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Stand: 02.09.2021 von Hannes Zipfel
Der Wunsch vieler Käufer aus der Schmuck- und Investmentbranche, die Herkunft des Goldes genau zu kennen, bringt eine neue Technologie ins Spiel. Dazu werden unsichtbare genetische Marker von den Minengesellschaften mit fälschungssicheren Informationen auf das Rohgold aufgetragen. Damit ist das Edelmetall eindeutig bis zur Quelle zurück verfolgbar. Aber die Möglichkeiten gehen weit darüber hinaus.
Gold mit genetischem Fingerabdruck

"Blutgold" unerwünscht

In der Schweiz wird zwar so gut wie kein Gold abgebaut, dennoch ist die Alpenrepublik eine der größten Drehscheiben für den internationalen Goldhandel. Über 60 Prozent der weltweiten Raffineriekapazitäten werden von den Scheideanstalten im Tessin und in der Westschweiz abgedeckt. Sie verwandeln Rohgold und Altgold in marktfähige Barren und zertifizieren das Edelmetall.

Darüber hinaus ist die Schweiz der größte Exporteur. Gold wird weltweit angekauft und in andere Länder weiterveräußert. Allein im Juli dieses Jahres waren es 94 Tonnen im Gegenwert von 5 Milliarden Schweizer Franken die an die größten 20 Abnehmer von China bis Tschechien verkauft wurden.

Doch so bedeutend der Goldhandel für die Schweiz auch ist, so groß ist auch die Kritik daran: Nichtregierungsorganisationen (NGOs) werfen den Goldraffinerien vor, menschenrechtswidrig produziertes Edelmetall zu importieren – sogenanntes "Blutgold". Schmuckhersteller, Luxusgüterproduzenten, Banken und Investmentgesellschaften, die in großem Umfang Gold kaufen, wollen das Risiko eines potenziellen Imageschadens durch die Verwendung von Gold aus fragwürdigen Quellen oder Kriegsgebieten nicht mehr tragen.

Um die Herkunft des Edelmetalls lückenlos und zuverlässig zu gewährleisten, arbeitet der Branchenprimus aus dem Tessin, Argor-Heraeus, mit der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) zusammen. Die Chemie-Ingenieure der ETH haben ein Verfahren entwickelt, bei dem anstelle von Zertifikaten, Tracerstoffen oder Barcodes unsichtbare genetische Marker auf das Gold aufgebracht werden.

Künstliche DNA als Herkunftsnachweis

Anstatt toxische bzw. radioaktive Tracerstoffe oder nicht hundertprozentig fälschungssichere Zertifikate zu verwenden, setzt Argor-Heraeus auf künstliche DNA um den Namen und den Standort der Herkunfts-Mine an das Gold zu binden.

DNA (Desoxyribonukleinsäure) besteht aus langen Ketten chemischer Moleküle die Erbinformation aller Lebewesen enthalten. Sie basiert auf vier verschiedenen chemischen Bausteinen: Adenin, Cytosin, Guanin und Thymin, abgekürzt A, C, T und G. Die zum Einsatz kommenden Nukleinbasen werden künstlich im Labor hergestellt und zu Ketten aneinandergereiht - so entsteht künstliche DNA.

Anders als bei elektronischen Speichermedien werden die Informationen biologisch verschlüsselt und gespeichert. Dabei werden die Daten mithilfe von Algorithmen in eine Abfolge aus As, Cs, Ts und Gs übersetzen und können anschließend wieder entschlüsselt werden.

Die DNA fungiert dabei als biologischer Fingerabdruck auf dem Rohgold: Mit vier DNA-Bausteinen, die im Labor zu einer Sequenz von 100 oder mehr Bausteinen zusammengefügt werden, lassen sich beliebige Kombinationen und damit eine große Anzahl verschiedener Marker herstellen. Die künstliche DNA wird in ein winziges, unsichtbares Kieselerde-Partikel von 0,1 Mikrometer Größe eingebettet. Das schützt die DNA für sehr lange Zeit vor dem Zerfall und das Molekül hält Temperaturen von über 100 Grad Celsius stand.

Mit nur einem Nanogramm dieses Markers kann ein Kilogramm Gold eindeutig gekennzeichnet werden. Kunde des Goldes mit eindeutigem Herkunftsnachweis ist unter anderem die Züricher Kantonalbank (ZKB). Die Mehrkosten von 0,25 Prozent pro Kilobarren nehmen die Abnehmer des "ethisch unbedenklichen" Goldes dabei in Kauf.

Gold wird transparent

Der Nachteil der Anbringung biologischer Marker auf dem Edelmetall ist die Möglichkeit, diese auch auf Goldbarren und Goldmünzen zu übertragen – völlig unsichtbar. Damit erhält der bis dato anonyme mobile Vermögenswert eine Art Seriennummer. Wobei die anheftbaren Daten weit darüber hinausgehen können.

Die Dichte des DNA-Speichers übertrifft bei Weitem alle elektronischen Datenträger. Die Speicherkapazität von einem Kubikmillimeter künstlicher DNA beträgt bis zu neun Terabyte. Konventionelle Datenträger, wie zum Beispiel Festplatten mit dieser Kapazität sind mehrere Hunderttausend Mal größer.

Damit besteht zumindest theoretisch die Gefahr, dass der Handel mit Gold auf gewerblicher und privater Ebene in Zukunft eine Datenspur hinterlässt, die z. B. Informationen über Herkunft, Reinheitsgrad, Händlername, Verkaufsdatum, Verkaufsort und Gegenwert enthält. Damit wären u. a. eine Besteuerung von Veräußerungsgewinnen und die zentrale Registrierung von Barren und Münzen leichter möglich

Autor: Hannes Zipfel
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von Alfred | 02.09.2021, 11:50 Uhr Antworten

Glück ist, wer vergißt, was nicht mehr zu ändern ist.
"das Molekül hält Temperaturen von über 100 Grad Celsius stand"

Damit sollte es möglich sein, diese Information bereits in einem heissen Wasserbad zu löschen oder? Manchmal frage ich mich wer sich solchen "Schwachsinn" einfallen läßt.

2 Antworten an Alfred anzeigen
von Mehrwert | 05.09.2021, 14:20 Uhr Antworten

Das ist wahrscheinlich genauso wirksam, wie die versiegelten Tubes vom Hersteller: Entweder man vertraut oder nimmt bei Kontrolle Abschläge in Kauf, weil das "Gesamtprodukt" nicht mehr komplett ist.
Wie wird denn die Kapsel mit dem DNA auffindbar, aber nicht einfach entfernbar (Abwaschbar oder Materialreinigung/Polliermittel) in das Material eingebracht? Und kann das dann ohne Beschädigung entnommen werden. Wenn es Geprüft wurde, wer garantiert, dass ein neu eingebrachter DNA-Strang nicht abgeändert wurde?

1 Antwort an Mehrwert anzeigen
von Das Glanzstück | 02.09.2021, 16:29 Uhr Antworten

Wie genau kann man denn diese Information wieder "auslesen"?
Es scheint ja nicht einfach so gehen, wo liegt dann also der Wert?

Wäre es nicht besser microgravuren ähnlich wie beim Diamanten an einer definierten Stelle anzubringen?

2 Antworten an Das Glanzstück anzeigen

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