Gold: 2.186,55 € 0,00 %
Silber: 25,45 € 0,00 %
Stand: 23.06.2023 von Hannes Zipfel
Der Goldpreis bietet seit Jahresbeginn mit 2,5 Prozent auf Euro-Basis und 5,5 Prozent auf US-Dollar-Basis eine relativ magere Rendite. Die Aktien der Minengesellschaften notieren sogar teils deutlich im Minus. Dennoch gibt es Minenprojekte, die das Edelmetall zu äußerst günstigen Gesamtkosten produzieren und Goldminen, die mit relativ hohen Dividenden aufwarten und deren „fairer“ Wert deutlich über den Börsennotierungen liegt. Dafür gibt es verschiedene Gründe.
Die 20 wertvollsten und lukrativsten Goldminenprojekte der Welt

Anlegerinteresse an Goldminen ist momentan gering

Obwohl die nach Börsenwert aktuell 10 größten Goldminenaktien eine durchschnittliche annualisierte Quartals-Dividende in Höhe von 2,78 Prozent zahlen und hochprofitabel wirtschaften, fließt kaum Anlegergeld in diese Minenaktien.

Hauptanlaufhäfen für das internationale Kapital, privat und institutionell, sind aktuell risikolose und hoch verzinste US-Staatsanleihen kurzer Laufzeit bzw. Geldmarktfonds, die diese Papiere halten und in Technologiewerte, von denen sich Anleger eine Partizipation an der Entwicklung künstlicher Intelligenz (KI) versprechen.

Aus dem Goldminensektor wird hingegen wie deutlich zu erkennen ist, seit dem 2. Quartal 2023 wieder netto Geld abgezogen (dunkle Linie):

Goldpreis in US- Dollar p. oz vs. Minenaktien-index

Das liegt auch an dem fehlenden Vertrauen der Aktienanleger, dass Gold aber auch Silber im zweiten Halbjahr reüssieren werden. Die Zeichen dafür stehen allerdings gut, nicht nur aus saisonalen Gründen.

Aber zurück zu den Goldminen und den 20 wertvollsten und profitabelsten Projekten, zu denen nicht rein zufällig auch russische Projekte zählen. Das flächenmäßig größte Land der Welt war 2022 die Nummer zwei der weltweit größten Förderländer nach China mit 330 Tonnen Gold Jahresproduktion und vor Australien mit 320 Tonnen Gold Jahresproduktion.

Die geopolitisch bedingten Sanktionen in Folge des Angriffskrieges gegen die Ukraine belasten die Goldminenkonzerne in Russland, die im Westen zudem Handelsverboten unterliegen, was den Marktwert und die operativen Möglichkeiten dieser Gesellschaften mindert.

Die 20 wertvollsten Goldminenprojekte 2023

Den Wert von Goldminen und -projekten zu ermitteln und zu vergleichen ist keine triviale Aufgabe. Die Analysten von Metals Focus haben sich die Mühe gemacht und ihre eigenen Berechnungen am 21. Juni auf Basis aktueller Daten veröffentlicht.

Da auch Gold-Förder-Projekte berücksichtigt wurden, die erst in Zukunft in Produktion gehen, wurde zur Feststellung des Wertes die gebräuchlichste Methode zur Bewertung von Bergbauprojekten angewandt: die Discounted Cashflow Methode (DCF).

Dabei handelt es sich um eine vermögensbasierte Bewertung auf den erwarteten zukünftigen Cashflow der Mine mit einer zunehmenden Abzinsung, je weiter die erwarteten Umsätze in der Zukunft liegen.

Dieser "Rabattansatz" kann für jedes Projekt variieren und berücksichtigt den Zeitwert des jeweiligen Projektes (Ressourcenreichweite). Bei risikoreicheren Projekten sind im Allgemeinen höhere Abzinsungssätze angesetzt worden.

Der mittels DCF-Modell berechnete Kapitalwert wird als Nettogegenwartswert bezeichnet (Net Present Value; NPV). Diese Kennzahl wird häufig in Unternehmensbewertungen verwendet, um den Wert von Projekten festzustellen, die erst teilweise oder noch gar nicht produktiv tätig sind.

