Gold: 2.186,55 € 0,00 %
Silber: 25,45 € 0,00 %
Stand: 05.01.2024 von Hannes Zipfel
Die bestehenden geopolitischen Konfrontationen werden auch im Jahr 2024 anhalten und möglicherweise sogar eskalieren. Neue Herausforderungen kommen hinzu: Die Inflations- und Rezessionsrisiken sind nicht gebannt, die globale Überschuldung rückt mehr und mehr ins Bewusstsein der Anleger und der Weltmacht USA stehen hoch brisante Präsidentschaftswahlen bevor. Eine Welt im ökonomischen, ökologischen und politischen Wandel macht neue Rekordstände bei Gold und höhere Preise für Silber sehr wahrscheinlich.
Ausblick 2024: Gold als Vermögensanker in einer unsicheren Welt

Anknüpfen an ein starkes Jahr

Vor allem der „Sichere Hafen“ Gold übertraf im vergangenen Jahr die Erwartungen vieler Anleger und Analysten. Inmitten eines Hochzinsumfelds und rückläufiger Inflationsraten übertraf die Preisentwicklung des gelben Edelmetalls die von Rohstoffen, Anleihen und der meisten Aktienmärkte.

Mit Blick auf das Jahr 2024 werden Anleger wahrscheinlich neue Gold-Rekordstände erleben.

Keine der geopolitischen und ökonomischen Herausforderungen, die das monetäre Edelmetall als Vermögensabsicherung attraktiv machen, konnte bis zum Jahresultimo 2023 überwunden werden.

Im Gegenteil wartet das Jahr 2024 mit neuen Herausforderungen bei der Inflation (Basiseffekte und administrative Teuerung), militärischen Unwägbarkeiten im Nahen Osten sowie im Russland-Ukraine-Krieg auf.

In den letzten zwei Dekaden konnte der Goldpreis in der für deutsche Anleger relevanten Gemeinschaftswährung Euro jedes Jahr um nominal durchschnittlich 10,06 Prozent zulegen.

Bei physischen Anlagen ist der Veräußerungs-Gewinn zudem nach 12 Monaten Haltedauer für private Anleger i. d. R. steuerfrei. Eine Umsatzsteuer für Gold existiert zudem nicht, da das monetäre Edelmetall als Reserve-Währung bzw. offizielles Zahlungsmittel gilt und nicht als reiner Vermögenswert.

Gold-Renditen der letzten 20 Jahre in Euro bis Ultimo 2023

Gold setzt Erfolgsserie fort

Damit konnte der Goldpreis in Euro das sechste Jahr in Folge positiv performen. Die Voraussetzungen für weiter steigende Preise auch im Jahr 2024 sind grundsätzlich gegeben, das kann man in Anbetracht der aktuellen Gesamtgemengelage auch ohne Glaskugel als Kern-Szenario seriös prognostizieren.

Allein schon aufgrund der massiven Käufe der Zentral- und Notenbanken, die nach Schätzungen des Branchenspezialisten Metals Fokus im Jahr 2023 mit über 1.000 Tonnen Netto-Nachfrage nicht nur auf einem Rekordniveau rangieren, sondern mittlerweile fast ein Viertel der weltweiten jährlichen Gesamtnachfrage ausmachen.

Noch im Jahr 2009, also kurz nach der Weltfinanzkrise und zu Beginn der Eurokrise, standen die Geldpolitiker weltweit mehrheitlich auf der Verkäuferseite. Seitdem steigt die Goldnachfrage vonseiten der Herausgeber des sogenannten „Fiat-Geldes“ stark an.

Offenbar will man so die eigenen Währungen stabilisieren, ihnen international mehr Gewicht und Anerkennung verleihen sowie die Zentralbanken für den Fall einer neuerlichen ausgeprägten Schuldenkrise präparieren. Denn Gold, das kein Gegenparteirisiko kennt, stellt in den Bankbilanzen ein Gegengewicht zu Schuldverschreibungen und Devisenreserven (Fiat-Geld-Reserven) dar.

Privatbanken weltweit und auch private Anleger können sich an dieser Strategie der absoluten Geld-Insider (Geldpolitiker) orientieren.

