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Stand: 11.09.2023 von Jörg Bernhard
Aus China kommen seit Monaten alles andere als gute Nachrichten. Nach den aufgehobenen Corona-Restriktionen will die chinesische Wirtschaft einfach nicht auf den Wachstumskurs der vergangenen Jahre zurückkehren.
Sind Chinas goldene Zeiten vorbei?

Miserable Stimmung in Schlüsselbranchen

Die Konjunkturindikatoren aus dem Reich der Mitte sprechen eine eindeutige Sprache und haben Chinas Zentralbank alarmiert (siehe Tabelle). Während sowohl die Europäische Zentralbank als auch die US-Notenbank Fed ihre Leitzinsen in diesem Jahr kräftig erhöht haben, sahen sich Chinas Zentralbanker genötigt, ihre Schlüsselzinssätze von 3,65 auf 3,45 Prozent zu reduzieren.

Gründe für relativ expansive Geldpolitik gibt es zuhauf.

Zum einen befindet sich die Konsumstimmung aufgrund der extrem langen Corona-Restriktionen im Keller und hat insbesondere am Immobilienmarkt zu massiven Verwerfungen geführt. Milliardenschweren Unternehmen droht mittlerweile dasselbe Schicksal wie dem Immobiliengiganten „Evergrande“ – die Pleite.

Zum anderen leidet insbesondere die junge Bevölkerung unter einer rekordhohen Jugendarbeitslosigkeit. Die Machthaber in Peking haben sich deshalb dazu entschlossen, das Liefern aktueller Daten zu diesem Thema erst einmal einzustellen.

Als besonders alarmierend ist der Umstand zu sehen, dass Chinas Wirtschaft angesichts einer Deflation von 0,3 Prozent (August) alles andere als einen robusten Eindruck hinterlässt.

Bei den Produzentenpreisen sind bereits seit Oktober 2022 negative Vorzeichen zu beobachten. Während im Juni mit minus 5,4 Prozent p.a. der stärkste Rückgang registriert worden war, wurde für August ein Wert von minus drei Prozent gemeldet. Dies dürfte unter anderem auf den Kauf – sanktionsbedingt – billiger russischer Energieträger wie Öl und Gas zurückzuführen sein.

Wie sehr Chinas Wirtschaft leidet, lässt sich besonders gut an der Entwicklung der diesjährigen Im- und Exporte ablesen. Bei der Ausfuhr von Waren und Dienstleistungen gab es in den Monaten Januar, Juni und Juli ein Minus im zweistelligen Prozentbereich zu beklagen. Bei den Importen war für Januar ein Einbruch von über 21 Prozent und für Juli ein Rückgang um 12,4 Prozent zu beklagen.

Chinas Goldkäufe im Blick

An den Goldmärkten stellt sich angesichts des chinesischen Schwächeanfalls die Frage, wie sich dies auf das künftige Interesse an dem gelben Edelmetall auswirken wird, schließlich gehört China – zusammen mit Indien – zu den goldhungrigsten Nationen der Welt.

Hohe Arbeitslosigkeit und deflationäre Tendenzen könnte das Interesse der Bevölkerung durchaus schwächen. Auf Chinas Goldreserven trifft dies derzeit jedoch nicht zu. China ist das einzige Land, das seine Goldreserven neun Monate in Folge aufgestockt hat.

Außerdem hat in diesem Jahr keine Notenbank der Welt die chinesischen Goldkäufe in Höhe von 126,0 Tonnen übertroffen.

Ein Ende der starken Goldaffinität kann daher als relativ unwahrscheinlich eingestuft werden.

Wichtige chinesische Konjunkturindikatoren

BIP-Wachtum (Q2 2023) 6,3 % p.a.
Importe (August) -7,3 % p.a.
Exporte (August) -8,8 % p.a.
Arbeitslosenrate (Juli) 5,3 %
Jugendarbeitslosigkeit (Juni) 21,8 %
Industrieproduktion (Juli) 3,7 %
Einzelhandelsumsätze (Juli) 2,5 % p.a.
Inflationsrate (August) -0,3 % p.a.
Produzentenpreise (August) -3,0
Quelle: TradingEconomics

Ausblick für die laufende Woche

In den kommenden Handelstagen dürften sich die Akteure an den Goldmärkten für zwei Termine besonders stark interessieren.

  • Erstens: Am Mittwoch steht die US-Inflationsrate für den Monat August zur Bekanntgabe an. Laut einer von Trading Economics veröffentlichten Umfrage unter Analysten soll sich jenseits des Atlantiks die Geldentwertung von 3,2 auf 3,6 Prozent p.a. beschleunigt haben, während bei der Kerninflation ein Rückgang von 4,7 auf 4,3 Prozent p.a. prognostiziert wird.

  • Zweitens: Einen Tag später dürfte dann die Entscheidung der EZB zur künftigen Geldpolitik für erhöhte Spannung sorgen. Wenngleich mit konkreten Zinsschritten nicht gerechnet wird, dürften Geldanleger den Tenor der Statements von EZB-Chefin Christine Lagarde während der anschließenden Pressekonferenz genau analysieren. Je „taubenhafter“ dieser ausfällt, desto besser die Perspektiven für den Goldpreis.

Denn nach wie vor hängt der Krisenschutz am „Tropf der Zinspolitik“, wobei man ihm eines konstatieren kann: Angesichts der extrem dynamischen Zinserhöhungen von Fed und EZB kann man dem Goldpreis ein ausgesprochen hohes Maß an Resistenz attestieren.

Obwohl die EZB die Leitzinsen auf Zwölfmonatssicht von 0,5 auf 4,25 Prozent vervielfacht hat, gelang dem Goldpreis auf Eurobasis eine Wertsteigerung in Höhe von immerhin mehr als vier Prozent.

Autor: Jörg Bernhard
Freier Wirtschaftsjournalist
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von solider Anleger | 14.09.2023, 09:40 Uhr Antworten

Silber kaufen, Silber kaufen. So empfiehlt es ein nicht kommentierbarer Autor hier. Dumm nur wenn die Kurse immer purzeln und man sich anschließend mit dem letzen preiswerten nachlaufest zum Sieger erklärt. Vorherige Verluste sind dann egal.

von Florian App | 13.09.2023, 14:15 Uhr Antworten

China is in big trouble. We’re not talking about some minor setback along the way, but something more fundamental. The country’s whole way of doing business, the economic system that has driven three decades of incredible growth, has reached its limits. You could say that the Chinese model is about to hit its Great Wall, and the only question now is just how bad the crash will be.
...
Wages are rising; finally, ordinary Chinese are starting to share in the fruits of growth. But it also means that the Chinese economy is suddenly faced with the need for drastic “rebalancing” — the jargon phrase of the moment. Investment is now running into sharply diminishing returns and is going to drop drastically no matter what the government does; consumer spending must rise dramatically to take its place. The question is whether this can happen fast enough to avoid a nasty slump.

Quelle: https://www.nytimes.com/2013/07/19/opinion/krugman-hitting-chinas-wall.html

Ehrlich, "Experten" schreiben wöchentlich Russland oder China kaputt und deren Präsidenten sterben täglich. "Experten" sind solche Schreiberlinge nur für eines: Propaganda.

von Florian App | 13.09.2023, 08:23 Uhr Antworten

Hmm, heißt das, der Chinamann könnte einen Krieg genauso gut gebrauchen wie die wertewestlichen Herrenmenschen?

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