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Stand: 14.03.2023 von Jörg Bernhard
Die starke Performance des Dollarindex in Höhe von fünf Prozent während der vergangenen zwölf Monate erzählt nicht die ganze Wahrheit. Vor allem asiatische Länder trennten sich im großen Stil von US-Staatsanleihen und damit auch vom Dollar.
China tauscht weiterhin US-Staatsanleihen in Gold

„Entdollarisierung“ auf dem Vormarsch

Dieser Trend, der in der Finanzwelt „Entdollarisierung“ genannt wird, ist keineswegs ein neues Phänomen. Insbesondere autokratische Staaten, allen voran Russland und China, haben sich in den vergangenen Jahren auf die Fahnen geschrieben, ihre Abhängigkeit vom Dollar zu reduzieren.

Die gemeinsamen Sanktionen der G7- und EU-Staaten gegen Russland haben gezeigt, wie schnell Dollarreserven eingefroren werden können.

Vor 13 Monaten hätten wahrscheinlich nur wenige Wirtschaftsexperten für möglich gehalten, wie hart Sanktionen westlicher Industriestaaten ausfallen können.

In einer Statistik informiert das US-Finanzministerium regelmäßig, in welchen Ländern besonders große Mengen von US-Staatsanleihen gehalten werden. Dabei fällt auf, dass insbesondere asiatische Staaten ihre diesbezüglichen Dollarreserven markant zurückgefahren haben.

Nach Japan (1.076,3 Milliarden Dollar) gilt China auf Basis der Daten von Dezember 2022 mit 867,1 Milliarden Dollar als zweitgrößter Besitzer von US-Staatsanleihen.

Wichtig zu wissen: Seit August hat sich deren Summe fünf Monate in Folge reduziert. Seit Dezember 2021 (1.040,3 Milliarden Dollar) wird ein Rückgang in Höhe von 16,6 Prozent verzeichnet.

Interessant dabei: Auch Länder wie:

  • Japan -17,3 Prozent
  • Taiwan -9,6 Prozent
  • Thailand -25,4 Prozent
  • Singapur -7,6 Prozent
  • Südkorea -21,3 Prozent
  • Vietnam -14,2 Prozent

haben ihre Bestände an US-Staatsanleihen (siehe Tabelle) im Berichtszeitraum deutlich zurückgefahren – mitunter sogar stärker als die Chinesen.

Lediglich Indien entzog sich dieser Entwicklung und hat sein Exposure von 198,9 Milliarden auf 224,1 Milliarden Dollar (+12,7 Prozent) ausgebaut.

Asiatische Notenbanken bevorzugen Gold

Seit drei Monaten schichtet Chinas Notenbank verstärkt in Gold um. Laut Daten des World Gold Council belaufen sich die offiziell gemeldeten Goldreserven der zweitgrößten Volkswirtschaft aktuell auf 2.025,4 Tonnen und rangiert damit unter sämtlichen Institutionen weltweit auf Rang 7.

In den Monaten November (plus 32,0 Tonnen) und Dezember (plus 30,2 Tonnen) fiel der Goldhunger der chinesischen Notenbanker besonders kräftig aus. In der vergangenen Woche wurde zudem bekannt, dass sich deren Nachfrage im Januar auf 14,9 Tonnen mehr als halbiert hat.

So mancher Marktexperte zweifelt jedoch an der Korrektheit der offiziell gemeldeten Goldreserven, am uneingeschränkten Zugriff darauf sowie am tatsächlichen Vorhandensein der gemeldeten Goldbestände.

Aus der Vergangenheit wissen wir, dass autoritär regierte Staaten wie China, Russland, Katar und die Türkei es mit Werten wie Wahrheit und Transparenz nicht sonderlich genau nehmen. Unabhängig davon dürfte eines völlig klar sein: Die Mehrheit der „Währungshüter“ dürfte derzeit eher am Kauf oder Halten und weniger am Verkauf von Gold interessiert sein.

