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Stand: 06.03.2024 von Hannes Zipfel
Der Jahresauftakt ist historisch betrachtet eine saisonal gute Zeit für den Goldpreis. In diesem Jahr war dies bis Mitte Februar anders. Doch seit Anfang März geht es mit den Kursen steil bergauf. Was sind die Gründe dafür und wie ist die Lage am Goldmarkt?
Warum der Goldpreis am Allzeithoch kratzt

Geldpolitische Zeitenwende

Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und Palladium erwirtschaften bekanntermaßen keine laufenden Erträge, sind dafür aber relativ knapp.

Daher spielt die Geldpolitik der großen Zentral- und Notenbanken eine wichtige Rolle für die Attraktivität der Edelmetalle und speziell der Reservewährung Gold.

Zuletzt mehrten sich die Anzeichen dafür, dass sowohl in Europa durch die EZB als auch in den USA durch die US-Notenbank Fed nach einem der aggressivsten Straffungszyklen mit steigenden Zinsen und der Verringerung der Geldmenge durch den Abbau der Zentralbankbilanzen eine geldpolitische Wende bevorsteht.

Nachdem die jüngsten Inflationsraten diesseits und jenseits des Atlantiks deutlich zurückkamen und sich die Wirtschaft in der Euro-Zone mehr und mehr vom Wachstum verabschiedete, keimte an den Märkten die Hoffnung einer wieder lockeren Geldpolitik auf.

An diesem Donnerstag könnte die Europäische Zentralbank (EZB) das Thema Zinssenkungen bereits diskutieren. Die letzte Leitzinserhöhung gab es im Euroraum vor fast einem halben Jahr am 14. September 2023. In früheren Zinszyklen war eine derart lange Zinspause nach stark steigenden Leitzinsen oft ein Signal für eine bevorstehende Trendwende.

Eine ähnliche Situation gibt es in den USA. Hier fand die letzte Zinsanhebung sogar bereits vor über acht Monaten am 26. Juli statt (Quelle: www.leitzinsen.info):

Leitzins USA

Im Zuge der Inflationsbekämpfung wurden aber nicht nur die Leitzinsen erhöht, sondern auch die Geldmenge vonseiten der Zentralbanken verknappt. Auch das machte den Edelmetallen wie Gold preislich zu schaffen, da ihr Knappheitsvorteil gegenüber den Fiat-Währungen Euro und US-Dollar in den Hintergrund trat.

Lediglich während der US-Regionalbankenkrise im Frühjahr 2023 unterbrach die Fed kurzzeitig ihre restriktive quantitative Geldpolitik zur Rettung einiger Kreditinstitute (Quelle: US-Fed):

Bilanzsummen der US-Notenbank Fed

Während dieser Bankenkrise konnte der Goldpreis im Mai 2023 sogar ein neues Allzeithoch erklimmen.

Der jüngste Startschuss für die Goldrallye erfolgte neben niedriger als erwartet gemeldeten US-Inflationsdaten auch durch die Aussagen eines hochrangigen US-Notenbank-Gouverneurs.

Der Finanzmarktanalyst Markus Blaschzok (Blaschzok Research, MBR) sieht in den Äußerungen des Geldpolitikers den Startschuss für den jüngsten steilen Anstieg der Goldpreise an den Spot-Märkten auf Rekordniveaus:

„Fed-Gouverneur Christopher Waller ließ in einer Rede am späten Freitagnachmittag eine Bombe an den Märkten platzen, worauf der Goldpreis wie eine Rakete gen Himmel schoss. Er deutete ein Ende des QT-Programms und eine QE-Umkehr an, die die kurzfristigen Renditen senken und die Renditekurve steiler machen soll. Das QT-Programm (Quantitative Tightening) der Federal Reserve (Fed) hatte bisher die umlaufende Geldmenge verringert, was deflationär wirkte. Ein Ende dieser restriktiven Geldpolitik wird als Beginn einer neuen lockeren Geldpolitik interpretiert, was die Märkte sofort einzupreisen begannen.“

Goldpreis in US-Dollar

Infobox „QT“ vs. „QE“

Die Abkürzung „QT“ steht für Quantitative Tightening und somit für eine restriktive quantitative Geldpolitik, im Zuge derer die Geldmenge durch die Zentral- und Notenbanken zurückgeführt wird.

Genau das Gegenteil passiert beim „QE“, was im Englischen für Quantitative Easing steht und die Ausweitung der Geldmenge durch die Zentralbanken beschreibt.

