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Stand: 26.06.2023 von Hannes Zipfel
In dieser Woche verfallen am Dienstag und Mittwoch an der wichtigen US-Terminbörse für Gold und Silber Optionen- und Future-Kontrakte. Aktuell sehen die Terminmarkt-Reports von der COMEX noch nicht besonders konstruktiv aus. Deshalb und wegen des anstehenden Notenbankertreffens im portugiesischen Sintra ist eine hohe Schwankungsbreite der Edelmetallpreise möglich.
Impulsgeber Terminmarkt, Notenbankertreffen & US-Inflation

An der Datenfront stehen am Freitag vor allem frische US-Konsumentenpreise im Fokus der Anleger. Unkalkulierbar bleiben die geopolitischen Entwicklungen in Russland und der Ukraine.

Darüber hinaus sind noch folgende Termine in der KW 26 beachtenswert:

  • Montag: ifo-Geschäftsklima-Index Deutschland für Juni (akt.: 83,6 | e: 88,0 | Mai: 88,3), Zentral- u. Notenbankertreffen in Sintra (Portugal) – Rede v. EZB-Chefin Lagarde (19:30 Uhr)
  • Dienstag: Verfall der Juli-Optionen auf Gold und Silber an der COMEX (höhere Volatilität möglich), US-Auftragseingänge für langlebige Güter im Mai auf Monatsbasis (e: -1,0 % | Apr.: 1,1 %), US-Verbrauchervertrauen für Juni (e: 103,7 | Mai: 102,3)
  • Mittwoch: GfK-Konsumklima Deutschland für Juli (e: -23,0 | Juni: -24,2), Rede von Fed-Chef Jerome Powell in Sintra (15:30 Uhr), Verfall der Juni-Future-Kontrakte auf Gold und Silber an der COMEX (höhere Volatilität möglich), Ergebnisse des aktuellen US-Banken-Stresstests
  • Donnerstag: Verbraucherpreisindex (VPI) Deutschland für Juni vorl. ggü. Vorjahr (e: 6,3 % | Mai: 6,1 %), Erstanträge US-Arbeitslosenhilfe (e: 266k | KW 25: 264k)
  • Freitag: China-Einkaufsmanager-Index Industrie für Juni (e: 49,0 | Mai: 48,8), für den Dienstleistungssektor für Juni (e: 53,7| Mai: 54,7), Einzelhandelsumsätze Deutschland für Juni im Jahresvergleich (e: -6,7 % | Mai: -4,3 %), US-PCE Verbraucherpreisinflation Juni ggü. Vorjahr (e: +4,6 % | Mai: 4,4 %), PCE-Kernrate (e: 4,7 % | Mai: 4,7 %), Terminmarktdaten der US-Aufsichtsbehörde CFTC für Gold und Silber (COT-Reports; 22:30 Uhr MESZ)

Weitere Daten-Termine, Details zu den Prognosen sowie historische Zeitreihen finden Sie hier.

Notenbankertreffen in Sintra - Schaulaufen der Ahnungslosen

Erst haben die Zentral- und Notenbanker die von ihnen durch die Schaffung extremer Mengen an Überschussliquidität und jahrelanger Nullzinspolitik mitverursachte Inflation unterschätzt und sind nun nach hastigen Zinsanhebungen mit den Nebenwirkungen dieser Straffungspolitik in einem überschuldeten Wirtschaftssystem konfrontiert.

Die globale Verschuldung hat ein Rekordniveau von über 300 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts erreicht und ist damit so zinssensibel wie nie zuvor (Quelle: Global Debt Monitor, Institute of International Finance).

Geldpolitiker ist momentan einer der Berufe, die man seinen Kindern nicht anraten möchte. Das auf Schulden und billigem Geld aufgebaute Finanzsystem gerät zunehmend in Schieflage. Die Geldpolitiker sind hin und her gerissen zwischen der Aufrechterhaltung der Schuldentragfähigkeit, einer heraufziehenden Weltrezession, Spannungen im Bankensystem und hartnäckiger Inflation.

In Japan hat man bereits vor der Verschuldung kapituliert und behält die negativen Leitzinsen trotz rekordhoher Inflation bei und druckt mehr Geld denn je. In China ist man wegen der Immobilienkrise und der daraus resultierenden Schuldenkrise bereits wieder in den Zinssenkungsmodus übergegangen.

Die EZB streitet intern, ob man die Zinsen unabhängig von der Inflationsentwicklung noch ein letztes Mal anheben und dann pausieren soll, schließlich befindet sich die Euro-Zone bereits in einer technischen Rezession.

Der in Portugal ebenfalls anwesende Chef der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, hat bereits im Juni eine Zinsanhebung ausfallen lassen. Aber für Juli ist schon die nächste geplant. Noch ist die größte Volkswirtschaft der Welt jenseits des Atlantiks nicht in eine Rezession abgetaucht – aber viele Indikatoren deuten darauf hin, dass dies in den nächsten Quartalen passieren wird.

