Das Wichtigste in Kürze
- Keine allgemeine Bargeld-Obergrenze in Deutschland
- Ab bestimmten Beträgen müssen Verkäufer aber Identität feststellen
- Ab 2.000 Euro bei Edelmetallen und Diamanten
- Ab 10.000 Euro bei allen anderen Gütern
- In vielen anderen Ländern strengere Bestimmungen
Was heißt eigentlich "Bargeld Obergrenze"?
Damit ist das Limit gemeint, bis zu dem Bargeldzahlungen allgemein erlaubt sind.
In Deutschland gibt es derzeit keine allgemeine Beschränkung der Barzahlung. Man kann also auch große Geschäfte bar abwickeln, etwa den Kauf einer Immobilie.
Viele andere Länder sind da deutlich restriktiver. In Italien etwa gilt die Grenze von 2.999.- Euro. Ist der Betrag größer, darf in Italien nicht bar bezahlt werden.
Unterschied Obergrenze anonyme Barzahlung
Dies meint jene Summe, bis zu der bar bezahlt werden kann ohne dass ein Verkäufer oder Händler verpflichtet ist, die Identität des Zahlenden festzustellen. Häufig liegt diese Grenze deutlich tiefer als bei der allgemeinen Bargeld Obergrenze. Es gilt dann: Wer einen höheren Betrag in bar zahlen will, kann das tun, muss sich aber dann ausweisen.
In Deutschland liegt die aktuelle Obergrenze für anonyme Barzahlung bei 9.999.- Euro.
Unterschied anonymes Tafelgeschäft bei Edelmetallen
Beim anonymen Kauf von Edelmetallen wie Gold oder Silber ist die Grenze oftmals noch enger gezogen. In Deutschland etwa gilt aktuell die Obergrenze von 1.999.- Euro. Warum das Limit beim Edelmetallkauf seit Jahren immer weiter heruntergesetzt wird, die Hintergründe hierzu sowie den Gesetzgebungsprozess hat GOLD.DE hier dokumentiert: Stirbt der anonyme Goldkauf?
Wer für eine höhere Summe Gold oder Silber bar kaufen will, kann das natürlich tun, aber dann ist der Edelmetallhändler verpflichtet, die Identität des Käufers festzustellen. Man muss dann seinen Ausweis vorlegen. Mehr: Gold anonym kaufen - was erlaubt ist, was nicht
Bargeld Obergrenzen in Deutschland
- Es gibt keine allgemeine Höchstgrenze für Bargeldzahlungen
- Wer Beträge über 9.999.- Euro in bar bezahlen möchte muss sich aber ausweisen
- Wer Gold oder Edelmetall über 1.999.- Euro in bar bezahlen möchte, muss sich ebenfalls ausweisen
Bargeld Obergrenzen in Europa
Stand: August 2020, Auflistung nach Ländern alphabetisch sortiert
Land |
Gesetzliche Obergrenze für Barzahlungen1 |
Belgien |
Gesetzliche Obergrenze bei 3000 Euro; grundsätzliches Verbot von Barzahlungen bei Immobilienkäufen. |
Bulgarien |
Gesetzliche Obergrenze bei 9.999 Bulgarischen Lew (ca. 5.100 Eur) |
Dänemark |
Keine gesetzliche Obergrenze bei Waren. Bei Dienstleistungen teilweise Einschränkungen ab 10.000 Dänische Kronen. |
Estland |
Ablehnung von Bargeld ab 50 Geldstücken oder Geldscheinen zulässig. Gilt allerdings nicht für Banken. |
Finnland |
Keine gesetzliche Obergrenze; keine Verpflichtung zur Annahme von Bargeld für Händler. |
Frankreich |
Gesetzliche Obergrenze 1.000 Euro für Franzosen, 10.000 Euro für Ausländer. Zahlungen von privat an privat sind ausgenommen, hier muss aber ab 1.500 EUR eine Rechnung ausgestellt werden zum Nachweis |
Griechenland |
Gesetzliche Obergrenze bei 500 Euro; Käufe von Fahrzeugen sind ausgenommen. |
Irland |
Keine gesetzliche Obergrenze |
Island |
Keine gesetzliche Obergrenze |
Italien |
Gesetzliche Obergrenze bei 2.999 Euro. |
Kroatien |
Gesetzliche Obergrenze bei 15.000 Euro. |
Lettland |
Keine gesetzliche Höchstgrenze für Barzahlung |
Litauen |
Keine Höchstgrenze für Barzahlung |
Luxemburg |
Keine Höchstgrenze für Barzahlung |
Malta |
Keine Höchstgrenze für Barzahlung |
Niederlande |