Für Goldprojekte kommt zudem noch die prognostizierte Preisannahme des Rohstoffs, also in diesem Fall des Goldes als Prognosefaktor hinzu. Dabei werden neben Gold auch wichtige Nebenproduktmetalle wie Silber oder Kupfer mitberücksichtigt und in einer sogenannten Äquivalenz-Unze Gold in den Produktionszahlen zusammengefasst.

Kupfer ist für viele Goldminen ein wesentlicher Bestandteil der Kapitalwertberechnung. Weil jedes Unternehmen seinen Berechnungen eine andere Preisprognose zugrunde legt, sind die offengelegten Kapitalwerte nicht direkt miteinander vergleichbar.

Aus diesem Grund hat Metals Focus das Gold Mine Cost Service Benchmarking Tool erstellt, das Teil der umfassenderen Goldminenanalyse ist und vierteljährig publiziert wird. Dieses Tool ermöglicht es, vergleichbare Werte für die unterschiedlichen Goldminen und -Förderprojekte zu erhalten.

Auf Basis dieses Bewertungs-Tools und einer fünfjährigen Gold- und Silber-Preis-Prognose hat Metals Focus eine Liste der Top 20 wertvollsten Goldentwicklungsprojekte zusammengestellt und jeweils acht Prozent vom Wert wegen allgemeiner Unsicherheitsfaktoren abgezogen.

Der ermittelte Wert des Goldförderprojektes ist in der rechten Spalte als Net Present Value (NPV) in Millionen US-Dollar angegeben (Quelle: Metals Focus Gold Mine Cost Service):

TOP 20 wertvollsten Goldentwicklungsprojekte

Das mit Abstand wertvollste Goldprojekt der Welt ist „Sukhoi Log“ des russischen Bergbaukonzerns Polyus mit einem Kapitalwert von 9,1 Milliarden US-Dollar. Dies ist vor allem auf die Größe dieses Projekts zurückzuführen, wo zukünftig bis zu 2,2 Mio. Gold-Äquivalenz-Unzen pro Jahr produziert werden sollen, was mehr als dem Fünffachen Produktionsvolumen des nächstgrößten Projektes auf der Liste entspricht.

Insgesamt sollen im Rahmen dieses Projektes 64 Millionen Unzen Gold gefördert werden.

Der Investitionsbedarf für den Bau von Sukhoi Log im Oblast Irkutsk wird auf ca. 4 Milliarden US-Dollar geschätzt. Womit das Projekt aufgrund seiner Ausdehnung und der geologischen Gegebenheiten sehr kapitalintensiv ist.

Betrachtet man die Investitionsanforderungen in Relation zur Lebensdauer der Mine (LOM)-Produktion, kommt man auf einen recht niedrigen Wert von nur 106 US-Dollar pro Unze Gold.

Anfang 2022 hatte Polyus geplant, die Mine im Jahr 2027 in Betrieb zu nehmen. Dies hat sich nun jedoch verzögert, nachdem mehrere große Hersteller und Zulieferer von Verarbeitungsgeräten bis hin zu Business-Services im Zuge von Sanktionen aufgehört hatten, russische Produzenten zu bedienen, was Polyus, die Betreibergesellschaft des Minenprojekts, dazu zwingt, alternative Beschaffungswege aufzubauen. Das wiederum kostet Zeit und Geld.

Wertvoll und hochprofitabel

Das zweitwertvollste Goldprojekt der Welt ist nach den Berechnungen von Metals Focus das Blackwater-Projekt von Artemis Gold in Kanada mit einem Kapitalwert von 2,8 Milliarden US-Dollar.

Das Projekt liegt im Zentrum von British Columbia, etwa 160 km südwestlich von Prince George und 446 km nordöstlich von Vancouver.

Die Bewertung dieses Projekts profitiert von relativ niedrigen All-in Sustaining Cost (AISC) von nur 527 US-Dollar pro Unze Gold, was bei den aktuellen Goldpreis in Höhe von ca. 1.915 US-Dollar (Stand: 23.06.2023) pro Feinunze (31,1 Gramm) und den über die nächsten fünf Jahre prognostizierten Goldpreis zu extrem hohen Cashflows führen könnte.

