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Stand: 09.05.2022 von Hannes Zipfel
Aus drei der bedeutendsten Industriestaaten der Welt werden in dieser Woche Inflationsdaten vermeldet. Diese sind für den weiteren Konjunkturverlauf und die Geldpolitik der großen Zentral- und Notenbanken von großer Relevanz. Die Prognosen deuten zwar zumindest für die USA auf leichte Rückgänge hin, aber ein Ende der hohen Inflation ist nicht absehbar.
Inflationsdaten aus Deutschland, China und den USA

Weitere besonders beachtenswerte Daten-Termine für Anleger in der KW 19:

  • Montag: Sentix Konjunkturindex Eurozone für Mai (akt.: -22,6 | Apr.: -18)
  • Dienstag: ZEW Konjunkturerwartungen Deutschland für Mai
  • Mittwoch: Verbraucherpreisentwicklung in Deutschland, China und den USA im April
  • Donnerstag: OPEC-Monatsbericht zum Rohölmarkt für April
  • Freitag: Verbrauchervertrauen in den USA für Mai der Uni-Michigan
(Details und ergänzende Termine finden Sie in der Tabelle ganz unten)

Mit den Zinsen steigt das Risiko für Konjunktur und Finanzmärkte

Um der höchsten Inflation seit über vier Jahrzehnten Herr zu werden, hat die einflussreichste Notenbank der Welt, die US-Fed, bereits damit begonnen, die Zinsen anzuheben und den Liquiditätshahn zuzudrehen.

Dadurch gewinnt der US-Dollar an Attraktivität und andere Währungen, so auch der Euro, verlieren deutlich an Außenwert. In der Konsequenz steigen die Importpreise außerhalb des US-Dollar-Raums spürbar an. Umgekehrt kommt es wegen des starken Dollars zu einer Dämpfung der Importpreiseanstiege in den USA.

Dieser Effekt, der auch in den am Mittwoch zur Veröffentlichung anstehenden Inflationsdaten für die verschiedenen Währungsräume sichtbar werden wird, setzt die Zentralbanken außerhalb der USA unter Druck.

Die EZB hat wegen des steigenden Risikos einer hohen Importpreisinflation in Folge eines schwachen Euro zumindest verbal etwas in Richtung Zinsanhebungen umgeschwenkt und hält sich nun einen ersten kleinen Zinsschritt für den 9. Juni offen.

Verbraucherpreisinflation im Vergleich

Doch steigende Zinsen bzw. Renditen am Kapitalmarkt, wo Schuldpapiere längerer Laufzeiten gehandelt werden, belasten das stark von Fremdfinanzierungen abhängige globale Wachstum und verteuern massiv den Schuldendienst für die bereits existierende Rekordverschuldung weltweit.

An den Finanzmärkten sorgen die steigenden Renditen daher bereits für fallende Kurse über nahezu alle Anlageklassen hinweg – einschließlich Gold, wenn auch etwas moderater.

Gold vs. MSCI Worl Aktien vs. 10 J. US-Staatsanleihen

Da sinkende Vermögenspreise auf die Stimmung der Verbraucher drücken und die schlechteren Finanzierungsbedingungen zudem Investitionen hemmen, wächst die Befürchtung vor einer globalen Rezession.

Etliche Frühindikatoren weisen bereits auf einen Wachstumseinbruch hin - so auch die Ergebnisse der am Montagmorgen veröffentlichten Sentix-Konjunkturumfrage für die Eurozone unter 4.000 privaten und institutionellen Anlegern zu deren Einschätzung der konjunkturellen Lage und deren Konjunkturerwartungen auf Sicht der nächsten sechs Monate.

Sentix-Konjunkturindex für die Eurozone

Aber nicht nur die Investoren, sondern auch die Unternehmen selbst äußern sich zunehmend pessimistisch zur Lage und den wirtschaftlichen Perspektiven. Der globale Einkaufsmanager-Index für die Industrie zeigt bereits deutliche Schwächesignale. Werte unterhalb der Marke von 50 würden auf eine weltweite Kontraktion im verarbeitenden Gewerbe hindeuten.

Globale Einkaufsmanager-Index Industrie

Die Anleger werden am Mittwoch also ganz genau auf die frischen Daten zur Inflation schauen, um daraus die zukünftige Zinsentwicklung abzuleiten. Kommen die Daten wie prognostiziert herein, ist ein Ende des Zinserhöhungszyklus in den USA nicht zu erwarten.

Den nächsten Schritt um 0,5 Prozentpunkte nach oben gäbe es dann bereits am 15. Juni.

Anhaltend schwieriges Umfeld mit Lichtblicken von den Quartalsergebnissen

Auf jeden Fall bleibt das Umfeld auch in dieser Handelswoche für Anleger sehr herausfordernd. Die Corona-Lockdowns in China und der Ukraine-Krieg bergen zum Teil unkalkulierbare Risiken.