Keine Höchstgrenze für Privatpersonen; Verpflichtung zur Meldung "verdächtiger Zahlungen" ab 2000 Euro für Banken, Casinos, Versicherer etc. |
Norwegen |
Keine Obergrenze für Waren. Bei Dienstleistungen ab 10.000 Norwegischen Kronen teilweise Einschränkungen |
Österreich |
Keine Höchstgrenze für allgemeine Bargeldzahlungen. Für anonymen Goldkauf gilt die Obergrenze von 9.999.- EUR |
Polen |
Gesetzliche Obergrenze 15.000 Euro |
Portugal |
Gesetzliche Obergrenze bei 1.000 Euro; Zahlungen von privat an privat sind ausgenommen |
Rumänien |
Gesetzliche Obergrenze bei 10.000 Rumänischen Leu (RON) pro Tag und Person. |
Schweden |
Keine gesetzliche Obergrenze; vertragliche Ablehnungen von Bargeld als Zahlungsmittel zulässig. |
Schweiz |
Keine gesetzliche Grenzen. Ab 100.000 CHF Barzahlung sind Händler aber verpflichtet, die Identität des Käufers festzustellen. Bei Edelmetallkauf ab 15.000 CHF |
Slowakei |
Gesetzliche Obergrenzen bei 15.000 Euro für Verbraucher (privat an privat); bei 5.000 für Händler und Kaufverträge zwischen Händlern und Verbrauchern. |
Slowenien |
Keine gesetzliche Obergrenze |
Spanien |
Gesetzliche Obergrenze 2.500 Euro für Spanier, 15.000 Euro für Ausländer. |
Tschechien |
Gesetzliche Obergrenze bei 350.000 Tschechische Kronen (ca. 13.000 EUR) |
Ungarn |
Keine gesetzliche Obergrenze für Verbraucher; Limit bei 1,5 Millionen Ungarischen Forint (ca. 5000 Euro) für mehrwertsteuerpflichtige Einzelpersonen, Unternehmerverbände und juristische Personen. |
Vereinigtes Königreich |
Keine gesetzliche Obergrenze. Händler, die Barzahlungen über €15.000 Euro annehmen, müssen sich dafür registrieren lassen. |
Zypern |
Keine Höchstgrenze für Barzahlungen |
Bargeld Mitnahme beim Grenzübertritt
Auch für die erlaubte Menge an Bargeld, die beim Übertritt über eine Grenze mitgeführt werden darf, gibt es Regelungen. Innerhalb der EU muss auf Nachfrage des Zöllners wahrheitsgemäß mündlich Auskunft gegeben werden, es gibt aber keine Obergrenzen.
Bei Staaten, die nicht zur EU gehören, sind die Regelungen strenger. Barmittel im Gesamtwert von 10.000 Euro oder mehr müssen vor der Ein- oder Ausreise schriftlich beim Zoll angemeldet werden. Das Formular gibt es hier: "Anmeldung von Barmitteln“
Limits und Kosten beim Bargeld abheben
Das Limit beim Bargeld abheben ist in Deutschland nicht einheitlich geregelt und hängt vom Kreditinstitut und vom Kartentyp (Visa Card, Girocard / EC-Karte etc.) ab. Typischerweise unterscheiden die Banken zwischen einem Tages- und einem Wochenlimit für Bargeldabhebungen. Ob den Bankkunden eine individuelle Anpassung der Obergrenze gestattet wird, liegt im Ermessen der Bank beziehungsweise des Herausgebers der Karte.
Bei der Hausbank sowie den dazu gehörenden Bankautomaten ist Bargeldabhebung in der Regel kostenlos. Auch viele Supermärkte bieten inzwischen diesen Service kostenlos an. Wer bei fremden Banken oder im Ausland Bargeld abheben möchte, muss aber meist mit Kosten rechnen.
Warum gibt es überhaupt Obergrenzen?
Hintergrund ist der Kampf gegen organisierte Kriminalität, Geldwäsche und Terrorismusfinazierung. Unzweifelhaft ist, dass Bargeld als Bezahlung für kriminelle Handlungen sehr beliebt ist. Es hinterlässt keine Spuren, und es lässt sich gut waschen. Geldwäsche ist nötig, denn wer ein Vermögen angehäuft hat durch illegale "Aktivitäten" wie Erpressung, Diebstahl, Menschenhandel, Drogenverkauf oder Schwarzarbeit, der ist gezwungen zumindest einen Teil dieses Geldes irgendwann wieder dem offiziellen Geldkreislauf zurückführen. Man muss ja vor dem Finanzamt glaubhaft erklären, woher das Geld für die Luxusvilla kommt.
