Gold: 2.545,55 € 0,98 %
Silber: 30,29 € 0,50 %
Stand: 29.08.2023 von Jörg Bernhard
In diesem Jahr haben sich die US-Renditen deutlich nach oben und die Teuerungsrate deutlich nach unten entwickelt, was normalerweise als negatives Umfeld für die beiden Edelmetalle Gold und Silber anzusehen ist.
Silberpreis: Höhenflug plus Outperformance 

Zinsanstieg und Inflationsrückgang gut verdaut

Ungeachtet dieser (für Edelmetalle) negativen Entwicklung haben die beiden Krisenwährungen Gold (+6,1 Prozent) und Silber (+0,2 Prozent) seit dem Jahreswechsel summa summarum relative Stärke bewiesen.

Besonders interessant: Auf Sicht von zwölf Monaten hat sich der Silberpreis (+28,9 Prozent) deutlich besser entwickelt als das gelbe Edelmetall (+10,0 Prozent). Während dieses Zeitraums hat sich das Gold/Silber-Ratio, was den in Silberunzen gemessenen Gegenwert von einer Unze Gold anzeigt, von 92 auf 79 reduziert (siehe Chart). Diese Outperformance dürfte vor allem auf die starke industrielle Silbernachfrage zurückzuführen sein, die seit Jahren in etwa der Hälfte der Gesamtnachfrage entspricht.

Gold Silber Ratio

Obwohl die Konjunkturperspektiven – insbesondere in Europa und China – derzeit alles andere als „rosig“ aussehen, ignorierte der Silbermarkt in den vergangenen Wochen diesen Sachverhalt. Während zum Beispiel der Konjunkturindikator Kupfer in diesem Jahr ein dickes Minus verbucht hat, scheint die Konjunktursensitivität von Silber derzeit weniger stark ausgeprägt zu sein.

Dies liegt unter anderem an der heterogenen Struktur der Industrienachfrage, schließlich gilt das mit Abstand günstigste und gemessen an der global geförderten Menge weniger seltene Edelmetall dank seiner physikalischen und biotischen Fähigkeiten in vielen Branchen als wichtiger Rohstoff.

Was weiterhin für Silber spricht

Als besonders vielversprechend ist die Tatsache anzusehen, dass sich Silber künftig vor allem in zwei Wachstumsbranchen einer starken Nachfrage erfreuen dürfte. In der Automobilbranche sorgen zum Beispiel die beiden Zukunftstrends Elektromobilität und autonomes Fahren für einen erhöhten Bedarf an Silber. Außerdem benötigt auch die Photovoltaikbranche immer größere Silbermengen, was vor allem auf den politisch gewollten Ausbau dieser Form von erneuerbarer Energie zurückzuführen ist.

Neben dem Wunsch nach einer klimafreundlichen Energieversorgung wollen sich vor allem wichtigen Industriestaaten unabhängiger von Öl- und Gaslieferungen autokratischer Machthaber machen.

Des Weiteren spricht aber auch das enorme Nachholpotenzial für den Kauf von Silber, schließlich müsste sich der „kleine Bruder von Gold“ mehr als verdoppeln, um ein neues Allzeithoch zu erzielen.

Zur Erinnerung: Im April 2011 kostete eine Feinunze Silber fast 50 Dollar (aktuell: 24,14 Dollar). Würde sich der Goldpreis verdoppeln, müsste dieser auf mehr als 3.800 Dollar ansteigen.

Fazit: Beide Edelmetalle stehen einem Wertpapierportfolio mit integriertem Versicherungsschutz ausgesprochen gut zu Gesicht.

Ausblick für die laufende Woche

Man kann davon ausgehen, dass ETF-Investoren und Terminspekulanten die Entwicklung von Gold und Silber ausgebremst haben. Dass Geldanleger mittlerweile Zinsen für angespartes Kapital erhalten, sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass vor allem in Deutschland die Inflation die mageren Zinsen auffrisst und somit zu negativen Realzinsen führt. Für Schuldner hat der Zinsanstieg den unangenehmen Nebeneffekt, dass die Zins- und Refinanzierungskosten eine Reduktion der Schuldenberge deutlich erschweren. Die Bundesrepublik Deutschland erzielt derzeit inflationsbedingt zwar steigende Einnahmen bei der Umsatzsteuer, als gesund oder nachhaltig kann man diese Entwicklung sicherlich nicht einordnen.

Für alle, die auf lange Sicht nicht vollkommen von der Schuldentragfähigkeit oder der Bonität Deutschlands überzeugt sind, drängt sich der Kauf von Gold und Silber geradezu auf. In den kommenden Tagen erfahren die Anleger, wie sich im August die Inflation in Deutschland bzw. der Eurozone entwickelt hat. Trotz der von Analysten erwarteten Rückgänge auf 6,0 bzw. 5,1 Prozent p.a. dürfte sich die Freude darüber in Grenzen halten, schließlich kann man die Konjunkturaussichten diesseits des Atlantiks als enttäuschend einstufen. Bleibt zu hoffen, dass das Nettoeinkommen der Konsumenten ausreicht, um in eine zweifellos notwendige Krisenvorsorge investieren zu können.

Autor: Jörg Bernhard
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von solider Anlege | 30.08.2023, 08:54 Uhr Antworten

Silber hat gegenüber Gold in den letzten 10 Jahren eindeutig verloren. Seine Rolle wird immer wieder überschätzt und wird in vielen Branchen mittlerweile ersetzt, Egal ob in der Fotografie oder Photovoltaik überall gibt es Substitutionen.
Warum sollte man also auf diesen auslaufende „Industrierohstoff“ setzen, wo es doch Gold auch in kleineren Gewichten und dazu noch Mehrwertsteuererhöhung gibt?
8 % Rendite pro Jahr bei Gold sollten reichen, denn Gier frisst Hirn!

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