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Stand: 30.08.2021 von Hannes Zipfel
Die mit Spannung erwartete Rede des US-Notenbankchefs Jerome Powell am letzten Freitag katapultierte die Edelmetallpreise nach oben. Dank der Verbalakrobatik des weltweit einflussreichsten Geldpolitikers verringerte sich die Angst der Anleger vor einer schnellen Reduzierung der US-Dollargeldschwemme. Statt eines festen Fahrplans zum sogenannten "Tapering" fährt die Fed nun auf Sicht. Vor allem der Arbeitsmarkt steht dabei unter starker Beobachtung der Notenbanker.
Edelmetallpreise: Nach Jackson Hole stehen Arbeitsmarktdaten im Fokus

Wann verliert die Fed endgültig ihre Glaubwürdigkeit?

Es war ein Meisterstück der Diplomatie, die US-Notenbankchef Jerome Powell bei seiner Rede anlässlich des Jackson Hole Economic Symposium am vergangenen Freitag ablieferte. Für jeden war etwas dabei:

Der Aufschwung bleibt robust, ist aber durch die Delta-Variante des Corona-Virus gefährdet. Die Inflationsrate liegt über der Zielmarke der Fed, was aber ein lediglich vorübergehendes Phänomen sei. Die Geldversorgung im Rahmen der Wertpapierkaufprogramme könne demnächst reduziert werden, wenn der Arbeitsmarkt die Vollbeschäftigung erreicht hat. Sollte es irgendwann zu einer Reduzierung der Wertpapierkäufe kommen, dann wäre das aber noch kein Signal für wieder steigende Zinsen.

Parallel zu diesen windelweichen und nach allen Seiten offenen Aussagen Powells stiegen die Vermögenspreise auf breiter Front an. Lediglich der US-Dollar verlor deutlich an Wert. Die Erwartung, dass bereits auf der nächsten Sitzung der US-Notenbank am 22. September die Reduzierung der monatlichen Wertpapierkäufe von aktuell 120 Mrd. US-Dollar startet, ist erst einmal passé. Nun rechnen die Marktteilnehmer im Konsens im vierten Quartal mit einer klaren Aussage zum Beginn des "Taperings", also der Verringerung der Anleihekäufe um monatlich jeweils 10 bis 20 Milliarden US-Dollar bis auf null.

Langsam setzt sich aber auch die Erkenntnis durch, dass die Fed aus der Daueralimentierung der Alles-Blasen-Ökonomie gar nicht mehr aussteigen kann. Die Aussagen Powells zur Inflation waren zum Beispiel bar jeder Realität. So sagte er:

"Die Inflation hat die Marke von 2 Prozent erreicht und wird voraussichtlich für einige Zeit moderat über 2 Prozent liegen".

Tatsächlich liegt die offizielle Teuerungsrate in den USA aktuell bei 5,4 Prozent. Selbst der von der Fed stark beachtete PCE-Preisindex erhöhte sich zuletzt gegenüber dem Vorjahr um 4,2 Prozent. In der Kernrate ohne Energie und Nahrungsmittel immerhin noch um 3,6 Prozent. Zudem signalisieren die Logistik-, Import- und Fertigungspreise weitere Kostenschübe in den kommenden Monaten.

Bisher lag die Fed mit ihrer Einschätzung einer lediglich temporär höheren Inflation falsch. Setzt sich dieser Irrtum in den kommenden Monaten fort und die Fed bleibt dennoch geldpolitisch auf dem Vollgaspedal, dann verspielt sie endgültig ihre Glaubwürdigkeit.

Wichtige Konjunkturdaten in dieser Woche

Heute um 14:00 Uhr veröffentlicht das Statistische Bundesamt die Veränderung der deutschen Verbraucherpreise im August gegenüber dem Vorjahr. Es wird damit gerechnet, dass die Konsumententeuerung von 3,8 Prozent im Vormonat auf 3,9 Prozent ansteigt. Das wäre die höchste Inflationsdynamik seit 1993.

