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Stand: 31.07.2025
Zentral- bzw. Notenbanken sind die Dreh- und Angelpunkte des weltweiten Finanzsystems. Doch was genau macht eine Zentralbank zur Zentralbank? Welche selbst gesteckten Ziele gibt es? Welche Instrumente stehen ihnen zur Verfügung und welche von Zentralbanken ausgegebenen Währungen sind im globalen Handel die wichtigsten?
Zentralbanken & Währungen


Was ist eine Zentralbank?

Als Zentralbanken werden Institutionen bezeichnet, die innerhalb eines Währungsraumes für die Geld- und Währungspolitik die Verantwortung tragen. Der Währungsraum kann sowohl ein einzelner Staat, zum Beispiel das Vereinigte Königreich (UK), die USA oder die Volksrepublik China, aber auch ein supranationales, staatenähnliches Gebilde wie die EU sein.

In wirtschaftlich bedeutenden Demokratien, wie den Mitgliedsländern der Eurozone oder den USA sind Zentral- bzw. Notenbanken - zumindest formal - unabhängig. Regierungen können also Zentralbanken nicht anweisen, zum Beispiel Zinsen zu erhöhen oder abzusenken, Wertpapiere zu kaufen oder zu verkaufen oder am internationalen Devisenmarkt zu intervenieren.

Die Krisen der vergangenen Jahre zeigten jedoch, wie eng die Verflechtung der Interessen der jeweiligen Zentralbanken mit den Staaten, deren Währung sie garantieren, sind. Oder um es plakativ auszudrücken: Ohne Euro keine Europäische Zentralbank (EZB). Daher sah sich die EZB mehrfach gezwungen, ihr geldpolitisches Mandat zu überdehnen, um einen Kollaps der Gemeinschaftswährung z. B. während der Eurokrise durch den Ankauf von Euro-Wertpapieren zu verhindern. 

In den USA existiert kein Zentralbanksystem, wie im Euroraum. Dort bibt es zwölf unabhängige Notenbankdistrikte die zum sogenannten United States Federal Reserve System, kurz "FED", zusammengefasst sind. Die mächtigste unter den zwölf Distriktnotenbanken ist die FED of New York, die sich in der Hand privater Banken befindet. Die Zentrale der FED und Sitz des "Chairmans" Jerome Powell befindet sich in Washington D. C. Einzig der Chef der US-FED wird vom US-Präsidenten ernannt. Seine Abberufung vor Ende der regulären Amtszeit ist an hohe Hürden gebunden.

Aktuell (Stand Juli 2025) versucht der amtierende US-Präsident Donald J. Trump den noch bis Mai 2026 zum FED-Chef berufenden Jerome Powell los zu werden. Dies ist ihm bisher trotz diverser Anschuldigungen und Kampagnen nicht gelungen. Trump will eine andere Zinspolitik als Powell, der sich aber weigert, dem Willen des US-Präsidenten Folge zu leisten. Dies zeigt, das es zumindest eine gewisse Unabhängigkeit der Geldpolitik von der Fiskalpolitik gibt. Auch wenn jedem Marktteilnehmer und Ökonomen klar ist, dass auch die FED den US-Dollar oder den US-Anleihemarkt niemals ohne Gegenwehr untergehen lassen würde (z. B. durch Zinserhöhungen, Wertpapierankäufe oder Aufwertung der Goldreserven). 

Aus der Erfahrung der letzten Krisen (zuletzt der Corona-Pandemie) könnte man sogar sagen, dass keine „unkonventionelle” Maßnahme aus dem Werkzeugkasten „moderner” Zentralbanken hypothetisch auszuschließen ist. Dazu gehört auch das Anwerfen der digitalen Notenpresse und die Verteilung von sogenanntem „Helicoptergeld” in Form von Steuergutschriften, die direkt von der Zentralbank auf die Konten von Bürgern, Banken und nichtfinanziellen Unternehmen überwiesen werden.

Was sind die wichtigsten Aufgaben einer Zentralbank?