US-Staatsanleihen in asiatischem Besitz

Land Dez.-21 Dez.-22 Diff. (%)
Japan 1.300,8 1.076,3 -17,3 %
China 1.040,3 867,1 -16,6 %
Taiwan 249,5 225,5 -9,6 %
Indien 198,9 224,1 12,7%
Hong Kong 225,2 221,0 -1,9 %
Singapur 193,6 178,9 -7,6 %
Südkorea 130,7 102,9 -21,3 %
Philippinen 48,6 48,3 -0,6 %
Thailand 61,7 46,0 -25,4 %
Vietnam 43,0 36,9 -14,2 %
Angaben in Milliarden Dollar; Quelle: US-Finanzministerium

Ausblick für die laufende Woche

Der Goldpreis feierte in der vergangenen Woche ein eindrucksvolles Comeback – trotz starker Zahlen vom US-Arbeitsmarkt. Die überraschende Pleite der Silicon Valley Bank (SVB) hat die Anleger an die Vorteile des bei Gold nicht vorhandenen Kontrahentenrisikos erinnert.

Während sich bei Banken angelegtes Geld „aus heiterem Himmel“ in Luft auflösen kann, bietet der Besitz von physischem Gold in Form von Barren und Münzen im Krisenfall einen erheblich höheren Schutz.

Wer Gold hat, hat auch Geld und kann dies nahezu in der gesamten Welt wieder in die jeweilige Landeswährung eintauschen.

In dieser Woche dürften sich die Marktakteure natürlich für die weitere Entwicklung der Bankenkrise stark interessieren. Außerdem erfahren Sie, wie sich im Februar die US-Inflationsrate (Dienstag) und die Produzentenpreise (Mittwoch) entwickelt haben.

Laut einer von Trading Economics veröffentlichten Umfrage unter Analysten sollen sich beide reduziert haben. Bei den Konsumentenpreisen wird mit einer Abschwächung der Teuerung von 6,4 auf 6,0 Prozent p.a. gerechnet, während bei den Produzentenpreise sogar ein Rückgang von 6,0 auf 5,4 Prozent p.a. prognostiziert wird.

Bei Gold gab es schon immer sehr viele Kaufargumente. Bleibt nur zu hoffen, dass man nicht gezwungen wird, den „Notgroschen“ verkaufen zu müssen.

Autor: Jörg Bernhard
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von solider Anleger | 28.04.2023, 18:47 Uhr Antworten

"So mancher Marktexperte zweifelt jedoch an der Korrektheit der offiziell gemeldeten Goldreserven, am uneingeschränkten Zugriff darauf sowie am tatsächlichen Vorhandensein der gemeldeten Goldbestände.
Aus der Vergangenheit wissen wir, dass autoritär regierte Staaten wie China, Russland, Katar und die Türkei es mit Werten wie Wahrheit und Transparenz nicht sonderlich genau nehmen."
Können Sie sich für die richtigen Angaben der USA verbürgen und wann wurden die offensichtbar unabhängig im ganzen Ausmaß geprüft?

von Josef W. Stalin | 19.03.2023, 16:59 Uhr Antworten


"Aus der Vergangenheit wissen wir, dass autoritär regierte Staaten wie China, Russland, Katar und die Türkei es mit Werten wie Wahrheit und Transparenz nicht sonderlich genau nehmen."

Hauptsache, das Narrativ stimmt.

Herr, wirf Hirn vom Himmel.

von Geld zurück! | 17.03.2023, 17:34 Uhr Antworten

Aber wie soll ich meine 100k vom Sicherungsfonds auszahlen lassen? In bar an einer Supermarktkasse? Oder ein neues Girokonto bei einer (welcher?) Bank innerhalb 7 Tage eröffnen? Vielleicht wäre es möglich es in Gold bei einer Filiale der Bundesbank zurück zu erhalten...

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