Genauso unzweifelhaft ist aber auch, dass es andere Möglichkeiten gibt um illegale Tätigkeiten zu "entlohnen". Und dass mit zunehmender Einschränkung oder gar Abschaffung der Barzahlung der Bürger immer gläserner wird und dessen Abhängigkeit von Banken wächst. Bestimmte Interessengruppen haben durchaus ein Interesse, den bargeldlosen Zahlungsverkehr so weit wie möglich als Standard zu etablieren. Dazu zählen Banken, die Finanzindustrie oder auch die Werbebranche. Das Thema wird also kontrovers diskutiert. Mehr: Bargeldabschaffung - die Diskussion, die Hintergründe
Dieser Kampf gegen Geldwäsche hat seinen Niederschlag gefunden in den EU-Richtlinien zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung, salopp auch Geldwäschegesetz genannt ("GWG"). Jeder Mitglieds-Staat ist verpflichtet, diese Richtlinien auf nationaler Ebene in Gesetze und Regelungen umzusetzen. Auch Nicht-EU Staaten haben das Thema natürlich auf der Agenda, mit teils ähnlichen Regelungen, wie etwa die Schweiz.
In diesem Zusammenhang darf übrigens auch die Abschaffung des 500 Euro Scheins gesehen werden. Es ist zwar noch gültiges Barzahlungsmittel, wird aber nach und nach aus dem Verkehr gezogen.
Bargeld: Die Vorteile, die Nachteile
Vorteile
- Es gehört einem
- Banken haben keine Verfügungsgewalt darüber (Stichwort Negativzins)
- Anonymität
- unabhängig von technischen Voraussetzungen
- Manchmal Skonto möglich bei sofortiger Barzahlung (Rabatt, Preisnachlass)
- Man gerät nicht so leicht in die Verschuldungsfalle (Dispo)
Nachteile
- Beliebt in der kriminellen Schattenwirtschaft
- Unsicherer, weil attraktiver für Räuber
- Viel Kleingeld im Geldbeutel ist unpraktisch
- Viele Menschen empfinden Bargeld als unhygienischer
- Auch Bargeld muss besorgt werden (="Geld abheben" am Bankautomat etc.)
Was heißt überhaupt "Bargeld"?
Darunter versteht man Geld, das man anfassen kann und was als gesetzliches Zahlungsmittel definiert ist. Bargeld sind also Münzen und Scheine. Im Gegensatz hierzu steht das Giralgeld oder Buchgeld. Also Geld, was nur als virtuelle Buchung existiert, etwa auf Bankkonten.
Bargeld wird von den Zentralbanken geschaffen und über Geschäftsbanken in Umlauf gebracht. Für Deutschland und den EU-Raum ist das die Europäische Zentralbank (EZB). Sie hat das ausschließliche Recht, Euro-Banknoten innerhalb der EU zu genehmigen und zusammen mit den nationalen Zentralbanken auszugeben. Die Euroscheine werden auf der Passivseite der Zentralbank-Bilanz ausgewiesen, sie stellen somit eine Forderung an das Zentralbanksystem dar. Die Ausgabe von Euro-Münzen obliegt den Mitgliedstaaten.
Interessant in diesem Zusammenhang ist übrigens ein immanenter rechtlicher Widerspruch. "Gesetzliches Zahlungsmittel" bedeutet ja, dass jeder, der privat oder gewerblich eine Ware oder Dienstleistung verkauft, verpflichtet ist, Bargeld vom Käufer anzunehmen als Schuldbegleichung. Das Gesetz spricht hier auch von einem schuldbefreienden Annahmezwang. Bei Banknoten ist diese Annahmepflicht unbegrenzt. Bei Münzen auf maximal 50 Münzen begrenzt.
Beispielhaft den Finger in diese Wunde gelegt hat hier der bekannte Wirtschaftsjournalist Norbert Häring, der juristisch durchsetzen will, seine GEZ Gebühr in bar begleichen zu dürfen. Aktuell liegt der Fall beim zuständigen europäischen Gerichtshof. Zu den möglichen rechtlichen Folgen spekuliert Häring in seinem Blog wie folgt:
"Es würde bedeuten, dass auch Finanzämter und andere Behörden die Annahme von Bargeld nicht länger verweigern dürfen. Über der Rechtmäßigkeit der in einigen Ländern der EU eingeführten Barzahlungsobergrenzen würde ein sehr großes Fragezeichen auftauchen."
Quellen:
(1) Europäisches Verbraucherzentrum Deutschland / Zentrum für Europäischen Verbraucherschutz e. V., www.evz.de