  • Emission von Banknoten: In den meisten Ländern / Währungsräumen hat die Zentralbank das alleinige Recht, Banknoten herauszugeben und wird daher häufig auch als Notenbank bezeichnet. Für deutsche Euro-Geldscheine liegt das Emissionsrecht bei der Deutschen Bundesbank, die allerdings Teil des Europäischen Systems der Zentralbanken ist und nicht einfach nach eigenem Ermessen Banknoten in Umlauf bringen darf. Über das Emissionsvolumen entscheidet die Europäische Zentralbank (EZB). Allerdings sind die Präsidenten der nationalen Notenbanken im EZB-Rat vertreten.

  • Refinanzierung von Geschäftsbanken: Geschäftsbanken können sich bei der Zentralbank mit Zentralbankgeld versorgen. Dieser Vorgang nennt sich Refinanzierung. Zugleich haben die Geschäftsbanken die Möglichkeit, überschüssige Liquidität bei der Zentralbank gegen einen Einlagenzins zu "parken".

  • Kreditgeber für den Staat: Manche Staaten / Währungsräume gestatten der Öffentlichen Hand sich direkt bei der Zentralbank zu verschulden. Innerhalb der Eurozone ist dies allerdings laut Artikel 123 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union nicht zulässig, erfolgte aber bereits indirekt über den Sekundärmarkt für Staatsanleihen.

  • Währungsreserve: Eine Zentralbank verwaltet die Währungsreserven eines Landes oder Währungsraums. Diese Reserve setzt sich aus Gold und Goldforderungen sowie aus Fremdwährungen, den sogenannten Devisen, zusammen. Innerhalb der Europäischen Union gibt es die nationalen Währungsreserven der Mitgliedstaaten sowie eine EU-weite Währungsreserve, die von der EZB verwaltet wird.

  • Festsetzung diverser Zinssätze: zuletzt (Stand 24. Juli 2025) beließ die EZB den Einlagensatz für Geschäftsbanken bei der EZB bei 2,0 % p. a. Der Zins für Hauptrefinanzierungsgeschäfte blieb bei 2,15 %. Die Marginal Lending Facility Rate (kurzfristige Überbrückungskredite bzw. Notfallkredite bei Liquiditätsmangel) verharrte unverändert bei 2,40 %.

Eine Zentralbank kann mit den Reserven Geschäfte am internationalen Devisen- beziehungsweise Goldmarkt tätigen. Darüber hinaus dienen Gold und Fremdwährungen gemeinsam als Schutz für den Fall, dass die Währung des eigenen Währungsraums starke Verluste erleidet.

Der größte Anteil der Währungsreserven in den führenden Industrieländern, wie den USA (knapp drei Viertel) oder Deutschland (mehr als zwei Drittel) sind Goldreserven, dies zeigt, wie hoch die Zentralbanken den Sicherheitswert des Edelmetalls einschätzen.

Führende Schwellenländer wie China oder Russland mit traditionell niedrigem Goldanteil im Mix der Reserven gehören seit Jahren zu den wichtigsten staatlichen Goldkäufern am Markt.

Gold kann, anders als Zentralbankgeld, nicht auf Beschluss hin vermehrt werden und hat eine höhere langfristige Wertbeständigkeit. Das Edelmetall diente bereits in der Antike als Wertspeicher und Zahlungsmittel, Jahrtausende bevor die heutigen Währungen entstanden sind.

Welche Ziele verfolgen Zentralbanken?

Zu den Zielen von Zentralbanken gehören die Gewährleistung der Preisstabilität, allgemeine Unterstützung der Wirtschaftspolitik, maximale Beschäftigung sowie langfristig niedrige Zinsen.

Die selbst gestellten Aufgaben sowie die Prioritäten weichen jedoch von Zentralbank zu Zentralbank ab (unterschiedliche Mandate).

