Ratgeber: "Grünes Gold" und Nachhaltigkeits-Siegel
Fairtrade Gold, Green Gold, Responsible Gold, LBMA-zertifiziert
Das Wichtigste in Kürze
Nachhaltigkeit ist Trend, auch bei Gold
Siegel sind ein Schritt in die richtige Richtung
Siegelvielfalt gibt nur bedingt Orientierung
Viele Begriffe rechtlich nicht geschützt
Vereinheitlichung wünschenswert
Lies hier:
Schmutziges Gold
Es ist nicht alles Gold, was glänzt: Immer wieder werden bei der Goldförderung auch negative Auswüchse bekannt. Allerdings macht Gold da keine Ausnahme. In vielen anderen Branchen kommt es ebenfalls häufig vor, dass diejenigen, die am Anfang der Wertschöpfungskette stehen, auch diejenigen sind, die am wenigsten vom großen Kuchen haben.
Dies sind vornehmlich Arbeiter oder Bauern in Ländern der sogenannten “Dritten Welt”. Die Profite wandern in die Taschen von Aufkäufern oder großen Konzernen und begründen letztlich den Wohlstand der industrialisierten Staaten dieser Erde.
Und nicht selten sind illegale Abholzung von Regenwäldern, schwere Umweltbelastungen, intransparente Geldströme in Bürgerkriegsregionen, Korruption, mangelhafte Sozialsysteme oder gar Kinderarbeit weitere Folgen dieser globalen "Arbeitsteilung."
ASGM Sektor problematisch
Doch man muss differenzieren. Als problematisch gilt vor allem Gold aus dem ASGM-Sektor (= artisanal and small-scale gold mining). Damit ist gemeint der kleine, vorwiegend handwerklich betriebene Goldabbau. Dieser Sektor gilt als wenig kontrolliert. Hierunter fallen all die kleinen Glücksritter-Trupps, die irgendwo illegal ein Stück Regenwald roden oder eine kleine Mine ohne jeden Standard betreiben. Eine Entwicklung, die sich insbesondere im südamerikanischen Regenwald mit dem Anziehen des Goldpreises verstärkt hat. (1)
Gemessen an der Fördermenge ist der ASGM-Sektor klein. Gemessen an Arbeitskräften ist dieser Sektor aber groß. Schätzungen besagen, dass bis zu 90% der im Goldabbau beschäftigen Menschen im unregulierten Kleinbergbau arbeiten. Das wären 20 Millionen Menschen weltweit (2) .
80 - 90 % der weltweiten Goldproduktion kommt aber aus großen Minen von Konzernen. Und die arbeiten nach internationalen Standards. Teilweise liegen deren Goldminen sogar direkt in industrialisierten westlichen Ländern, wie USA, Kanada oder Australien. Gold, welches kein Nachhaltigkeits-Siegel trägt, ist also nicht automatisch schmutziges Gold.
Ein Freibrief für Nachhaltigkeit ist der Goldabbau durch große Konzerne freilich auch nicht, wie die Geschichte der Grasberg Goldmine in Westpapua zeigt, heute betrieben von Freeport-McMoRan (3) .
Was kann ich tun?
Die Möglichkeiten für den Endkunden sind begrenzt. Dennoch sollte man seinen Einfluss als Käufer nicht unterschätzen. Märkte reagieren auf Nachfragen, wie auch auf den Druck öffentlicher Meinungen. Das zeigt der Markt für Bio-Lebensmittel. Anfangs belächelt, wartet er seit Jahren mit stetigen Zuwachsraten auf.
Es gibt also Möglichkeiten zu handeln. Durch den Kauf entsprechender Goldprodukte oder sei es nur, dass beim Händler der Wahl mal genauer nachgefragt wird.
Nicht ohne Grund ist Nachhaltigkeit schon länger Trend in allen Bereichen unserer Gesellschaft.
So ist Gold aus nachhaltigem Abbau nicht nur für Anleger von Interesse. Auch Juweliere und Goldschmiede setzen zunehmend darauf.
Die Siegel im Vergleich
Natürlich hat auch die Branche Nachhaltigkeit als Thema längst erkannt. So müssen alle LBMA-zertifizierten Goldbarrenhersteller die Richtlinien des LBMA Responsible Sourcing Program einhalten.
LBMA-zertifiziert
LBMA steht für London Bullion Market Association. Diese Vereinigung koordiniert den Goldhandel am London Bullion Market, dem größten außerbörslichen Handelsplatz für physisches Gold. Zugelassen zum Handel sind nur Goldbarren von Herstellern, die von der LBMA zertifiziert sind.
Als Teil der Zertifizierung gilt auch die Einhaltung der Standards des LBMA Responsible Sourcing Program
Details: LBMA Responsible Resourcing
Wer grünes Gold kaufen will kann sich zudem an weiteren Öko-Siegeln orientieren. Die drei wichtigsten Gütesiegel sind derzeit:
Fairtrade Gold
Green Gold
Auropelli Responsible Gold
Fairtrade Gold
Das Fairtrade-Siegel dürfte vielen bekannt sein, denn das Siegel gibt es für diverse Produkte und Branchen, wie etwa Textil oder Kaffee.
Das Fairtrade Siegel Gold wird vergeben von der Fairtrade Labelling Organizations International (FLO) , dem Dachverband der Fairtrade Organisation. Die Einhaltung der Fairtrade Standards wird geprüft durch die Zertifizierungsgesellschaft FLOCERT. Die Interessen von Fairtrade in Deutschland vertritt Transfair e.V.