Das Gold der Deutschen

Deutschland besitzt zum Stichpunkt Juni 2023 mit 3.352,7 Tonnen offiziell die zweitgrößten Goldreserven der Welt, hinter den USA mit angenommenen 8.133,5 Tonnen. Inoffiziell macht China mit angestrebten 5.000 Tonnen staatlicher Goldreserven Deutschland den zweiten Rang bereits streitig.

Das Reich der Mitte gehört aktuell regelmäßig zu den größten Goldkäufern auf dem Weltmarkt, wobei das Land gleichzeitig selbst der größte Goldproduzent der Welt ist.

Ein klares Signal dafür, dass China in Sachen Bedeutung der eigenen Währung und dem globalen Machtanspruch aggressiv voranschreiten will und das Jahr 2024 zum Jahr der Wiedervereinigung mit Taiwan erklärt hat.

Währenddessen hält der Westen an überholten Machtstrukturen fest und agiert aus der Überzeugung heraus, die Welt politisch, ökonomisch und militärisch dominieren zu können.

Gleichzeitig stellen die sogenannten „G7-Staaten“ (USA, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan und Kanada) nur knapp 10 Prozent der Weltbevölkerung und erwirtschaften nicht einmal ein Drittel des globalen Bruttoinlandsprodukts (Quelle: Statistisches Bundesamt):

G7-Staaten im weltweiten Vergleich

Im Zuge der Rückholaktion des deutschen Goldes auf den Boden der Bundesrepublik kam es zu nach wie vor nicht geklärten Ungereimtheiten: Zum Beispiel, ob das in den USA gelagerte deutsche Gold überhaupt noch vollständig vorhanden ist.

Die Rückholaktion der Deutschen Bundesbank scheiterte nicht nur an angeblich logistischen Hürden, sondern auch an "politischen" Hürden. Möglicherweise ist die geldpolitische Souveränität Deutschlands nicht erwünscht.

Das wirft fast 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ein Schlaglicht auf die Souveränität der deutschen Geldpolitik, die ohnehin zu großen Teilen an die Europäische Zentralbank (EZB) abgegeben wurde.

Hier bleibt viel Raum für Spekulationen, die sich seriös nicht verifizieren lassen.

Es ist gleichwohl durchaus plausibel, dass das in Fort Knox und Manhattan eingelagerte Edelmetall der Deutschen von der US-Notenbank (Fed) verliehen und anschließend von den Goldleihern verkauft wurde.

Das Gleiche gilt für den in London eingelagerten deutschen Goldschatz. Lediglich aus Paris konnte alles deutsche Gold in die Tresore der Bundesbank nach Frankfurt zurückgeführt werden:

Goldreserven der Deutschen Bundesbank nach Lagerorten in Tonnen

Infobox: 10 wichtige Impulsgeber für Edelmetalle in 2024

Für das gerade begonnene Jahr lassen sich zehn Impulsgeber für die Edelmetallpreise bereits prognostizieren:

  1. Zentralbank-Goldkäufe
  2. Peak-Gold (natürliche Produktionsbeschränkungen)
  3. Zinssenkungen in den USA und der Eurozone
  4. Sich fortsetzende globale Überschuldung
  5. Geopolitische Neuordnung der Welt (z. T. chaotisch und gewaltsam)
  6. Präsidentschaftswahlen in den USA (mit unabsehbaren Konsequenzen)
  7. Steigender Bedarf nach Edelmetallen für regenerative Energien und die Digitalisierung / Elektrifizierung
  8. Bundesregierung vor großen Herausforderungen bei schwindendem Wählervertrauen
  9. Wiederbelebung der Inflation durch Basiseffekte und administrative Teuerung
  10. Zunehmender Vertrauensverlust der Bürger in staatliche Institutionen sowie die Währungshüter

Europa, USA, Nahost-Konflikt

Besonders kritisch sollte man als Anleger diese drei Entwicklungen aufgrund ihrer Wirkungsbreite von der Geopolitik bis hin zur Geldpolitik beobachten:

Am 5. November finden in den USA die 60. US-Präsidentschaftswahlen statt, die bereits jetzt juristischen und politischen Sprengstoff in sich bergen. Bei einem politischen Wechsel im Weißen Haus wäre auch mit personellen Veränderungen an der Spitze der US-Notenbank (Fed) und einer neuen Geldpolitik in Washington zu rechnen.

Letzteres ist für die zins- und liquiditätssensiblen Edelmetalle von hoher Relevanz!

