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Stand: 07.08.2023 von Jörg Bernhard
Vom 22. bis 24. August treffen sich im südafrikanischen Johannesburg die Regierungschefs von Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika (kurz: BRICS-Staaten). Im Vorfeld wurde um die Aufnahme weiterer Staaten und die Einführung einer (goldgedeckten) gemeinsamen BRICS-Währung spekuliert.
BRICS-Staaten forcieren Entdollarisierung und setzen auf Gold

Dollar und Euro verlieren an Bedeutung

Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine hat gezeigt, dass Geldvermögen sehr schnell eingefroren und internationale Zahlungsströme aufgrund der Dominanz von Dollar und Euro eingeschränkt werden können.

Viele Länder – insbesondere außerhalb der OECD – versuchen bereits seit Jahren ihre Dollarabhängigkeit zu reduzieren und suchen nach Alternativen.

Staaten, denen gegenüber westlichen Industrienationen mit demokratischem System ein angespanntes Verhältnis nachgesagt wird, versuchen derzeit diese Dominanz zu brechen.

Unter BRICS-Staaten ist der Wunsch nach einem Aufbrechen der bestehenden globalen Finanzordnung besonders stark ausgeprägt.

Problem dabei: Mit China und Indien sind in dem Bündnis die beiden bevölkerungsreichsten Nationen vertreten und sämtliche Mitgliedsländer verfügen zudem über enorme Rohstoffvorkommen. Aus diesem Grund sollte der Westen die wachsende Konkurrenz auf keinen Fall unterschätzen.

Russland und China werden in diesem Zusammenhang als besonders starke Bedrohung wahrgenommen.

Beide Staaten haben sich in den vergangenen Jahren im großen Stil von US-Staatsanleihen getrennt. Seit Ende 2013 reduzierten zum Beispiel die Chinesen ihre Bestände an US-Staatsanleihen von 1.270 Milliarden auf 847 Milliarden Dollar (-33,3 Prozent).

Russland hat seither US-Bonds besonders stark verkauft.

Nachdem im Dezember 2013 noch 139 Milliarden Dollar an US-Staatsanleihen ausgewiesen wurden, tauchte Putins Reich mit 13,2 Milliarden Dollar letztmals 2018 auf der Liste (Rang 41) der wichtigsten Gläubigerländer der USA auf.

Zur Erinnerung: 2014 hat Russland die ukrainische Halbinsel Krim völkerrechtswidrig annektiert und wurde deshalb mit westlichen Sanktionen bestraft.

Übrigens: Derzeit gehören laut der US-Statistik des US-Finanzministeriums drei BRICS-Staaten mit einem Vermögen von 1.308 Milliarden Dollar zu den wichtigsten Gläubigern der USA, während Ende 2013 noch die komplette BRICS-Gruppe mit insgesamt 1.734 Milliarden Dollar investiert war.

US-Bonds in Gold eingetauscht

Vor allem die beiden geostrategischen Rivalen der USA, Russland und China, haben US-Staatsanleihen im großen Stil in Gold getauscht (siehe Tabelle). Deren Goldreserven haben sich nämlich um 143 Prozent auf 2.330 Tonnen bzw. um über 100 Prozent auf 2.113 Tonnen erhöht.

Brasilien hat sein US-Anleihevermögen um elf Prozent auf 217 Milliarden Dollar reduziert und im selben Zeitraum seinen Goldbestand um 93 Prozent auf 130 Tonnen nach oben gefahren, während Indiens Investments in US-Bonds um 227 Prozent auf 224 Milliarden Dollar angestiegen sind und sich zugleich die Goldreserven um 43 Prozent auf 797 Tonnen erhöht haben.

Nun darf man gespannt sein, welche Signale vom anstehenden BRICS-Gipfeltreffen ausgehen werden.

An den Finanzmärkten wurden die Spekulationen hinsichtlich einer goldgedeckten BRICS-Währung bislang eher ignoriert. Dies dürfte auch daran liegen, dass Investoren Ländern wie China und Russland derzeit wenig vertrauen – und Vertrauen galt schon immer als wichtigste Währung im internationalen Geschäft.

