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Stand: 27.04.2021
Kommt die Bargeld Abschaffung? Wenn ja, wann und wie? Was sind die Folgen, wer sind die treibenden Kräfte? Und was heißt überhaupt "Bargeldverbot"? GOLD.DE beleuchtet die Diskussion und die Hintergründe.
Bargeldabschaffung: Das Wichtigste in Kürze
  • Bargeld in Deutschland sehr beliebt
  • Banken, Wirtschaft, Finanz- und Werbeindustrie wollen es in weiten Teilen
  • Hauptargument der Befürworter: Kampf gegen Geldwäsche
  • Für den Bürger gäbe es viele Nachteile
  • Bargeldabschaffung in Deutschland auf kurze Sicht unwahrscheinlich
  • Bargeldloser Zahlungsverkehrs in vielen anderen Ländern populärer
Bargeldabschaffung

Wer will überhaupt die Bargeldabschaffung?

Unabhängig davon, ob wir als Bürger bargeldlosen Zahlungsverkehr wollen oder nutzen, lohnt ein Blick auf die Interessensgruppen, denen ein grundsätzliches Interesse an einer Abschaffung des Bargelds unterstellt werden kann:

Zentral-Banken
Aufgrund der Schuldenkrise haben Zentralbanken ein Interesse an niedrigen Zinsen oder gar negativen Zinsen. Ohne Bargeld wäre dies einfacher durchsetzbar, sozusagen auf Knopfdruck.
Der Staat
Auch wenn er politisch unabhängig sein soll, so gibt es doch Verflechtungen mit Zentralbanken und systemrelevanten Geschäftsbanken, und somit ähnliche Interessenslagen. Eine wie auch immer geartete "Transaktionssteuer" oder "Bargeldsteuer" wäre einfacher durchzusetzen.
Geschäftsbanken
Gibt es kein Bargeld mehr, muss auch kein Bank-Run (=Bank-Ansturm) befürchtet werden. Wenn alles Geld nur noch in digitaler Form auf Konten liegt, wären zudem auch Gebühren einfacher durchzusetzen.
FinTechs
Unternehmen, deren Geschäftsfeld der digitale Zahlungsverkehr im weitesten Sinne ist (FinTech = Finanztechnologie): Kreditkarten-Anbieter, Anbieter elektronischer Zahlungssysteme wie e-Wallets, Bezahl-Apps oder Mobile Payment. Auch diverse Computer- und Internetgiganten zählen dazu wie etwa Apple Pay, Google Pay oder Facebooks "Libra".
Wirtschaft &
Werbeindustrie
Jede Finanztransaktion wird gespeichert und ist somit grundsätzlich verfügbar. Der gläserne Mensch könnte Realität werden. Zudem kann über Geldentwertung indirekt Konsumzwang ausgeübt werden.
Überwachungs- &
Kontrollbehörden
Durch einfaches "Abdrehen des Geldhahns" böten sich neue (Sanktions-) Möglichkeiten. Den Finanz- und Strafverfolgungsbehörden hilft es im Kampf gegen Geldwäsche und organisierte Kriminalität

Kommt die Bargeldabschaffung? Wenn ja, wann?

Dass Bargeld auf kurze Sicht abgeschafft wird, ist unwahrscheinlich. Der Widerstand gegen eine Bargeld-Abschaffung ist aktuell hierzulande noch erheblich. Selbst Top Banker erwarten dies kurzfristig nicht:

Die Abschaffung des Bargelds ist kein sinnvolles Instrument, um die Geldpolitik zu beflügeln... Und es würde auch das Vertrauen der Bürger in die Geldpolitik zerstören.

Bundesbank Präsident Jens Weidmann, in: DER SPIEGEL, 2016

Die Anzeichen mehren sich aber, dass die Abschaffung des Bargeldes auf lange Sicht wahrscheinlich ist. Zu mächtig sind die Interessengruppen, die Bargeld abschaffen wollen, zu einschneidend sind die technologischen Entwicklungen, die nicht mehr aufzuhalten sind, Stichwort online Shopping, vernetzte Welt, oder Kryptowährungen. Schon jetzt ist zu sehen, dass Obergrenzen für Bargeld Bezahlung immer enger geschnürt werden.

