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Stand: 29.09.2022 von Hannes Zipfel
Im September schießen die vorläufigen Inflationsdaten für Deutschland auf einen prozentual zweistelligen Wert. Der Anstieg des Verbraucherpreisindex (VPI) erreicht damit den höchsten Stand seit über 70 Jahren. Der Goldpreisanstieg in Euro schlägt die Teuerungsrate im gleichen Zeitraum dennoch um 40 Prozent.
Inflationsschock für Deutschland

Inflation in Deutschland prozentual zweistellig

Die heute vom Statistischen Bundesamt (DeStatis) veröffentlichten vorläufigen Inflationsdaten für Deutschland erreichten im September mit 10,0 Prozent (VPI) gegenüber dem Vorjahresmonat den höchsten Stand seit Dezember 1951 (damals 10,5 Prozent). Erwartet wurden lediglich 9,4 Prozent.

Nach europäischer Berechnungsmethode (HVPI) stieg die Teuerungsrate für deutsche Verbraucher mit 10,9 Prozent sogar noch stärker an. Die endgültigen Daten folgen am 13. Oktober.

Inflationsrate in Deutschland auf Rekordniveau

Im Monatsvergleich von August auf September stiegen die Preise nach vorläufigen Daten um 1,9 Prozent (VPI) und 2,2 Prozent (HVPI). Damit erreicht die Teuerungsdynamik für deutsche Verbraucher auf Monatsniveaus die offizielle Zielinflationsrate der Europäischen Zentralbank (EZB) für ein ganzes Jahr (2,0 Prozent p. a.).

Europäische Zentralbank ist machtlos

Die vorläufigen Zahlen zu den Verbraucherpreisanstiegen für die gesamte Eurozone werden morgen um 11:00 Uhr veröffentlicht. Nach einem Anstieg auf Jahresbasis um 9,1 Prozent im August wird für den September mit einem weiteren Anstieg auf 9,7 Prozent gerechnet.

Die folgende Grafik zeigt das aktuelle Inflationsniveau in der Eurozone (rot) im Vergleich zum Inflationsziel der EZB (grün gestrichelt):

EZB: Einlagenzinssatz vs. HVPI in Prozent

Dass zwischen dem von der EZB angestrebten Inflationsziel und der tatsächlichen Inflation mittlerweile Welten liegen, ist auf die Zwangslage der Geldpolitiker zurückzuführen, die darin besteht, die Schuldentragfähigkeit und den Fortbestand der Euro-Zone zu sichern, unabhängig von der Inflation.

Aufgrund der Rekordverschuldung in der Eurozone und dem Verfall des Außenwertes der Gemeinschaftswährung besteht die akute Gefahr einer neuerlichen Eurokrise und es stellt sich somit die Systemfrage, die auch über den Fortbestand der EZB selbst entscheidet. Daher ist die wichtigste Institution für den Fortbestand des Euroraums de facto nicht mehr politisch unabhängig, sondern in fiskalpolitischen Zwängen verhaftet.

Inflation vs. EZB-Leitzins vs. realer EZB-Leitzins

Somit steht die EZB vor dem gleichen Dilemma wie die Bank of England (BoE) die gestern trotz zweistelliger Inflationsraten im Vereinigten Königreich eine geldpolitische 180-Grad-Wende vollziehen musste, um einen Crash systemrelevanter britischer Pensionsfonds zu verhindern, die wegen der steigenden Zinsen in UK bankrott zu gehen drohten.

Von den "Währungshütern" in der Euro-Zone ist daher auch in Zukunft keine Hilfe in Sachen Inflationsbekämpfung zu erwarten. Im Gegenteil dürfte die EZB bei weiter steigenden Renditen für Staatsanleihen überschuldeter Euro-Länder, wie z. B. Italien, ebenso wie die Bank of England früher oder später gezwungen sein, in den Inflationsanstieg hinein wieder Geld zu drucken, indirekte Staatsfinanzierung zu betreiben und die Zinsen zu senken bzw. nicht weiter anzuheben.

Damit bleiben die Leitzinsen weit hinter der Inflationsrate zurück und der reale Leitzins verharrt tief im negativen Terrain.

Erschreckende Details im Inflationsreport

Ein Blick in die Details des jüngsten Inflationsberichtes des Statistischen Bundesamtes offenbart vor allem für einkommensschwache Haushalte in Deutschland Erschreckendes: So stiegen die Preise für Lebensmittel im September um 18,7 Prozent an. Die Waren des täglichen Bedarfs verteuerten sich um 17,2 Prozent und die Energiepreise explodierten förmlich um 43,9 Prozent.

Jährliche Veränderung des Verbraucherpreisindex

15 Prozent Inflationsrate bis Jahresultimo?

Dass die Verbraucherpreise weiter dynamisch steigen, war in Anbetracht der rekordhohen Erzeugerpreise absehbar. Bei der Herstellung und Erzeugung von Gütern und Dienstleistungen fielen im August Kostensteigerungen von 45,8 Prozent auf Jahresbasis an. Das Statistische Bundesamt weist deshalb in seiner Presseerklärung explizit auf die Bedeutung der Erzeugerpreise als Inflationstreiber hin:

„Deutliche Preisanstiege auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen wirken sich dabei preiserhöhend aus.“

Nach Aussagen des deutschen Spitzenökonomen und ehemaligen Präsidenten des Münchener ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, Prof. Dr. Hans-Werner Sinn, fließen mit einer Zeitverzögerung von ca. drei Monaten gemäß empirischer Daten ein Drittel der Produktionskostensteigerung in die Verbraucherpreissteigerungen ein.

Dies würde bedeuten, dass deutsche Verbraucher zum Jahresultimo mit einer Inflationsrate konfrontiert sind, die mit 15 Prozent auf Jahresbasis (VPI) nochmals um die Hälfte höher liegt als die aktuellen Preisanstiege.

Gold schlägt Inflation

Durch die starke Abwertung des Außenwertes des Euro gegenüber der Weltleitwährung US-Dollar, in der auch der Goldpreis an den internationalen Märkten gehandelt wird, und dank der robusten Nachfrage, die zu einer höheren Preisstabilität des gelben Edelmetalls im Vergleich zu anderen Anlageformen geführt hat, kann sich Gold weiterhin als Schutz vor der Geldentwertung behaupten.

Mit einer Aufwertung von über 14 Prozent in den letzten 12 Monaten konnten Gold-Anleger bei einer Inflationsrate von 10 Prozent (VPI) nicht nur die Kaufkraft ihrer Anlage bewahren, sondern sogar eine positive Realrendite von 4 Prozent vereinnahmen. Bei physischen Investments in Münzen und Barren i. d. R. nach einer Haltedauer von 12 Monaten sogar steuerfrei.

Gold in Euro wird Rolle als sicherer Hafen gerecht

Sollten die Verbraucherpreise in den kommenden Monaten gemäß den Vorlaufindikatoren, wie z. B. den Import-, Erzeuger-, und Großhandelspreisen, weiter dynamisch ansteigen, ist auch mit einer erhöhten Goldnachfrage, einhergehend mit steigenden Preisen zu rechnen. Zumal sich die Talfahrt des Euro aufgrund der erheblichen Zinsdifferenz zum US-Dollar fortsetzen sollte.

Die Devisenanalysten der US-Investmentbank Morgan Stanley erwarten zum Jahresende einen Wechselkurs von 90 US$-Cent pro Euro. Aktuell bekommt man für einen Euro noch 97 US$-Cent. Dies würde auch die Goldpreisentwicklung in Euro weiter unterstützen.

Autor: Hannes Zipfel
Ökonom
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