Um 17:00 Uhr äußert sich dann die deutsche Direktorin im EZB-Rat, Isabel Schnabel, zur Geldpolitik. Schnabel hatte zuletzt verwirrende Aussagen getätigt, indem sie ihre Angst vor einer zu geringen Inflation zum Ausdruck brachte. Derartige verbale Nebelkerzen sollen wohl darüber hinwegtäuschen, dass die Zentralbanker auch in Europa gar nicht mehr in der Lage sind, die real existierende Inflation durch höhere Zinsen oder weniger Gelddrucken im Zaum zu halten.

Die wichtigsten Konjunkturdaten werden am kommenden Freitag um 14:30 Uhr MESZ mit den "großen" US-Arbeitsmarktdaten veröffentlicht. Erwartet werden für den Monat August im Konsens 750.000 neue Stellen außerhalb der Landwirtschaft. Im Vormonat waren es noch 943.000 neue Stellen. Eine Enttäuschung könnte zu weiter steigenden Edelmetallpreisen am Ende der Woche führen.

Auf der Wochenagenda stehen darüber hinaus die aktuellen Ergebnisse zu diversen Einkaufsmanagerbefragungen aus verschiedenen Ländern. Diese liefern auch Hinweise auf die zukünftige Preisentwicklung von Gütern und Dienstleistungen.

In der folgenden Übersicht finden Sie weitere wichtige Termine, die besonders für deutsche Anleger und den Edelmetallmarkt in der Kalenderwoche 35 relevant sind:

Wochentag Zeit (MESZ) Datenart Prognose Vorherig
Montag 14:00 Uhr DE: Verbraucherpreisindex August (Jahr) 3,9 % 3,8 %
Montag 17:00 Uhr EU: Rede EZB-Direktorin Isabel Schnabel zur aktuellen Geldpolitik
Dienstag 3:00 Uhr China: Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe (EMI) August 50,2 50,4
Dienstag 9:55 Uhr DE: Veränderung der Arbeitslosenzahlen im August -40k -91k
Dienstag 9:55 Uhr DE: Arbeitslosenquote im August 5,6 % 5,7 %
Dienstag 15:45 Uhr USA: Chicago Einkaufsmanagerindex August 68,0 73,4
Mittwoch 2:30 Uhr JP: Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe August 52,4
Mittwoch 8:00 Uhr DE: Einzelhandelsumsatz Juli (Jahr) 3,7 % 6,2 %
Mittwoch 9:55 Uhr DE: Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe August 62,7 62,7
Mittwoch 14:00 Uhr DE: Bundesbankpräsident Jens Weidmann äußert sich zur Inflation und zur Geldpolitik
Mittwoch 14:15 Uhr US: Neue Stellen in der Privatwirtschaft (ADP) August 625K 330K
Mittwoch 15:00 Uhr USA: Nationaler Einkaufsmanagerindex Verarbeitendes Gewerbe August 58,7 59,5
Mittwoch 16:30 Uhr USA: Rohöllagerbestände KW 34 in Barrel -2,68 Mio. -2,98 Mio.
Donnerstag 14:30 Uhr USA: Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe 345K 353K
Freitag 9:55 Uhr DE: Einkaufsmanager Dienstleistungen August 61,5 61,5
Freitag 14:30 Uhr USA: Beschäftigung außerhalb der Landwirtschaft August 750K 943K
Freitag 14:30 Uhr USA: Arbeitslosenquote August 5,2 % 5,4 %
Datenquelle: Thomson Reuters, Investing.com
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Autor: Hannes Zipfel
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von "Hello" Reach | 30.08.2021, 22:32 Uhr Antworten

Mögest Du in einem Bett aus Dollars geborgen sein.

1 Antwort an "Hello" Reach anzeigen
von Rolandinho | 31.08.2021, 20:35 Uhr Antworten

Wie kann ein so alter Mann wie Jerome Powell noch so geschickt täuschen?
Politiker Gene halt. Und wie dekadent muss der normale Bürger sein, dass er immer und immer wieder auf so einen Schwachsinn und eine solche Hinhaltetaktik reinfällt?

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