Die US-amerikanische Federal Reserve (FED) nennt zum Beispiel als einzige unter den großen Zentralbanken einen möglichst hohen Beschäftigungsgrad (Vollbeschäftigung; per Definition bei ca. 5 % Arbeitslosenquote) als Ziel und räumt, ebenfalls als einzige, der Preisstabilität keinen Vorrang vor anderen Zielen ein. 

Der Begriff der Preisstabilität aus Sicht der Zentralbanken ist nicht gleichzusetzen mit einer Inflation von 0 Prozent pro Jahr. Als wünschenswerte langfristige "Stabilität" der Preise gilt heute eine jährliche Teuerungsrate von im mehrjährigen Durchschnitt knapp 2 Prozent. Dies soll garantieren, dass die Wirtschaft wächst, ohne dass die Inflation außer Kontrolle gerät. 

Ob dies langfristig funktioniert, also ob die Inflation steuerbar ist, ist in einem ungedeckten Geldsystem empirisch nicht belegt. Die Notenbanken haben jedoch ihren „Instrumentenkasten” erweitert und die Krisen der letzten Jahrzehnte zumindest in den Griff bekommen, ohne dass es zu Hyperinflation oder Währungszusammenbrüchen kam (Entwicklungs- und Schwellenländer ausgenommen).

Über welche Instrumente verfügen Zentralbanken?

Für die Umsetzung ihrer Ziele stehen einer Zentralbank diverse Instrumente zur Verfügung. Die wichtigsten dieser Instrumente sind die Zinspolitik und die Offenmarktpolitik.

Zinspolitik: Mit der Erhöhung oder Absenkung ihrer verschiedenen Leitzinsen (Hauptrefinanzierungssätze für die Geschäftsbanken) nimmt eine Zentralbank Einfluss auf das allgemeine Zinsniveau. Niedrige Zinsen senken die Kosten für Kredite, sodass Verbraucher mehr konsumieren und Unternehmen mehr Investitionen tätigen können. Im Gegensatz dazu soll eine Erhöhung der Zinsen in Zeiten starken wirtschaftlichen Aufschwungs einer "Überhitzung" der Konjunktur und schnellen Preissteigerungen entgegenwirken.

Der Leitzins oder Hauptrefinanzierungssatz der EZB liegt mit Stand vom Juli 2025 bei 2,0 Prozent. Alle Zinssätze hier im Überblick:

Zinssatzentwicklung seit 2000 bis 2025

Leitzinssatz: Euroländer - USA - Japan - UK Stand 02/2020

Geldpolitische Lockerungen / Quantitative Easing

Nach der globalen Finanzkrise ab 2007 verfolgten alle wichtigen Zentralbanken eine Politik, die als Quantitative Easing (deutsch auch: Geldpolitische Lockerung) oder kurz QE bezeichnet wird.

Dabei kauften die Zentralbanken in großem Umfang hypothekenbesicherte Wertpapiere (Mortgage Backed Securities) und Staatsanleihen geringer Bonität im Wert von vielen hundert Milliarden US-Dollar von Geschäftsbanken, Versicherungen, Hedge-Fonds oder Immobilienfinanzierern auf, die dafür im Gegenzug neues (aus dem Nichts erzeugtes) Zentralbankgeld erhielten.

In den USA ist diese Politik vor allem mit dem Namen der Fed-Präsidenten Ben Bernanke (Amtszeit 2006 bis 2014) und seiner Nachfolgerin Janet Yellen verbunden. Bei der Europäischen Zentralbank hat EZB-Präsident Mario Draghi (Amtszeit von 2011 bis 2019) die ultralockere Geldpolitik des QE durchgesetzt.

Die Folgen dieser Politik sind mindestens zwiespältig zu sehen. Ein Überangebot an Liquidität führte einerseits dazu, dass die Verzinsung privater Guthaben bei Geschäftsbanken bei 0 Prozent lag und real (nach Abzug von Inflation und Steuern) teilweise sogar darunter, also im negativen Bereich. 

Zum anderen fördert das Überangebot an Geld die Bildung von Blasen, zum Beispiel an den Immobilien oder Aktienmärkten und insbesondere am Anleihemarkt.