Fairtrade setzt sich für den Schutz von Mensch und Umwelt im kleingewerblichen Bergbau ein. Dies umfasst sowohl die finanzielle wie auch die soziale Situation der Minenarbeiter. Wesentlicher Bestandteil sind dabei garantierte Mindestpreise sowie spezielle Fairtrade Prämien.
Details: Fairtrade Gold
Green Gold
Dies ist die Markenbezeichnung der renommiertem schweizer Scheideanstalt Valcambi für Gold aus nachhaltiger Förderung.
Erwähnenswert ist, dass der gesamte Herstellungsprozess komplett abgetrennt ist von den übrigen, nicht zertifizierten Produktionsprozessen. Valcambi spricht hier von einer "Green Gold Supply Chain".
Für Privatanleger interessant sind vor allem die Goldbarren von 1 -100 Gramm. Hergestellt werden aber auch 1kg Goldbarren, Goldgranulat, sowie Standard Goldbarren gemäß LBMA Richtlinien.
Details: Green Gold von Valcambi
Auropelli Responsible Gold
Basis der Auropelli Goldbarren ist das oben erwähnte Green Gold der schweizer Scheideanstalt Valcambi. Dies wird in Kooperation mit der deutschen ESG Scheideanstalt unter der Markenbezeichnung Auropelli Responsible Gold vertrieben. Die Goldbarren sind in Gewichtsklassen von 1 - 100 Gramm erhältlich.
Erwähnenswert ist, dass laut Informationen der ESG Scheideanstalt dieses Gold nicht aus einem sogenannten "Entwicklungsland" stammt, sondern aus traditionellen Goldabbaugebieten in den USA.
Details: Auropelli Responsible Gold
Aus Verbrauchersicht ist diese Auswahl freilich nur bedingt hilfreich. Und Verbraucherzentralen monieren schon länger, dass Worte wie “fair” oder "grün" nicht geschützt seien. Nötig seien einheitliche gesetzliche Regeln, die definieren, was genau unter "sozial", "fair", "green", "konfliktfrei", "responsible", "nachhaltig", "Öko" oder "umweltverträglich" zu verstehen ist. (4)
Wichtig ist die Gewissheit, dass zertifiziertes Gold sein Versprechen auch einlöst: Verantwortungsvoller Umgang mit der Umwelt. Hierzu zählt natürlich auch der Mensch, Stichwort faire Entlohnung oder gute Arbeitsbedingungen. Wer als Kunde bereit ist, Aufschläge im Preis für nachhaltiges Gold zu bezahlen, der möchte auch wissen, wofür der Mehrpreis bezahlt wird.
GOLD.DE Meinung: Siegel sind ein Schritt in die richtige Richtung. Vereinheitlichung wäre aber wünschenswert.
Es ist nicht im Sinne des Käufers, wenn es diverse Siegel gibt, über deren Prüfungsstandards man sich erst informieren muss. Wer Öko-Gold kaufen möchte, soll die Wahl haben zwischen verschiedenen Goldprodukten, und nicht zwischen verschiedenen Zertifizierungen.
Zudem können Siegel allein nicht die "große Politik" ersetzen. Negative Auswüchse der Goldproduktion müssen auch politisch gelöst werden.
Nachhaltige Goldförderung
Industrielle Rohstoff-Förderung geht nicht ohne Eingriffe in die Natur. Das gilt für Gold wie für jeden anderen Rohstoff. Man kann aber Goldabbau nachhaltig gestalten . Darunter fällt Umweltverträglichkeit genauso wie Sozialverträglichkeit.
Oft wird auch Recycling Gold in diesem Zusammenhang genannt, gelegentlich auch als Urban Mining bezeichnet. Dies ist insofern richtig, da dieses Gold selbst nicht mehr neu gefördert werden muss. Doch bei der Ausgangsware, dem Altgold, ist die ursprüngliche Herkunft meist ungewiss.
Eine interessante Studie stellte Anfang 2019 die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) vor mit dem Titel Der Goldsektor in Deutschland - Marktstudie für verantwortungsvolles Gold aus dem Kleinbergbau . Untersucht wurde die Frage, wie hoch die aktuelle und potentielle Nachfrage nach zertifiziertem Gold ist und welche Faktoren die Nachfrage nach Gold aus verantwortungsvollen Kleinbergbau begünstigen oder verhindern.
Fazit - Zitat:
Der deutsche Markt für dieses Gold ist momentan vergleichsweise eher klein, aber das Wachstumspotential scheint groß. Hindernisse wie bürokratischer Aufwand, ungenügendes oder instabiles Angebot von verantwortungsvollem Gold aus dem Kleinbergbau und fehlende Verankerung der Zertifizierungsorganisationen in Deutschland sind Faktoren, welche eine Weiterentwicklung des Sektors in Deutschland momentan bremsen. Der Aufbau eines stärkeren Netzes an zertifizierten Kleinbergbau-Organisationen und mehr Sensibilisierung und Unterstützung von Unternehmen und Endkunden können dazu beitragen, den Markt für verantwortungsvolles Gold aus dem Kleinbergbau in Deutschland zu stärken
Auszug mit freundlicher Genehmigung © BGR Hannover
Für Interessierte steht die Studie im nachfolgenden Service-Bereich als Download-Link zur Verfügung
Nachhaltiges Gold: Quellen, Links, Adressen
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