Außerdem wird von dem Projekt Blackwater erwartet, dass es bereits im Jahr 2025 schneller als die meisten anderen aus den Top-20 in der Entwicklung befindlichen Projekte die kommerzielle Produktion erreichen wird.

Die Goldbergbauindustrie meldet Produktionskosten anhand einer Reihe von Kennzahlen, wobei die tatsächliche Berichterstattungspraxis von Unternehmen zu Unternehmen erheblich variiert. Standardisierte Kennzahlen, wie die All-in Sustaining Cost (AISC) sorgen für mehr Transparenz über die mit der Goldproduktion verbundenen Kosten und können hilfreich sein, um die Wirtschaftlichkeit des Goldminenunternehmens zu quantifizieren.

Die AISC-Kennzahl zielt darauf ab, die Gesamtkosten für den Betrieb der Mine abzubilden.

Dabei werden auch Kosten für die Renaturierung, Ersatzinvestitionen und Investitionen in die Verlängerung der Lebensdauer der Mine (Brown-Field- und Green-Field-Exploration, M&A-Aktivitäten) mitberücksichtigt.

Für die Bewertung der Minen spielen die Produktionskosten eine wichtige Rolle, geben sie doch den besten Einblick in die Profitabilität bzw. Margen-Stärke.

Für die oben aufgelisteten Top-20 wertvollsten Goldprojekte stellt das folgende Blasendiagramm die Produktionskosten in Relation zum Kapitalaufwand und der jährlichen Produktionsmenge. Je geringer die Produktionskosten (AICS) und je geringer der Kapitalaufwand, umso lukrativer kann das Projekt bewirtschaftet werden.

Ist zudem die durchschnittliche Jahresproduktion recht hoch (Größe der jew. Blase) ist das Projekt umso wertvoller.

Aus dem Diagramm ist gut herauslesbar, dass das Projekt „Blackwater“ eines der lukrativsten weltweit ist:

Projekte AISC, Kapitalaufwand und Jährliche Produkton

(Alle Zahlen sind Schätzungen von Metals Focus und können von den Kennzahlen, die von den Unternehmen selbst publiziert wurden, abweichen | Quelle: Metals Focus Gold Mine Cost Service).

Fusionen und Übernahmen statt organischem Wachstum

Wenn man sich dies Top-20 Liste ansieht, fällt auf, dass die meisten der Projekte sich im Besitz von Nachwuchsunternehmen, sog. „Juniors“ befinden.

Der Mangel an neuen Projekten in den Pipelines der großen Minenbetreiber („Majors“) ist auf das goldpreisbedingte Investitions- bzw. Explorationsdefizit der letzten 7-8 Jahre zurückzuführen. Das wiederum zwingt die „Majors“ nun, statt organisch zu wachsen, dies via Übernahmen und Fusionen zu tun, um ihre Produktionsvolumina aufrecht zu erhalten bzw. auszuweiten (Wachstum).

Diese Strategie ist im Allgemeinen teurer, birgt jedoch ein geringeres Risiko beim Erwerb von in Betrieb befindlichen Minen oder Projekten, die kurz vor der Fertigstellung stehen im Vergleich zur Entwicklung eigener Projekte.

Für Anleger in Minengesellschaften mit Projekten, die sich der Produktionsphase nähern, bietet dies die Chance eines Übernahmebonus.

Achtung! Risiken!

Es ist gleichwohl zu beachten, dass einige der Projekte in dieser Liste sehr umfangreich und die Inbetriebnahme sehr komplex ist. Diese und weitere Risiken, die z. B. geopolitischer Natur sind, wurden hier nicht mit dargestellt.

Das gilt neben dem russischen Projekt Sukhoi Log von Polyus auch für das Meyas Sands-Projekt.

Dies ist auf die Instabilität im Sudan im Vergleich zu stabilen Projekten, wie z. B. in Australien oder Kanada zurückzuführen.

Dennoch lohnt sich ein regelmäßiger Blick auf die Liste vor der Kaufentscheidung für Minen-Aktien-Anleger.

Autor: Hannes Zipfel
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