Noch hält sich die Inflation hartnäckig, wie vermutlich auch die am kommenden Freitag zur Veröffentlichung anstehenden PCE-Verbraucherpreise erneut zeigen werden, auf deren Entwicklung die US-Notenbank genau achtet und hier v. a. auf die um Nahrungsmittel- und Energiepreise bereinigte Kernrate.

Für den Monat Juni wird in den USA mit einer wieder steigenden PCE-Inflation von 4,6 % nach 4,4 % im Mai gerechnet. Die Kernrate soll bei 4,7 % gegenüber dem Vorjahresmonat stagnieren. Die Zahlen kommen am Freitagnachmittag um 14:30 Uhr MESZ und könnten die Edelmetallpreise zum Wochenausklang heftig in Schwingungen versetzen.

Bei höher als erwarteten Inflationsraten dürfte die Zinsangst die Finanzmärkte und auch die Edelmetallpreise belasten. Kommen die Daten etwas moderater herein, wäre dies eine Unterstützung für die Gold- und Silberpreise.

US-Inflation, Einkommen & Ausgaben

Wie eng der Handlungsspielraum der US-Notenbank bereits geworden ist, sieht man an der Entwicklung des persönlichen Konsums, der real im Mai stagniert haben soll. Der Konsum macht über zwei Drittel des US-Bruttoinlandsprodukts aus.

In Deutschland werden für den Einzelhandelsumsatz im Juni real (also nach Abzug der Inflationsrate) sogar -6,7 Prozent nach -4,3 Prozentim Vormonat erwartet. Die Daten werden am Freitagfrüh um 8:00 Uhr veröffentlicht.

Eine ähnliche Entwicklung könnte auch auf die USA zukommen. In einem solchen Umfeld die Kreditkosten weiter anzuheben, läuft zwangsläufig auf einen wirtschaftlichen Abschwung hinaus, mit unabsehbaren Konsequenzen für Kreditausfallraten, Unternehmenspleiten, Privatinsolvenzen, den Immobilienmarkt und das Bankensystem.

Der Präsident der Bundesbank, Dr. Joachim Nagel wurde vom Handelsblatt im Vorfeld des geldpolitischen Gipfeltreffens am Fuße des portugiesischen Sintra-Gebirges daher folgendermaßen zitiert:

„Bis hierhin war Geldpolitik einfach – jetzt wird es eine Kunst“

US-Terminmarkt spricht eher für nochmals günstigere Einstiegskurse

Sollten die Vertreter der EZB und der Fed bei ihrer bisherigen Straffungspolitik bleiben und die Zinsen weiter anheben sowie Liquidität aus dem Markt durch Wertpapierverkäufe abziehen, dann wäre kurzfristig auch keine Unterstützung vom wichtigen US-Terminmarkt zu erwarten.

Sowohl für Gold als auch für Silber ist trotz bereits signifikanter Korrekturbewegungen noch kein Ausverkauf (Bereinigung) der spekulativen Positionen in ausreichendem Maße zu erkennen, womit die Preislage für beide Edelmetalle fragil bleibt.

Der Terminmarktindikator „COT-Index“ (rot, ganz unten in den Grafiken) steht bei Gold mit einem Wert von 35 immer noch auf "Verkaufen", da zu viele prozyklisch agierende Spekulanten weiterhin auf steigende Preise wetten (Kontraindikator, Daten werden mit Zeitverzögerung veröffentlicht):p>

COT Terminmarkt Report für Gold

Positiv anzumerken ist, dass die Gesamtzahl der ausstehenden Kontrakte (siehe grüner Pfeil) mit 438.037 im Vergleich zu den letzten viereinhalb Jahren relativ gering ist.

Dies spiegelt das momentan niedrige Gesamtinteresse der Anleger an den Terminmärkten für Gold wider und zeigt, dass das weitere Abgabepotenzial limitiert ist und es definitiv keine Spekulationsblase gibt.

Ähnlich sieht das Bild bei Silber aus:

COT Terminmarkt Report für Silber

Die Zitterpartie bei den Preisen bei Gold und Silber geht also in der aktuellen Börsenwoche weiter. Dabei wird die Unsicherheit zusätzlich durch die geopolitischen Ereignisse in Russland und der Ukraine erhöht.

Erst ab der dritten Juli-Woche setzt erfahrungsgemäß die Nachfrage durch Großhändler, Scheideanstalten und Spekulanten im Vorfeld diverser Feiertage ein, zu denen traditionell Gold und Schmuck verschenkt wird, was die Preise für Gold und Silber saisonal stützt.

Aber schon jetzt ist bei jeder Kursschwäche ein Anziehen der privaten Nachfrage nach Münzen und Barren spürbar. Diese antizyklische Entwicklung können Sie über unser Service-Tool Gold.de >> Trends nachverfolgen.

Autor: Hannes Zipfel
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