hat man den Eindruck, dass anhaltend hohe Zinsen und eine rückläufige Inflation keinen Grund darstellen, Gold zu verkaufen. So richtig Sinn macht der Verkauf von Goldbarren oder -münzen ohnehin nur in Notlagen, schließlich wird Gold u.a. auch als „Notgroschen“ betrachtet. Das Ausgeben von Geld sollte bei anfallenden Kosten aufgrund der „eingebauten systematischen Entwertung“ (Inflation) eindeutig bevorzugt werden.

Autor: Jörg Bernhard
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