GOLD | 3.327,43 $/oz | 2.928,19 €/oz | 94,14 €/g | 94.143 €/kg |
SILBER | 32,55 $/oz | 28,65 €/oz | 0,92 €/g | 921,12 €/kg |
Gestartet war der Goldpreis in Euro am ersten Handelstag, dem 3. Januar, bei 1.608 Euro pro Feinunze (31,1 Gramm, Spot-Markt-Preis). Stand 27. Dezember notiert das gelbe Edelmetall bei knapp 1.703 Euro pro Unze und kann damit ein Plus von 5,9 Prozent vorweisen.
Am 8. März, also kurz nach Ausbruch des Krieges zwischen Russland und der Ukraine, erreichte Gold seinen Jahreshöchststand bei 1.880,75 Euro pro Unze (siehe auch Allzeithoch). Danach ging der Preis des gelben Edelmetalls in den Korrekturmodus über.
Hauptverantwortlich dafür war der Start des aggressivsten Zinserhöhungszyklus der einflussreichsten Noten der Welt, der US-Notenbank (Fed), seit über 40 Jahren:
Ein Beleg dafür, das Gold nach wie vor als alternative Reservewährung und „Sicherer Hafen“ eine bedeutende Rolle spielt, zeigen die Rekordkäufe der Zentral- und Notenbanken in diesem Jahr:
#Bis zum dritten Quartal 2022 kauften sie mit 700 Tonnen mehr Metall als in den letzten 50 Jahren im jeweiligen kompletten Gesamtjahr.
Allein im dritten Quartal dieses Jahres akkumulierten die Geldpolitiker 400 Tonnen des monetären Edelmetalls. Damit wurden die Niveaus der Siebzigerjahre wieder erreicht.
Eine ähnliche Entwicklung wie der Goldpreis nahm in diesem Jahr der Silberpreis, der aber zusätzlich unter einer sich global abschwächenden Wirtschaftsdynamik litt und 2022 kein neues Allzeithoch erreichen konnte.
Dennoch konnte das weiße Edelmetall seit Jahresbeginn eine fast doppelt so hohe positive Wertentwicklung in der Gemeinschaftswährung Euro aufweisen wie sein großer Bruder, das Gold.
Mit einem Jahresplus in 2022 von 11,1 Prozent konnten Anleger aus Deutschland mit Silber sogar die höchste (offizielle) Inflationsrate seit dem Jahr 1951 in Höhe von 10,0 Prozent im November dieses Jahres gegenüber Vorjahresmonat kompensieren. Und dass bei physischen Anlagen, wie bei Gold, i. d. R. nach einer Haltedauer von 12 Monaten steuerfrei (Quelle: Statistisches Bundesamt, TradingView.com):
Besonders hervorzuheben ist, dass sich die Lagerbestände an physisch verfügbarem Silber sowohl an der Rohstoffbörse COMEX in den USA als auch an der London Metal Exchange in Großbritannien zuletzt stark zurückbildeten.
Gleichzeitig entlud sich die im Zuge der Corona-Krise aufgestaute Nachfrage. So hat sich in einem der größten schmuckverarbeitenden Länder der Welt, in Indien, im Jahr 2022 der Bedarf an Silber fast verdoppelt, da die Anleger und Verarbeiter die niedrigen Preise nutzten, um die in den Jahren 2020 und 2021 abgebauten Lagerbestände wieder aufzufüllen.
Die Nachfrage nach Silber stieg in diesem Jahr in nahezu allen Bereichen zum Teil signifikant an (Quelle: The Silver Institute):
Die einzelnen Angebots- und Nachfragesegmente bei Silber sollen sich in 2022 folgendermaßen entwickeln (Quelle: The Silver Institute, Metals Focus | Grafik: GOLD.DE):
Am 30. September verunsicherte ein geleaktes internes Schreiben des deutschen Bundesministeriums der Finanzen (BMF) den Markt für Silber-Anlagemünzen aus Nicht-EU-Ländern, bei denen bis dato nur die Gewinnspanne der Händler mit der regulären Mehrwertsteuer in Höhe von 19 Prozent belegt wurde.
In der Folge stiegen die Aufgelder der betroffenen Silber-Münzen und Münzbarren stark an – kurzzeitig sogar die von der Differenzbesteuerung nicht betroffenen Aufgelder für Silberbarren. Diese wurden unabhängig von deren Herkunft bereits mit der regulären Umsatzsteuer belegt.
Nach heftiger Kritik aus der Regierungskoalition und von Branchenverbänden wurde eine Übergangsfrist bis zum Jahresultimo 2022 gewährt und die Aufgelder sowohl für Barren als auch für Münzen bildeten sich wieder zurück:
Bis zum 31. Dezember 2022 müssen die Lager an Altbeständen geräumt sein. Eine Anwendung der Differenzbesteuerung für die verbliebene Ware ist ab 1. Januar 2023 ausgeschlossen.
#Ab Neujahr werden alle Silberanlagemünzen und Münzbarren ausnahmslos mit der regulären Umsatzsteuer belegt, also einem Steuersatz von 19 Prozent.
