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Stand: 22.02.2023 von Hannes Zipfel
Zehn Prozent der weltweiten Goldproduktion fanden 2022 im Reich der Mitte statt. Gleichzeitig importierte China im vergangenen Jahr 37 Prozent des weltweit geförderten Edelmetalls. Die offiziell bekannten staatlichen Reserven haben die 2.000-Tonnen-Marke geknackt und damit Platz fünf der Staaten mit den größten Goldschätzen eingenommen.
Gold: China wird zum weltweit größten Produzenten & Konsumenten

Der stille Goldriese

Wie die jüngste Studie des The World Gold Council (WGC) „30 Jahre Goldnachfragetrends“ offenlegt, entfielen im Jahr 2022 schätzungsweise 10 Prozent der weltweiten Goldproduktion und fast 40 Prozent der Goldnachfrage (37 Prozent) allein auf China. Das Land ist bereits seit dem Jahr 2007 der weltweit größte Goldförderer, so der am Dienstag veröffentlichte Bericht des WGC.

Seit 2013 ist das Reich der Mitte auch der weltweit größte Goldnachfrager, wobei sich der jährliche Goldverbrauch von etwas über 375 Tonnen Anfang der 1990er-Jahre auf ein Rekordhoch von 1.347 Tonnen im Jahr 2013 verfünffacht hat.

Zwar kann man anhand von Zolldaten die Goldimporte quantifizieren, dennoch ist China in Sachen Transparenz der offiziellen und privaten Goldbestände sehr zurückhaltend.

Über Jahre wurde gar keine Veränderung in den Beständen ausgewiesen.

Mit der zunehmenden Verschiebung der geopolitischen Machtachse von West nach Ost, was auch eine Vermögensverschiebung (speziell bei Gold) zur Folge hat, tritt China selbstbewusster und offener in Sachen Goldkäufe und Reserven auf und meldete im September 2019 wieder einen Anstieg der offiziellen staatlichen Goldreserven. Danach herrschte weitere 38 Monate lang Funkstille.

Doch nun gibt China wieder regelmäßig Zahlen an das WGC.

Branchenvertreter des WGC vermuten, dass China plant, bis zum Ende des Jahres 2025 ca. 5.000 Tonnen Goldreserven zu akkumulieren.

US-Dollar für Gold

Der Drang zum Golde ist aber nicht nur auf den Staat beschränkt, auch die privaten Anleger kaufen in Rekordmengen Gold. Es findet seit dem Beginn des Krieges zwischen Russland und der NATO eine massive Verschiebung der Ersparnisse von US-Dollar in Gold statt – das Gleiche gilt für die Zentralbankreserven.

Die People's Bank of China, Chinas Zentralbank, veräußert Devisen und auf US-Dollar denominierte Wertpapiere (hauptsächlich US-Staatsanleihen) und tauscht den Erlös in physisches Gold. Dieses gelangt hauptsächlich über die Gold-Drehscheibe der Welt, die Schweiz, nach China.

Im Dezember beliefen sich die offiziellen Bestände an US-Staatsanleihen (Treasury Bonds) auf einen Wert von 867,1 Milliarden US-Dollar. Ende Dezember 2021 waren es noch ca. 1,07 Billionen US-Dollar. Dies entspricht einem Rückgang um 20 Prozent bzw. 201,6 Mrd. US-Dollar in nur 12 Monaten.

Im privaten Bereich hat der Markt für Goldschmuck, Münzen und Barren ebenfalls einen bemerkenswerten Wachstumstrend erlebt. Im Jahr 2013 erreichte beispielsweise die Nachfrage nach Goldschmuck mit 939 Tonnen den Höhepunkt mit einer Steigerung von 328 Prozent in zehn Jahren.

Neun Jahre später ist China immer noch der größte Goldnachfrager der Welt und absorbiert über 27 Prozent der gesamten weltweiten Nachfrage nach Goldschmuck, von dem im vergangenen Jahr 571 Tonnen konsumiert wurden.

Goldbarren und Münzen

Aber auch die Nachfrage privater und institutioneller Anleger (Banken, Hedgefonds, Vermögensverwalter etc.) nach Goldbarren und Münzen explodierte, wobei sich die Nachfrage von 12 Tonnen im Jahr 2004 auf 218 Tonnen im Jahr 2022 um den Faktor 18 erhöhte. Was neben der steigenden Präferenz gegenüber anderen Vermögenswerten (Immobilien) und Währungen (Euro, US-Dollar etc.) auch mit den wachsenden Einkommen, dem gestiegenen Wohlstand und der kulturellen Popularität des Goldes in China zu tun hat.