Aber auch die Europawahlen im Sommer sowie wichtige Landtagswahlen ab September in der größten Volkswirtschaft der Eurozone, in Deutschland, könnten politische Unsicherheiten auslösen.

Denn hier droht ein massiver Rechtsruck bis hin zu Weimarer Verhältnissen auf Ebene der ostdeutschen Bundesländer (Unregierbarkeit) oder sogar einem politischen Erdbeben in Form des ersten AfD-Ministerpräsidenten (z. B. in Sachsen).

Konjunkturell geht der Marktkonsens noch von einer sanften Landung („Soft Landing“) in den USA aus. Doch die legislative Blockade im US-Kongress und die zunehmend wirkenden hohen Zinsen erzeugen diesbezüglich Fragezeichen.

Das gilt nicht nur für die ökonomische Entwicklung in den USA, sondern auch für die militärische Unterstützung der Ukraine, die bislang vom US-Abgeordnetenhaus blockiert wird.

Seit 1. Januar 2024 gibt es daher keine neuen Hilfszahlungen mehr für die kriegsgeschundene Ukraine, die nach dem weitgehenden Scheitern der Gegenoffensive im Sommer immer mehr gedrängt wird, ihre ursprünglichen Kriegspläne zu überdenken.

Im Nahost-Konflikt besteht zunehmend die Gefahr eines Flächenbrandes, der auch ökonomische Implikationen hat: Die Passage durch den Suez-Kanal, das Rote Meer vor dem Jemen und die Straße von Hormus sind bereits zu Risikofaktoren für den Welthandel aufgrund der Ausweitung des Israel-Hamas-Konflikts auf den Iran, den Irak, Libanon und den Jemen geworden.

Israel gerät mit seinem Vergeltungskrieg für die grausamen Terroranschläge vom 7. Oktober 2023 immer mehr in eine überregionale Gewaltspirale. Noch stehen sich Palästinenser und die israelische Regierung unversöhnlich gegenüber. Wenn sich das im Zuge der sich anbahnenden humanitären Katastrophe im Gaza-Streifen nicht rasch ändert, droht eine Eskalation des Konflikts mit unabsehbaren Folgen (Israel ist inoffiziell eine Atommacht).

Die Fed im Fokus

Aktuell rechnen die Marktteilnehmer bereits mit sechs Zinssenkungen in den USA – beginnend mit der Fed-Sitzung im März. Für das gesamte Jahr 2024 werden von den Anlegern ganze 160 Basispunkte (1,6 Prozentpunkte) Zinssenkungen erwartet.

Die Fed rechnet hingegen mit deutlich weniger Zinssenkungen und diese auch erst ab dem Sommer.

Die Fed hofft auf eine weiche Landung der Konjunktur.

Ein solches „Soft Landing“ ist empirisch betrachtet nach einem derart aggressiven Zinsanhebungszyklus gleichwohl eher unwahrscheinlich und könnte die US-Notenbank, ebenso wie die Europäische Zentralbank dazu zwingen, die Zinsen zu senken, obwohl, wie zuletzt in Deutschland, die Konsumenteninflation wieder spürbar anstieg.

Sanfte Landung ist eine Rarität

Für die unverzinsten Edelmetalle und vor allem für Gold würde sich eine solche, für die Geldpolitiker unangenehme Gemengelage, sehr wahrscheinlich preistreibend auswirken.

Autor: Hannes Zipfel
Ökonom
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von Möller | 17.01.2024, 14:48 Uhr Antworten

Herr Zipfel hat die Gesamtproblematik hervorragend auf den Punkt gebracht. Kompliment!

von Schwergewicht | 05.01.2024, 15:48 Uhr Antworten

Prima. Nur ein bald wieder wichtiges Detail änderungswürdig: Unverzinste Edelmetalle sind vor allem NICHT negativ verzinste Anlagen. Sie lockten mit Tagesgeldrendite und schon hatte man deren Verträge am Halse, bald schwer wie Blei. Wohin mit dem Kapital in der Eile? [Rohstoff Ihrer Wahl, vielleicht sogar Blei].

von Warlock | 05.01.2024, 14:59 Uhr Antworten

Ein "Anker" war Gold im Portfolio die letzten Jahre definitiv. Zum Glück gibt es Assets die performen...

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