Vor allem aber wird sich auch die Akzeptanz des bargeldlosen Zahlungsverkehrs weiter durchsetzen. Die Nutzung von EC-Karten, Kreditkarten und Girokonten ist heute selbstverständlich. Und für die Generation der "Digital Natives" stellt sich sich diese Frage sowieso immer weniger. Hier sind bargeldlose Zahlungsmethoden wie PayPal oder Bezahl-Apps auf dem Vormarsch. Ähnlich wie beim Siegeszug des Internets kann man davon ausgehen, dass die Vorbehalte in der breiten Bevölkerung abnehmen werden. Und spätestens, wenn jeder Bäcker bargeldloses Bezahlen im Vorbeigehen per kontaktlosem Mobile Payment anbietet, dann dürften für Münzen und Scheine schwere Zeiten anbrechen.

Wann droht uns die Bargeldabschaffung? Ich denke, nicht morgen. Ich denke auch nicht übermorgen. Aber überübermorgen würde ich nicht ausschließen.
Finanzexperte Robert Halver, 2016
Das nächste Geldsystem wird digital sein. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Spätestens dann braucht es Alternativen wie Gold oder Kryptos.
Bestsellerautor & Finanzexperte Marc Friedrich, 2019

Bargeldverbot: Was genau heißt das?

Ins öffentliche Bewusstsein kam der Begriff vor einigen Jahren, als Initiativen wie "stop-bargeldverbot.de", "Volkspetition Bargeldverbot stoppen", "Verein Pro Bargeld" oder Buchtitel wie "Achtung Bargeldverbot" die Öffentlichkeit zum Thema sensibilisierten.

Unter den Aktivisten auffallend viele rechtskonservative Ökonomen, die sich auf die Theorien der Österreichischen Schule berufen, eine marktradikale Wirtschaftstheorie, welche die Kräfte des freien Marktes und des freien Geldes propagiert und jede Steuerung von Wirtschafts- oder Geldpolitik ablehnt.

Der Begriff Bargeldverbot ist jedoch plakativ. Denn ein Verbot suggeriert, dass etwas mit einer Strafe bewehrt ist. Bargeld an sich steht aber nicht unter Verbot. Weder aktuell, noch ist das kurzfristig zu erwarten, noch wurde irgendwo offiziell verkündet, dass ein Verbot geplant ist.

Wie wird Bargeld abgeschafft?

Wahrscheinlich ist ein langer schleichender Prozess in vielen kleinen Schritten, die in der Summe auf ein großes Ziel hinauslaufen: Bargeld erst unattraktiv und unpraktisch zu machen, um es dann irgendwann ganz abzuschaffen. So wie jetzt schon der 500 Euro Schein. Er ist zwar nicht verboten, wird aber nicht mehr neu ausgegeben und so langsam aus dem Verkehr gezogen.

Hilfreicher als die Frage Wann kommt die Bargeldabschaffung ist daher der Blick auf das mögliche Szenario dieses Prozesses:

  1. sukzessive Abschaffung großer Banknoten
  2. sukzessive Verschärfung von Obergrenzen für Barzahlungen. Siehe hierzu auch: Stirbt der anonyme Goldkauf?
  3. sukzessive Aufhebung der Bargeld-Annahmepflicht bei wichtigen Dienstleistungen. Beispiel: GEZ
  4. sukzessive Verschärfung von Abhebungsbeschränkungen bei Bankkonten
  5. sukzessive Erhebung von extra Steuern und Gebühren auf die Nutzung von Bargeld

Die Argumente der Bargeldgegner auf dem Prüfstand

Politik will verkauft werden. Deshalb werden nicht immer die eigenen Interessen kommuniziert, sondern Vorteile, welche sich für alle ergeben sollen.

Argument Stimmt das?
"Bargeld fördert Kriminalität" Unstrittig ist, dass Bargeld als "Entlohnung" für kriminelle Handlungen wie Erpressung, Drogen- oder Menschenhandel noch immer sehr beliebt ist. Kriminelle Energie speist sich aber auch aus Vorsatz und Macht. Beispiele große Firmen zeigen, dass man Steuern auch legal hinterziehen kann. Ansonsten findet man auch andere Möglichkeiten wie Bitcoin oder das arabische Hawala System. Zudem besteht bei einer Abschaffung des offiziellen Bargeldes die Gefahr, dass unseriöse Parallelwährungen entstehen.
"Bargeldloser Zahlungsverkehr ist sicherer" Fraglich. Denn die Zahl der täglichen Hackerangriffe und Betrugsversuche im online Zahlungsverkehr oder auf online Konten geht ebenfalls in die Millionen, Tendenz zunehmend. Ganz zu schweigen vom Szenario eines totalen Stromausfalls.
"Bargeld fördert Schwarzarbeit" Einnahmen entgehen dem Staat auch anderweitig. Das eigentliche Problem in weiten Teilen der Wirtschaft ist nicht Schwarzarbeit, sondern dass ganz legal Mindestlöhne ausgehebelt werden, etwa durch Subunternehmer-Konstrukte. Diese Unternehmen sitzen oft im Ausland, wo sie keine Abgaben an den deutschen Staat abführen müssen
"Bargeld ist teuer" Fraglich. Zwar sind Kosten für Druck, Transport, Lagerung und Sicherung von Bargeld erheblich, doch ob Entwicklung, Unterhalt oder Sicherungsmaßnahmen für Produkte des bargeldlosen Zahlungsverkehrs tatsächlich billiger sind, darf hinterfragt werden

