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Stand: 15.08.2023 von Jörg Bernhard
Obwohl sich der Goldpreis (in Euro gerechnet) auf Zwölfmonatssicht kaum verändert hat, bleibt er auf lange Sicht mit Blick auf den Inflationsschutz weiterhin erste Wahl. An der Preisfront stellt sich die Lage nämlich weiterhin angespannt dar.
Gold: Bewährtes Rezept gegen Kaufkraftverlust

Den Basiseffekt nicht außer Acht lassen

Diesseits wie jenseits des Atlantiks haben sich die Inflationsraten im Jahresverlauf zwar signifikant ermäßigt, ob dieser Trend anhalten wird, darf allerdings bezweifelt werden.

In dem vom Statistischen Bundesamt entwickelten repräsentativen Warenkorb sind nämlich die beiden Kategorien „Nahrungsmittel und alkoholfrei Getränke“ (11,9 Prozent) sowie „Wohnung, Wasser, Gas und andere Brennstoffe“ (25,9 Prozent) derzeit besonders stark gewichtet. Und gerade hier sehen die Preisperspektiven für eine anhaltende nachhaltige Abwärtsbewegung nicht sonderlich gut aus.

Dabei stellt nicht nur Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine einen enormen Risikofaktor dar, Verteuerungen drohen im Agrarsektor zusätzlich durch wetterbedingte Ernteausfälle, die sich durch den fortschreitenden Klimawandel in den kommenden Jahren weiter beschleunigen könnten.

Außerdem sollte im gegenwärtigen Marktumfeld der Basiseffekt auf keinen Fall unterschätzt werden. Rohstoffe wie zum Beispiel Rohöl, Erdgas, Benzin und Weizen setzten im Spätsommer 2022 zu einer rasanten Talfahrt an.

Das heißt: In den kommenden Monaten könnten deren Preise ihr vergleichbares Vorjahresniveau übertreffen und dadurch die Konsumentenpreise wieder nach oben treiben bzw. ein weiteres Abrutschen der Inflationsrate verhindern.

Nur ein Bespiel:

Im Dezember 2022 sank der Preis für Brent-Rohöl pro Barrel auf 72 Euro und rutschte im Frühjahr zeitweise sogar auf lediglich 65 Euro ab. Derzeit übertrifft der Preis mit 79 Euro die damaligen Werte recht deutlich.

Im Falle eines Seitwärts- oder Aufwärtstrends würde dies einen weiteren Inflationsrückgang eher erschweren.

Diskussionen um Lohn-Preis-Spirale

Viele Kapitalmarktexperten warnen aufgrund einer drohenden Lohn-Preis-Spirale vor einer hartnäckigen bzw. weiter anziehenden Teuerungsrate. Im Juni-Bericht der Deutschen Bundesbank wurde darauf hingewiesen, dass für die Inflation überwiegend Aufwärtsrisiken bestünden.

„Die hohe Teuerung könnte sich stärker verfestigen, falls Löhne und Gewinne noch kräftiger ansteigen. Eine solche Überwälzung ist in einem Umfeld einer hohen gesamtwirtschaftlichen Nachfrage möglich“, war dort nachzulesen.

Besonders interessant: Zur gleichen Zeit kamen von EZB-Direktorin Isabel Schnabel hingegen beschwichtigende Kommentare. Sie gehe nämlich davon aus, dass die attraktiven Gewinnmargen der Unternehmen den Anstieg der Verbraucherpreise auffangen werden.

Deshalb rechne die EZB in ihrem Basisszenario nicht mit einer Lohn-Preis-Spirale. Problematisch ist in diesem Zusammenhang jedoch der Umstand zu sehen, dass die Einschätzungen der EZB-Verantwortlichen in der Vergangenheit bereits des Öfteren nicht eingetroffen sind.

Anleger, deren frei verfügbares Nettoeinkommen trotz hoher Inflation nicht komplett für Lebenshaltungskosten ausgegeben werden muss, sollten einen Teil des liquiden Vermögens in den altbewährten Krisen-, Vermögens- und Inflationsschutz Gold investieren.

Aktuelle Inflationsraten der G20-Staaten

Land aktuell (% p.a.) Dezember (% p.a.) Tendenz
China -0,30 1,80
Südkorea 2,30 5,00
Saudi-Arabien *2,70 3,30
Kanada *2,80 6,30
Indonesien 3,08 5,51
USA 3,20 6,50
Japan *3,30 4,00
Brasilien 3,99 5,79
Frankreich 4,30 5,90
Russland 4,30 11,90
Mexiko 4,79 7,82
Indien *4,81 5,72
Eurozone 5,30 9,20
Südafrika *5,4 7,20
Italien 5,93 11,60
Australien *6,00 7,30
Deutschland 6,17 8,10
Großbritannien *7,90 10,50
Türkei 47,83 64,27
Argentinien *116 94,80
Quelle: TradingEconomics; Stand: Juli (* Juni)

Ausblick für die laufende Woche

Die endgültigen Juli-Inflationszahlen für die Eurozone stehen am Freitag zur Bekanntgabe an und sollen bei 5,3 Prozent p.a. (Juni: 5,5 Prozent p.a.) liegen. Bei der Kerninflation wird laut Analystenschätzungen mit einem Wert von 5,5 Prozent gerechnet.

Für viele Privathaushalte, die im Gegensatz zu Beamten und Pensionären keine steuerfreie Inflationsprämie in Höhe von bis zu 3.000 Euro erhalten werden, dürfte diese Teuerung weiterhin das Leben erschweren.

Dass extrem niedrige Inflationsraten aber nicht zwangsläufig bejubelt werden, zeigt das Beispiel China. Als einziger G20-Staat weist China derzeit eine negative Inflationsrate in Höhe von 0,3 Prozent aus (siehe Tabelle) und schürt damit die Sorgen vor einer längeren Phase der Deflation.

An den Goldmärkten dürfte das für den Mittwochabend angekündigte Protokoll der jüngsten Fed-Sitzung für erhöhte Aufmerksamkeit sorgen, schließlich fungierte die US-Geldpolitik und das damit verbundene gestiegene Zinsniveau in den vergangenen Monaten für den Goldpreis als „Bremsklotz“.

Sobald die Marktteilnehmer von einer Zinspause mit anschließenden Zinssenkungen überzeugt sein sollten, dürfte das gelbe Edelmetall wieder „einen Gang hochschalten“ und sich in höhere Preisregionen bewegen.

Autor: Jörg Bernhard
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von Berliner | 16.08.2023, 14:21 Uhr Antworten

Gold Hatte in dieser Inflationswelle als Inflationsabsicherung total versagt. Scheint einfach aus der Mode gekommen zu sein.

2 Antworten an Berliner anzeigen
von solider Anleger | 16.08.2023, 14:14 Uhr Antworten

Gold war immer (in den Medien) zu teuer. Derzeit deuten allerdings rsi und Momentum auf Kaufsignal hin. Gold bei 1900$ pro Unze. Wer nichts hat ….. wer es hat wird es kaum abgeben, wenn nicht wirtschaftliche Zwänge dahinterstecken. Käufe in Tranchen mitteln den Einstiegspreisen.

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