Goldreserven der BRICS-Staaten seit 2013

Land Dez. 2013 (Tonnen) aktuell (Tonnen) Differenz
Brasilien 67,2 129,65 92,9%
Russland 957,8 2329,63 143,2%
Indien 557,7 797,44 43,0%
China 1054,1 2113,46 100,5%
Südafrika 125,1 125,41 0,2%
Quelle: World Gold Council

Ausblick für die laufende Woche

Während weltweit viele Länder unter der hohen Inflation leiden, können die Chinesen diese volkswirtschaftliche Kennziffer derzeit ignorieren.

Laut einer von Trading Economics veröffentlichten Umfrage unter Analysten sollen die für den Mittwochmorgen angekündigten Konsumentenpreise um 0,3 Prozent p.a. reduziert haben und die Produzentenpreise sogar um fünf Prozent gesunken sein. Die Chinesen haben derzeit ganz andere Probleme wie das ungewohnt schwache Wirtschaftswachstum, die hohe Jugendarbeitslosigkeit sowie den angeschlagenen Immobilienmarkt zu beklagen.

An den Goldmärkten dürften sich die Investoren vor allem für die anstehenden Junizahlen zur südafrikanischen Goldproduktion stark interessieren. Von Januar bis Mai gab es Wachstumsraten zwischen 1,5 und 27,4 Prozent p.a. zu vermelden.

Für Juni wird nun mit einem deutlich geringeren Plus in Höhe von 4,8 Prozent p.a. gerechnet.

Am Donnerstag und Freitag dürften die Anleger gespannt vor allem die Bekanntgabe aktueller Inflationsdaten wie die US-Teuerungsrate, die US-Kerninflation sowie die US-Produzentenpreise erwarten.

Angesichts der allgemeinen Nachrichtenlage spricht derzeit mehr für den Kauf als für den Verkauf von Gold.

Autor: Jörg Bernhard
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von Paul | 10.08.2023, 11:02 Uhr Antworten

Höchste Zeit, weg vom Dollar und den US Mafia Methoden mit erpressen Sanktinonieren!

von Bernhard | 07.08.2023, 21:47 Uhr Antworten

Die BRICS-STAATEN haben jährlich einen Handelsbilanz Überschuss von 900 Milliarden USD
Sie brauchen nur keine Dollar mehr annehmen schon ist das System ein anderes .
Bis der Ami und die Europäer lernen zu bitten wird es zwar noch etwas dauern aber auf
Augenhöhe werden sie sich einstellen müssen .

von Goldonkel | 07.08.2023, 17:34 Uhr Antworten

Schön, dass das Thema mal hier auf gold.de (wenn auch stiefmütterlich behandelt) aufgegriffen wird. Schade finde ich, dass auf Russland geschimpft und die BRICS in ein eher schlechtes Licht gerückt werden. Wer sich nämlich als (Klein)-Anleger für Gold interessiert, dem dürften die Vorzüge dieses Investments bzw. dieser Absicherung sehr gut bekannt sein. Was im Privaten gilt, ist auch in der Globalpolitik gültig. Beispielsweise sei hier auf die bekannten Probleme unseres aktuellen Geldsystems (Fiat, angeknüpft an Petrodollar und US-Vorherrschaft) verwiesen: schleichende, zuletzt deutlich schneller fortschreitende Inflation -> sprich Kaufkraftverlust; Vermögensverteilung von der Unter- und Mittelschicht zur Oberschicht; enorme Schuldenlasten (auch verallgemeinschaftete Schulden); Finanzmarktstabilität (man bedenke, was passiert, wenn mal kein Geld gedruckt wird); Schaffung von Werten aus dem Nichts, denen kein Wert gegenübersteht; usw...
Den Ansatz der BRICS zu einem, wahrscheinlich nicht nur nur mit Gold, sondern mit einem Rohstoffmix gedeckten Geldsystem, dass Handelszugang für alle Teilnehmer(!) sowie stabilen, langfristigen Wohlstand für alle (!) zum Ziel hat, halt ich persönlich für sehr positiv und löblich.
Gegenwind vom etablierten (westlichen) System wird es natürlich geben (z.B. böser Russe...), denn wir sehen hier nichts Geringeres als einen bevorstehenden Systemwechsel, bei dem die bisherigen Gewinner zukünftig vielleicht verlieren mögen.
Ich empfehle jedem Interessierten, sich im Netz weitere Informationen zu diesem Thema zu suchen.

3 Antworten an Goldonkel anzeigen

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