Zudem ermuntert die KP in Peking die Bevölkerung sogar mit aufwendigen Werbespots, in das gelbe Edelmetall zu investieren.

Bei der Produktion mittlerweile ein Global Player

Der Bergbaukonzern Zijin Mining mit Hauptsitz in Longyan ist mit seinen ca. 22.000 Angestellten ein gutes Beispiel dafür, wie groß die Bergbauindustrie in China in den letzten zehn Jahren geworden ist. Zijin ist nicht nur im Inland tätig, sondern kaufte als multinationaler Konzern in der vergangenen Dekade permanent Gold-, Silber-, Kupfer-, Zink- und Lithium-Minen zu.

Der heute hoch profitable Vorzeigekonzern ist mittlerweile weltweit auf fünf Kontinenten aktiv und entwickelt neue Abbau- und Veredelungsmethoden in Zusammenarbeit mit verschiedenen Universitäten im In- und Ausland. Gegründet wurde der Konzern im Jahr 2000 und ist heute auch in London vertreten und an den meisten großen Wertpapierbörsen der Welt gelistet (reine Information, keine Anlageempfehlung).

2000-Tonnen-Marke geknackt

Chinas Goldbedarf lag in den letzten zehn Jahren nach Schätzungen des WGC im Durchschnitt bei 945 Tonnen pro Jahr, was einem Anteil von 30 Prozent der weltweiten Gesamtnachfrage entspricht. Und China hat Indien als einen der wichtigsten Goldmärkte der Welt überholt.

Einer der Hauptnachfragetreiber ist dabei die People's Bank of China, die in den letzten 30 Jahren 1.616 Tonnen Gold zu ihren Devisenreserven hinzugefügte.

Bis Ende 2022 hatten die gesamten Goldreserven der Zentralbank 2.011 Tonnen erreicht, nachdem in den letzten beiden Monaten des Jahres 2022 insgesamt 62 Tonnen Goldreserven gekauft wurden, so der Bericht des WGC „2022 Gold Demand Trends Report“.

Pandemie konnte Trend nicht brechen

Die Nachfrage nach Goldbarren und Münzen auf dem chinesischen Markt belief sich im Jahr 2022 zwar auf insgesamt 218 Tonnen, was dennoch einem Rückgang um 24 Prozent gegenüber dem Vorjahr entsprach, während die Nachfrage nach Goldschmuck um 15 Prozent auf 571 Tonnen gegenüber dem Vorjahr sank.

Der Rückgang der chinesischen Goldnachfrage im Jahr 2022 sei nur ein vorübergehendes Ergebnis bestimmter Bedingungen und werde sich bald erholen, sagte Louise Street, eine leitende Marktanalystin des World Gold Council.

Positive saisonale Faktoren im ersten Quartal 2023 und eine starke Goldnachfrage der Zentralbanken dürften China dabei helfen, seine Position als weltweit größter Goldverbraucher im Jahr 2023 zu halten, fügte Louise hinzu.

Erholung 2023

Chinas Goldnachfrage werde sich voraussichtlich im Jahr 2023 erholen, da sich die chinesische Wirtschaft nach der Überwindung der Pandemie in Verbindung mit einem wahrscheinlich daraus resultierenden Anstieg des Ausgabenverhaltens der chinesischen Haushalte erholen werde, sagte Wang Lixin, regionaler CEO des WGC in China.

Dieser Anstieg der Goldnachfrage werde auch durch den zunehmenden Fokus der Geschäftsbanken auf physische Goldverkäufe und die wachsende Bereitschaft der Anleger, Gold als effektives und stabiles Wertaufbewahrungsmittel sowie als Alternative zu US-Dollar, Euro, Pfund & Co. zu erwerben.

Autor: Hannes Zipfel
Ökonom
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von Nico T. | 22.02.2023, 22:54 Uhr Antworten

Soweit mir bekannt gibt es einen Krieg zwischen Russland und der Ukraine. Ansonsten brauchen wir alle kein Gold mehr….

2 Antworten an Nico T. anzeigen

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