GOLD | 2.644,69 $/oz | 2.520,32 €/oz | 81,03 €/g | 81.030 €/kg |
SILBER | 30,75 $/oz | 29,31 €/oz | 0,94 €/g | 942,34 €/kg |
Jens Weidmann fungiert seit Mai 2011 als Chef der Deutschen Bundesbank, die in der deutschen Bevölkerung besonders hohes Ansehen genießt. Er war vor allem für seine mahnenden Worte und seine stabilitätsorientierte Stimme innerhalb Deutschlands und Europas bekannt.
Sein Vertrag wäre zwar noch bis 2027 gelaufen, wie sein Vorgänger Axel Weber wird aber auch Jens Weidmann die Institution Bundesbank auf eigenen Wunsch vorzeitig verlassen. In seinem Abschiedsbrief an die Bundesbank-Belegschaft gab es einige Punkte, die so manchen Anleger stutzig gemacht haben dürfte.
Erstens: Ihm sei es stets wichtig gewesen, "dass die klare, stabilitätsorientierte Stimme der Bundesbank deutlich hörbar bleibt." Nun besteht leider die Gefahr, dass die neue SPD-geführte Regierung einen Nachfolger bestimmen könnte, dem dieses Anliegen weniger wichtig ist.
Zweitens: Außerdem käme es nun darauf an, wie die künftige Strategie der EZB durch konkrete geldpolitische Entscheidungen "gelebt" wird. Weidmann hat zudem einen Rat parat und sagt: "Dabei wird es entscheidend sein, nicht einseitig auf Deflationsrisiken zu schauen, sondern auch perspektivische Inflationsgefahren nicht aus dem Blick zu verlieren." Krisenmaßnahmen mit ihrer außergewöhnlichen Flexibilität seien schließlich nur in Notsituationen verhältnismäßig.
Drittens: Zudem forderte er, dass die Geldpolitik ihr enges Mandat achten und "nicht ins Schlepptau der Fiskalpolitik oder der Finanzmärkte" geraten solle.
Hier können Sie den Abschiedsbrief von Jens Weidmann an die Bundesbank-Belegschaft abrufen.
Es ist davon auszugehen, dass niemand, der die Nachfolge von Jens Weidmann antreten wird, ähnlich "falkenhaft" auftreten und die Inflationsgefahr auf dem Radar behalten wird. Außerdem dürften EZB-Sitzungen, bei der ein Bundesbank-Präsident stets stimmberechtigt ist, nun weniger kontrovers und ohne größere Diskussionen bzw. Gegenstimmen verlaufen.
Für relativ solide finanzierte Mitgliedsstaaten und deren Steuerzahler könnte sich der Abgang von Jens Weidmann auf lange Sicht somit als Verlust erweisen. Insbesondere, wenn sich die Wünsche der EZB nach einem europäischen Einlagensicherungssystem und die Rufe hochverschuldeter Staaten nach niedrigen Finanzierungskosten immer ungenierter erfüllt werden sollten.
Mit Blick auf die Perspektiven des Goldpreises sollte man den Abgang Weidmanns eher positiv sehen und als zusätzliches Kaufargument einordnen, schließlich vertraut auch die Bundesbank seit Jahrzehnten in hohem Maße auf das gelbe Edelmetall (siehe Grafik).
Wieder einmal befindet sich der Goldpreis auf Tuchfühlung mit der Marke von 1.800 Dollar. Und dies, obwohl Fed-Chef Jerome Powell vor dem Wochenende eher "falkenhafte" Töne von sich gegeben hat. Der in Aussicht gestellte Liquiditätsentzug könnte zwar – bedingt durch den beim Goldbesitz notwendigen Zinsverzicht – zu höheren Opportunitätskosten und damit zu einer geringeren Attraktivität von Gold führen.
Die große Frage lautet jedoch: Wären bei einem Anstieg der Renditen diese dann – gemessen am Risiko – eine angemessene Entschädigung? Ich gehe nicht davon aus, dass dies der Fall sein wird. Außerdem dürften positive Realzinsen aufgrund einer anhaltend hohen Inflation in den kommenden Jahren nicht dauerhaft zurückkehren. Das heißt: Fiat-Währungen wie der Euro werden wohl weiterhin unter einer seit Jahren zu beobachtenden chronischen Geldentwertung leiden.
Vor diesem Hintergrund sollte man eher seine Geld- als seine als Vermögensschutz bzw. Altersvorsorge erworbenen Goldbestände reduzieren. Bei Geld, dass auf längere Sicht nicht benötigt wird, bietet sich deshalb weiterhin der Tausch in Gold an.
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