Diskussion: Schöne neue bargeldlose Gesellschaft?

Ist die Liebe zum Bargeld ein typisch deutsches Phänomen?

Fakt ist: Ob USA, Skandinavien, Asien, in vielen anderen Ländern ist Cashless Payment populärer als hierzulande, Widerstand dagegen überschaubar. In Schweden etwa sollen bereits über 80 % der Bevölkerung überhaupt kein Bargeld mehr nutzen. Selbst die Tasse Espresso oder das Busticket kann man dort vielerorts nicht mehr mit Bargeld bezahlen. In Kenia nutzen 80% aller Mobilfunk-Kunden den mobilen Bezahlservice "M-Pesa", da dies auf dem Land die einzige Chance überhaupt ist zum Geldtransfer. Und mit Corona scheint auch der Aspekt "Hygiene" in den Vordergrund gerückt zu sein. Viele Geschäfte bitten explizit um bargeldlose Zahlung.

Viele empfinden die Diskussion Bargeld - Ja oder Nein auch als abwegig. Denn wie gerecht eine Gesellschaft ist, hängt nicht ab von der Art des Geldes, sondern: Wer wie viel davon hat. Aussagen wie "Bargeld ist gelebte Freiheit" erscheinen da politisch sehr verkürzt. Die Existenz von Bargeld allein hat noch nie eine Diktatur verhindert, so wie umgekehrt bargeldloser Zahlungsverkehr sehr wohl mit Gerechtigkeit und Demokratie vereinbar sind. Letzteres zeigt das Beispiel Schweden. Das Land zählt zu den fortschrittlichsten und freiheitlichsten Gesellschaften überhaupt.

Dass niedrige oder gar negative Zinsen Sparguthaben entwerten können und somit eine indirekte Enteignung des Bürgers darstellen können ist aber eine mögliche Gefahr. Berücksichtigt werden müssen dabei aber die Faktoren Inflation bzw. Deflation sowie die reale Kaufkraftentwicklung.

Weitere kritische Punkte sind der indirekte Konsumzwang, der in einer bargeldlosen Gesellschaft ausgeübt werden könnte, sowie sowie der "gläserne Mensch".

Wie kann ich mich schützen?

Wer schleichende Enteignung oder auch Entwertung von Geldvermögen befürchtet, der sollte über Gold als Anlageform nachdenken. Gold erhält nicht nur zuverlässig die Kaufkraft über Generationen hinweg, es lässt sich auch gut verstecken.

"Die Vertreter des elektronischen Geldes hassen es, wenn sich der kleine Mann mit Goldbesitz gegen ihren Raubzug absichert."

Links zu Initiativen

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von Baldrian Dropps | 23.12.2023, 22:21 Uhr Antworten

Stell Dir vor und Samstag Morgen beim Bäcker , Freu auf Frühstück mit den Lieben, du ziehst dein Dzango Smartfone enstsperrst es... und dann.... geht es einfach aus... AKKU LEER... das ist noch harmlos und doch schon ein Wochenend Killer. Aber es geht auch noch krasser, zum Beispiel...

.... deine App stürzt ab, funktioniert nicht mehr
.... Du erhälst ein fehlerhaftes Update nichts geht mehr
.... Du hast dir auf der flirt Seite im I-Net einen Virus eingefangen nichts geht mehr

Die Giro Card gibt es vielleicht dann auch nicht mehr und dann... oh jeh, passiert auch noch das
.... dein Smartfone fällt dir an der Tanke herunter und ist kaputt - Horror -
.... man hat dir dein Smartfone im Supermarkt geklaut - Horror -
.... Du lässt, Prösterchen, besoffen dein Smartfone irgendwo in der Kneipe liegen - Horror -
.... deine beste Freundin oder Freund klauen dein Smartfone wollen dir einen Denk
zettel verpassen und Du kannst es noch nicht einmal beweisen.... - Obergau - usw. usw.