Neben der quantitativen gibt es noch die qualitative Geldpolitik, also die Zinspolitik.

Kapitalmarkt nimmt Zinssenkungen vorweg

Sowohl in US-Dollar als auch in Euro konnte der Goldpreis auf Tagesschlusskursbasis neue Rekordstände erreichen.

Lediglich im laufenden Handel (intraday) fehlen noch wenige Euro bzw. US-Dollar bis zu neuen Allzeithöchstständen. In der Gemeinschaftswährung näherte sich der Goldpreis seinem Allzeithoch am Dienstag in der Spitze bis auf 3,58 pro Feinunze (31,1g) bzw. 0,18 Prozent an.

Aktuell notiert eine Feinunze Gold am Spot-Markt bei 1.960 Euro (Quelle: TradingView):

Goldpreis in Euro

Da in dieser Woche mit der EZB-Zinssitzung am Donnerstag und den Arbeitsmarktzahlen in den USA am Freitag noch zwei wichtige Termine für den Goldpreis folgen, könnten am Ende der Woche durchaus neue Allzeithöchststände für das gelbe Edelmetall auf den Kurstafeln stehen.

Schon jetzt nimmt der Kapitalmarkt sinkende Zinsen vorweg, was sich in fallenden Renditen länger laufender Staatsanleihen bemerkbar macht. Gut zu erkennen ist auch hier die Korrelation zwischen sinkenden Renditen für Anleihen und steigenden Goldnotierungen (Quelle: TradingView):

Goldpreis in US-Dollar vs. Rendite zehnjährige US-Staatsanleihe

Der Trump-Faktor

Auch als Hort der Sicherheit wird Gold geschätzt. Mit den Ergebnissen der jüngsten Vorwahlen zu den US-Präsidentschaftswahlen am 5. November in 15 US-Bundesstaaten, darunter Kalifornien und Texas, ist das innerparteiliche Rennen um die Kandidatur nach dem Ausscheiden von Nikki Haley bei den Republikanern gelaufen.

And the Winner is: Donald J. Trump!

Da Trump den Finanzmärkten als Wirtschaftskrieger und NATO-Skeptiker noch gut in Erinnerung ist, dürften im Falle seines Sieges (noch) turbulentere Zeiten auf die Wirtschaftswelt und die Geopolitik zukommen.

Aber auch ein anderer Faktor spielt in diesem Zusammenhang eine große Rolle: Trump hat bereits mehrfach angekündigt, US-Notenbankchef Jerome Powell so schnell wie möglich aus seinem Amt zu entfernen oder zumindest massiven Druck auf die Fed auszuüben, die Kreditkosten wieder zu senken.

Trumps Meinung nach leiden Millionen von Amerikanern unter unbezahlbaren Zinsen für Studentendarlehen, Hypotheken, Autos und Kreditkarten.

Das man den Einfluss des Weißen Hauses auf die US-Geldpolitik nicht unterschätzen darf, zeigte der plötzliche Sinneswandel des amtierenden Fed-Chefs in Sachen Inflationsbekämpfung durch Zinsanhebungen und eine Reduzierung der Fed-Bilanz.

Gegen beides hatte sich Jerome Powell lange Zeit gesträubt und die Inflation als „temporary“, also vorübergehend bezeichnet.

Erst nachdem Präsident Joe Biden insistierte, startete die Fed den aggressivsten geldpolitischen Straffungszyklus seit mehr als 40 Jahren.

Aktuell führt Donald Trump, der für eine lockere Geldpolitik und wie Biden für eine massive Ausweitung der Staatsverschuldung steht, vor dem Amtsinhaber. Dessen Beliebtheitswerte sind zuletzt u. a. wegen des Nahost-Konflikts wieder deutlich gesunken (Quelle: RealClearPolitics):

Zufriedenheit vs. Unzufriedenheit mit der Amtsführung v. Joe Biden

Die zum Teil völlig entgegengesetzten geopolitischen Ansichten des Demokraten Biden und des Republikaners Trump erhöhen die Unsicherheit zusätzlich. Dies gilt sowohl für den Russland-Ukraine-Krieg als auch für den Nahost-Konflikt.

Der "Sichere Hafen" Gold dürfte im Falle eines Wahlsiegs Donald Trumps weiter haussieren, so wie bei seiner letzten Amtszeit.
Autor: Hannes Zipfel
Ökonom
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