Aus Sicht der Staaten ist der Run auf Anleihen durchaus willkommen, da die hohe Nachfrage nach deutschen Staatspapieren zwischenzeitlich sogar eine negative Verzinsung ermöglichte. Das bedeutet, dass der deutsche Staat Geld dafür erhielt, dass er sich verschuldete, und die Anleger dafür zahlen mussten, dass sie in diese Papiere investieren „durften”. Doch die Angst vor einem Zusammenbruch des Weltfinanzsystems und die Erwartung weiter sinkender Realzinsen waren so groß, dass diese Staatsanleihen der Bundesrepublik Deutschland mit realen und zum Teil sogar nominalen Negativzinsen reißenden Absatz fanden. Zumal damals in Deutschland noch Haushaltsdisziplin großgeschrieben wurde und die Schuldenbremse noch nicht signifikant ausgehöhlt war.

Wichtige Zentralbanken und Währungen

Die globale Bedeutung einer Zentral- bzw. Notenbank und der von ihr ausgegebenen Währung lässt sich anhand des Anteils beschreiben, über den diese Währung am internationalen Devisenmarkt verfügt. Der Devisenmarkt ist vor allen Anleihe- oder Aktienmärkten der mit deutlichem Abstand größte und liquideste Finanzmarkt der Welt. Sein bisheriges Hoch erreichte der Devisenmarkt mit einem täglichen Umsatz von über 7,5 Billionen Dollar im Jahr 2022.

Bis 2016 ist das Tagesvolumen aufgrund strengerer Regulierungen temporär auf unter 5 Billionen Dollar gesunken, doch entspricht diese enorme Summe immer noch rund 125 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts pro Jahr. 

Die vier Währungen mit den größten Handelsanteilen waren im Juli 2025 der US-Dollar (in 88 % aller Transaktionen involviert), der Euro (in 31 % aller Transaktionen involviert), der Japanische Yen (in 17 % aller Transaktionen involviert) und das Britische Pfund mit einer Beteiligungsquote von 13 % an allen Devisentransaktionen (Quelle: Bank für Internationalen Zahlungsausgleich; BIZ).

Anteile der Top 4 Währungen am Devisenmarkt

Ausgebende Zentralbank Land /Währungsraum Abkürzungen Währung Anteil Devisenhandel
Federal Reserve USA FED US-Dollar (US$) 88 %
Europäische Zentralbank Eurozone EZB Euro (€) 31 %
Bank of Japan Bank of Japan BoJ Japanischer Yen (¥) 17 %
Bank of England Vereinigtes Königreich BoE Britisches Pfund (£) 13 %
Stand 26.07.2025

Zum besseren Verständnis der prozentualen Anteile: Währungen werden am Devisenmarkt nie alleine gehandelt, sondern immer nur in Form von Währungspaaren wie "EUR-USD", also dem aus Euro und Dollar bestehenden Paar, das zugleich den Euro-Dollar Wechselkurs beschreibt. Die prozentualen Anteile aller Währungen am Devisenmarkt addieren sich folglich insgesamt nicht auf 100 Prozent, sondern auf 200 Prozent (bei den hier aufgeführten vier größten Währungen auf 149 Prozent).

Der chinesische Yuan am internationalen Devisenmarkt

Der chinesische Yuan (Renminbi, CNY, ¥) gehört bisher mit einem Anteil von 7 Prozent nicht zu den meistgehandelten Währungen, obwohl die chinesische Volkswirtschaft mit einem geschätzten BIP von 18,94 Billionen US-Dollar im Jahr 2024 vor Japan die klare Nummer 2 unter den größten Volkswirtschaften der Welt war.

Der eher bescheidene Anteil lässt sich damit erklären, dass die People’s Bank of China (PBC) den Wert des Yuan (Renminbi) nach wie vor in hohem Maße kontrolliert, die chinesische Währung also anders als US-Dollar, Euro, Yen oder Pfund noch nicht in das System freier Wechselkurse integriert ist.

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