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Stand: 21.12.2021 von Jörg Bernhard
In den Medien zeichnet sich der Monat Dezember vor allem dadurch aus, dass verstärkt über die Preisprognosen diverser Experten oder Institutionen berichtet wird. Diese sind jedoch stets mit Vorsicht zu genießen.
Goldpreisprognosen haben Hochkonjunktur

Umfrage weist für Gold geringes Aufwärtspotenzial aus

So hat sich zum Beispiel die Redaktion von Euro am Sonntag im Rahmen einer Umfrage nach 18 Banken nach deren Prognosen bezüglich wichtiger Aktienindizes und anderer Märkte erkundigt.

Beim Goldpreis wurden insgesamt 17 Schätzungen berücksichtigt, was zu einem Durchschnittswert von 1.878,24 Dollar geführt hat. Die optimistischste Prognose stammte von den Analysten des Bankhauses Donner & Reuschel, die dem Goldpreis im kommenden Jahr ein Kursziel von 2.500 Dollar pro Feinunze eingeräumt haben.

Die pessimistischste Prognose kam hingegen von der US-Investmentbank Morgan Stanley. Sie rechnet mit einem Rückschlag auf 1.560 Dollar. Die Tatsache, dass sich sämtliche abgegebenen Prognosen in einer Bandbreite von 60 Prozent bewegt haben, zeigt ein relativ hohes Maß an Verunsicherung auf, wenngleich die Zahl der Optimisten (12) die Anzahl der Pessimisten (5) deutlich übertrifft.

Unabhängig von den oben erwähnten Prognosen haben in der vergangenen Woche aber auch zwei große US-Investmentbanken ihre Einschätzung zur künftigen Entwicklung des Goldpreises abgegeben.

Dabei handelte es sich um die Citibank und JPMorgan Chase, die beide ihre bisherige Schätzungen nach unten revidiert haben. Die Analysten der Citibank rechnen bspw. im kommenden Jahr mit einem durchschnittlichen Goldpreis von 1.685 Dollar, wenngleich bis zu Jahresmitte ein temporärer Anstieg über 2.100 Dollar möglich sei.

Noch pessimistischer blicken die Analysten von JPMorgan Chase drein.

Sie erwarten 2022 nämlich lediglich einen durchschnittlichen Goldpreis in Höhe von 1.630 Dollar. Beide führen als Grund für ihre „bearishe“ Argumentation den erwarteten Anstieg der US-Renditen ins Feld.

Der alleinige Blick auf die durch den Zinsverzicht bei einem Goldinvestment anfallenden Opportunitätskosten ist bei der Einschätzung der Perspektiven des Goldpreises sicherlich nicht zielführend, schließlich sind höhere Renditen stets mit einem höheren Risiko verbunden.

Und ein starker Zinsanstieg dürfte viele Staaten angesichts ihrer enormen Schuldenberge erhebliche Probleme bei deren Refinanzierung und Zinszahlung bereiten.

Bei Goldpreisprognosen Vorsicht walten lassen

Grundsätzlich sollte keine Prognose für „bare Münze“ genommen werden.

Bei Goldpreisprognosen scheint dieser Rat besonders gerechtfertigt zu sein, da man den Banken bei der Beurteilung des Goldpreises durchaus einen Interessenkonflikt attestieren kann. Je höher die Unsicherheit im Bankensektor bzw. im globalen Finanzsystem, desto gefragter und attraktiver gilt nämlich ein Investment in Gold.

Seit dem Jahrtausendwechsel sind durch die zahlreichen Krisen Rettungsmaßnahmen in Billionenhöhe notwendig geworden. Dadurch sind die globalen Schuldenberge und die Bilanzsummen der wichtigsten Notenbanken regelrecht explodiert.

Im Jahr 2000 (Internetaktien-Blase) war die Feinunze Gold noch für weniger als 300 Dollar zu haben (siehe Chart). Angesichts eines aktuellen Goldpreises von rund 1.800 Dollar sollte dies jedem Anleger aufzeigen, wie sehr die Stabilität der Finanzsysteme in den vergangen 21 Jahren gelitten hat. Deren nachhaltige Heilung dürfte weiter auf sich warten lassen.

So entwickelte sich der Goldpreis in Euro

Quelle: Gold.de

Ausblick für die laufende Woche

Nach den jüngsten Fed-Statements geht man an den internationalen Finanzmärkten davon aus, dass die Anleihekäufe der US-Notenbank im März auslaufen werden. Außerdem stellte Fed-Chef Jerome Powell in Aussicht, im kommenden Jahr drei Zinserhöhungen á 25 Basispunkte durchzuführen.

Die künftige Geldpolitik der Europäischen Zentralbank dürfte hingegen um einiges zurückhaltender ausfallen. Am vergangenen Donnerstag verkündete nämlich EZB-Chefin Christine Lagarde, dass in der Eurozone 2022 wohl kein Anheben der Leitzinsen erfolgen wird.

Während sich die Bank of England in der vergangenen Woche sogar zu einem Zinsschritt nach oben entschlossen hat, hat die EZB offensichtlich mehr die Interessen überschuldeter Euro-Staaten als die Preisstabilität im Blick.

Im kommenden Jahr rechnet die EZB mit einer Geldentwertung von 3,2 Prozent p.a., nachdem die vor drei Monaten kommunizierte Prognose bei lediglich 1,7 Prozent lag. In einem solchen Marktumfeld sollten europäische Bürger auf keinen Fall Gold in Geld umtauschen, also die globale Krisenwährung verkaufen.

Für eine Entwarnung dürfte die Zeit mit Blick auf die globalen Finanzsysteme definitiv noch nicht reif sein.

Autor: Jörg Bernhard
Freier Wirtschaftsjournalist
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von GoldNase | 26.12.2021, 20:14 Uhr Antworten

Hallöchen, es wird darüber geredet wie es mit dem Goldpreis weiter gehen wird. Nun, mir ist es Egal was geschrieben wird ich gehe davon aus, dass wir in Zukunf mit Preisen von 20.000 € und mehr zu tun haben werden. die Kaufkraft bleibt aber die gleiche!

von Aureus | 24.12.2021, 05:22 Uhr Antworten

Obwohl ich auch zugeben muss, bei der Deutschen Bank kann Mann als Investmentbanker auch dann glänzend verdienen, ohne jemals wirklich etwas zu leisten. Das erklärt vielleicht auch den langfristigen Kursverlauf der Aktie, bei dem einen das Gefühl der Nausea unweigerlich überkommt...

von Aureus | 24.12.2021, 05:09 Uhr Antworten

Wenn diese "Experten" ihr Geld tatsächlich wert wären, dann würden Sie nicht bei einer Bank (als Lohnsklave, mit etwas besseren Gehalt) ihr Dasein fristen, sondern als Privattiers mehrere hunderttausend Euro im Jahr aus dem Kapitalmarkt ziehen können. Weil dies aber nicht der Fall ist, ist die Kakophonie dieser Leute von minderen Interesse für mich.

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