Auch im Vergleich zu anderen Anlageklassen kann sich die Wertentwicklung der beiden Edelmetalle sehen lassen. Während die großen Aktienmärkte dieses Jahr zweistellig im Minus notieren und die Anleihemärkte die schlechteste Performance seit Beginn der Achtzigerjahre aufweisen und der Markt für Kryptowährungen in einen neuerlichen "Winterschlaf" verfiel, konnten sich Gold und Silber trotz massivem Liquiditätsentzugs und steigender Zinsen durch die Zentral- und Notenbanken deutlich besser halten – nicht nur in Euro, sondern in allen Währungen weltweit:
Obwohl Gold und Silber in diesen bewegten Zeiten mit einer positiven Wertentwicklung aufwarten können und die Durchschnittsrendite bei Gold in Euro in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten 8,54 Prozent p. a. beträgt, blicken viele Deutsche bezüglich ihrer Finanzen sehr pessimistisch in die Zukunft:
Dies ist ein signifikanter Anstieg um 18 Prozentpunkte gegenüber 2021 und nach 2018 der schlechteste Wert seit der Finanzkrise 2008. Gold ist als „Kriseninvestment“ geradezu prädestiniert für ein derartiges Risikoumfeld. Es konnte v. a. in turbulenten Börsenjahren an Wert gewinnen und als Bestandteil des Gesamtvermögens helfen, die Nerven der Anleger zu schonen.
An eine Verbesserung ihrer Finanzen in der Zukunft glauben mit 32 Prozent nur noch knapp ein Drittel der Befragten (Quelle: DSGV).
Das nun zu Ende gehende Jahr war von einer multiplen Krisenlage geprägt: stark steigende Preise, einer Energiekrise mit rekordhohen Kosten sowie die immer noch nicht völlig überstandene Corona-Pandemie. Dazu gesellten sich Abstürze bei Vermögenswerten, steigende Kreditkosten, Rezessionsängste sowie eine Rekordverschuldung auf Staatsebene.
Ein Blick auf die Chronologie dieses Jahres zeigt, wie ungewöhnlich ereignisreich dieses Jahr war und wie sehr sich die Hoffnung auf ruhigere Zeiten nach den beiden Pandemie-Jahren als Trugschluss erwies:
Monat | Ereignis |
---|---|
Januar | Aufstand in Kasachstan |
Februar | Einmarsch Russlands in die Ukraine |
März | Allzeithoch beim Goldpreis in Euro, explodierende Rohstoffpreise, Zinswende in den USA |
April | Lockdown in Shanghai, Wahlen in Frankreich mit deutlichem Rechtsruck |
Mai | Massenhafte Verbreitung der Affenpocken, Sri Lanka wird zahlungsunfähig |
Juni | Start des 9-Euro-Tickets, Notfallplan Gas tritt in Kraft |
Juli | Regierung in Italien unter Premierminister Mario Draghi tritt zurück, britischer Premierminister Boris Johnson tritt zurück, Zinswende in der Euro-Zone |
August | Umstrittener Taiwan-Besuch von Nancy Pelosi, Michael Gorbatschow stirbt, Massenflucht aus der Ukraine |
September | Königin Elisabeth die II. stirbt, Bank of England muss Pensionsfonds retten, Wahlen in Italien mit deutlichem Rechtsruck, Inflationsrate in Deutschland steigt auf 10 Prozent |
Oktober | Britische Premierministerin Liz Truss tritt zurück, Großbritannien stürzt ins Chaos, Chinas Staatschef Xi Jinping tritt dritte und „ewige“ Amtszeit an |
November | Zwischenwahlen in den USA (Kongress wird gespalten), Fußball-WM in Katar beginnt, Parlamentswahl in Israel mit deutlichem Rechtsruck |
Dezember | Argentinien wird Fußballweltmeister 2022, Schneestürme in den USA mit Temperaturen bis zu -50 Grad Celsius, Japan beschließt Laufzeitverlängerung von Kernkraftwerken, Russland verbietet ab Februar 2023 Export von russischem Öl in Staaten mit Preisdeckel |
Für das kommende Jahr ist leider keine Besserung in Sicht. Weder auf geopolitischer noch auf ökonomischer Ebene. Gold und Silber bleiben daher für Anleger beachtenswert. Vor allem deshalb, weil sie sich in diesem Jahr trotz massiven Gegenwinds durch eine extrem aggressive Geldpolitik, v. a. in den USA, als Wertanlagen gut behaupten konnten.
Sollten die Notenbanken aufgrund von Rezession und Verwerfungen an den Finanzmärkten im kommenden Jahr gezwungen sein, erneut eine 180-Grad-Wende zu vollziehen, ohne dass die Inflation unter Kontrolle ist, wäre dies ein sehr konstruktives Umfeld für weiter steigende Gold- und Silberpreise.
Sehr gut
Aber wenn wie man hört schon seit Jahren Silber knapp sein soll und sich die Lager leeren oder die Nachfrage das Angebot übersteigt, warum sehen wir dann keinen deutlichen Preisschub ? Silber läuft seit 2011 nur seitwärts.
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