" Deine Bank ist dann nicht insolvent, sie kann dir nur kein Geld zur Verfügung stellen "
.... und wenn Du dich dann dort auch noch beschwerst, wie lange das Freischalten dauert, kann sie dir sogar auf rechtlichem Wege, auch noch dein Konto sperren lassen... Gründe hierfür finden sich Zuhauf... schlimmstenfalls auf unbestimmte Zeit!

Wer gerne seine finanzielle Selbstbestimmung und Unabhängigkeit der Bequemlichkeit und eigener Faulheit opfern möchte bitte, der kann diese gerne dem "Staat" übertragen. Dies ist dann aber eine "Persönliche Entscheidung individuell von jedem einzelnen" und findet deshalb nicht automatisch Anwendung auf alle Anderen, welche dies nicht wünschen, und die noch eine Vorstellung von Ihrem Leben haben.

>> Bargeld als Zahlungsmittel ist ein verbrieftes Grundrecht.

von Peter Klüver | 10.11.2023, 19:36 Uhr Antworten

Ich bin seit mehreren Jahren überzeugter und Nur-Kartenzahler. Wo vom Kunden Bargeldzahlung verlangt wird kaufe ich nicht ein. Eine Einschränkung bedeutet das für mich nicht weil es in meinem gesamten Umfeld nicht ein Geschäft mehr gibt wo keine Kartenzahlung möglich oder sogar ausdrücklich erwünscht ist. Selbst bei unserem Eierbauern bezahle ich in dem Hofladen nach Selbstbedienung per PayPal. Unser Bäcker wünscht ausdrücklich Kartenzahlung auch beim Kauf eines einzelnen Brötchens. Er erhofft sich dadurch, dass er sich insbesondere an den Wochenenden die Zweitkraft an der Brötchentheke sparen kann die nicht selten bis auf den Bürgersteig reicht. Die Transaktionskosten sind im Laufe der Jahre immer weniger geworden und seien nicht mehr der Rede wert. Zudem werden diese, schon seitdem Kartenzahlung ermöglicht werde von allen Unternehmen eingepreist.
Was von Seiten der Bargeldbefürworter immer wieder ausgeblendet oder sogar abgestritten wird ist die Tatsache, dass die Gesamtkosten die der Volkswirtschaft durch das Bargeld entstehen, von dessen Herstellung, den Umgang damit bis hin zu dessen Vernichtung entschieden höher als der bargeldlose Verkehr sind. In einer Studie der Berliner Steinbeis-Hochschule aus dem Jahr 2013 werden diese Kosten der Bargeldwirtschaft auf etwa 12 Mrd. € jährlich und jene der Kartenwirtschaft auf rund 800 Mio. € jährlich beziffert.
Seit 2015 dürften sich die Kosten für den Umgang mit Bargeld nochmals erhöht haben da gem. EU-Vorgabe jede Münze, die bei einer Bank landet, auf Echtheit und Umlauffähigkeit überprüft werden muss. Seitdem dürfen die Banken von Unternehmen kein Rollengeld mehr annehmen sondern müssen das Einrollen nach Prüfung der Münzen selbst vornehmen. Dies ist ein arbeitsintensiver und somit kostenträchtiger Aufwand.
Fazit: Der Umgang mit Bargeld kostet jedem Bundesbürger jährlich ca. 150 Euro (s. Link ING). Diese sehen wir nicht, sind aber in Bankgebühren und sämtlichen Gütern die wir kaufen eingepreist. Das muss nicht sein!

https://www.ing.de/wissen/was-kostet-geld/

https://www.steinbeis-research.de/images/pdf-documents/CFP_Cost_Of_Cash_Studie_Steinbeis_Deutsch.pdf

von Werner Schneider | 13.01.2023, 15:29 Uhr Antworten

Die Zentralbanken haben mit der Staatsverschuldung normalerweise nichts zu tun. Durch die Besetzung von Leitungsfunktionen mit Politikern hat sich das entgegen der gesetzlichen Lage geändert? Die Zentralbanken haben die Geldwertsabilität zu garantieren. D.h. bei den hohen Kreditaufnahmen der Staaten müssten sie Zinssätze von 15% einführen, was der arbeitenden Bevölkerung ihr Vermögen erhalten würde. Gespartes Eld ist angesparte Arbeit. Diese Arbeit zu entwürdigen ist eine schlimme Sache.

Da Bargeld die Menschen vor den Großkonzernen mit ihren Regierungen schützt, ist es dringend geraten, es beizubehalten, um Armut zu verhindern.

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