Etwas unterstützend für den deutschen Aktienmarkt könnte die anstehende Flut von Unternehmenszahlen wirken. Bisher fielen diese, auch in den USA, recht positiv aus.

Für Deutschland stehen Quartalsergebnisse von Infineon (Mo.), Munich Re (Di.), Bayer (Di.), Dürr (Di.), Fraport (Di.), Eon (Mi.), RWE (Do.), Siemens (Do.), Allianz (Do.) und der Deutschen Telekom (Fr.) auf der Wochenagenda.

Doch die Ergebnisse für das erste Quartal 2022 sind ein Blick in den Rückspiegel. Umso mehr wird es auf die Ausblicke der Aktiengesellschaften ankommen.

In der folgenden Tabelle finden Sie weitere wichtige Daten-Termine für die KW 19:

Wochentag Zeit (MESZ) Datenart Prognose Vorherig
Montag 10:30 Uhr Eurozone: Sentix Konjunkturindex akt.: 22,6 -18,0
Dienstag 11:00 Uhr DE: ZEW Konjunkturerwartungen für Mai -42,0 -41,0
Dienstag 22:30 Uhr USA: American Petroleum Institute (API) Rohöllagerbestände Woche in Mio. Barrel - -3,48
Mittwoch 3:30 Uhr CHN: Verbraucherpreisinflation April (Jahr) 1,8 % 1,5 %
Mittwoch 8:00 Uhr DE: Verbraucherpreisinflation April (Jahr) 7,4 % 7,4 %
Mittwoch 14:30 Uhr USA: Verbraucherpreisinflation April (Jahr) 8,1 % 8,5 %
Donnerstag Offen CHN: Kreditvergabe gesamt März in Bio. CNY - 3,13
Donnerstag Offen CHN: Kreditwachstums März (Jahr) - 11,4 %
Donnerstag 13:00 Uhr CH: Opec-Monatsbericht zum weltweiten Rohölmarkt - -
Donnerstag 14:30 Uhr USA: Wöchentliche Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe 195k 200k
Donnerstag 8:00 Uhr USA: Erzeugerpreisinflation April (Jahr) 10,7 % 11,2 %
Freitag 11:00 Uhr Eurozone: Industrieproduktion März (Jahr) -1,0 % 2,0 %
Freitag 16:00 Uhr USA: Nationales Verbrauchervertrauen der Uni-Michigan (Mai) 64,0 65,2
Datenquelle: Thomson Reuters, Investing.com
Autor: Hannes Zipfel
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von Sperber | 12.05.2022, 11:36 Uhr Antworten

Hallo Herr Zipfel

Danke für den doch interessanten Vergleich.

Trotzdem würden mich dazu die Entwicklung der VerbraucherInflationsdaten in den restlichen EU Länder / Währungsgemeinschaft im großen Verleich zu China und USA - vor allem auch DER EU MITGLIEDSTAATEN IM VERGLEICH UNTEREINANDER interessieren.

Immerhin gibt es m.E. keine Daten zur VerbraucherInflation von z.B., an Deutschland angrenzenden EU- Anrheiner Staaten, welche auf die dortige Inflationsentwicklung Bezug nimmt. Zum Anderen ist es besonders auch ein politisch nationales Problem, welches man hier nicht ausschließlich nur auf den Verbraucher fixieren sollte....

von meerettich | 10.05.2022, 15:04 Uhr Antworten

Vielen Dank für den Vergleich „Gold vs MSCI World Aktien“. Da sieht man, daß der Goldpreis den Rückgang von Aktien Anfang 2020 nur unterproportional nachvollzog und in der Erholung ab April stark anstieg.
Logisch, weil hoch verschuldete Zombie-Aktien eben einen geringeren Sachwert haben als unverschuldetes Gold. Mit wieviel Schulden man bei Gold oder (Gold-)Aktien arbeitet, ist letztlich eine Frage der Risiko-Bereitschaft. Und Anleihen sind UN-interessant, weil steigende Zinsen den kalkulatorischen Wert einer fest verzinslichen Anleihe vermindern… um so stärker wie die verbleibende Zins-Bindungs-Dauer ist.
Den Seitenhieb auf Links-Grüne Gewerkschafter kann ich mir nicht verkneifen. 3% mehr Lohn sind nichts, wenn man gleichzeitig bei den (Alters-) Ersparnissen 30% Verluste erleidet. Mit anderen Worten: INFLATION ist nichts anderes als eine nachträgliche KÜRZUNG gesparter LÖHNE von Gestern.
Corona, Klima-Schutz und Russland sind alles faule Ausreden… die überhobenen Schulden waren schon vorher da.

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