Gold: 2.165,00 € 0,98 %
Silber: 24,88 € 0,89 %
Stand: 17.04.2023 von Hannes Zipfel
Der jüngste Anlauf des Goldpreises auf sein Allzeithoch scheiterte bereits am Freitag nach der Veröffentlichung von Konjunkturzahlen aus den USA. Auch in dieser Woche stehen wichtige Datentermine auf der Agenda. Sie könnten über einen Ausbruch oder einen nochmaligen signifikanten Rücksetzer der Notierungen des gelben Edelmetalls entscheiden.
Goldpreis braucht für Allzeithoch neue Impulse

Kursrelevante Termine in dieser Woche für Gold, Silber & Co.:

  • Montag: US-NAHB-Immobilienmarkt-Index (für April (e: 44 | März 44), Rede EZB-Präsidentin Christine Lagarde zur aktuellen Geldpolitik (17:00 Uhr MESZ)
  • Dienstag: Bruttoinlandsprodukt (BIP) China für Q1‘2023 ggü. Vorjahresquartal (e: 4,0 % | Q4’22: 2,9 %), ZEW-Konjunkturerwartungen Deutschland für April (e: 15,3 | 13,0), US-Baubeginne März in Mio. (e: 1,4 | Feb.: 1,45)
  • Mittwoch: Verbraucherpreise Eurozone im März (e: 6,9 % | vorl.: 6,9 %), Konjunktureinschätzung der US-Notenbank (Beige Book) für April (20:00 Uhr MESZ)
  • Donnerstag: Erzeugerpreisindex Deutschland für März ggü. Vorjahresmonat (e: 9,8 % | 15,8 %), Philly Fed -Herstellungsindex für April (e: -19,2 |-23,2), US-Konjunkturfrühindikatoren für März (e: -0,6 | Feb.: -0,3)
  • Freitag: Einkaufsmanager-Index (EMI) verarbeitendes Gewerbe Deutschland für April (e: 457,7 | 44,7), EMI Deutschland Dienstleistungssektor für April (e: 53,3 | 53,7), US-Terminmarktdaten der Aufsichtsbehörde CFTC zu Gold und Silber (COT-Reports)

Weitere Daten-Termine, Details zu den Prognosen sowie historische Zeitreihen finden Sie hier.

Knapp daneben ist auch vorbei

Bis aus knapp 2.050 US-Dollar konnte der Goldpreis in US-Dollar pro Feinunze (31,1 g) am Spotmarkt vor der Eröffnung der US-Börsen am Freitag zulegen. Das war der höchste Stand seit März 2022 und nur noch 1,2 Prozent vom Allzeithoch bei 2.075 US$/Unze entfernt, dass am 7. August 2020 intraday erreicht wurde. Doch dann folgten Daten zu der Inflationserwartung der US-Verbraucher, die deutlich über den Vorabschätzungen lagen und die Hoffnung eine kurzfristige Zinswende schmälerten.

Die jüngsten Preisanstiege bei Gold, aber auch bei Silber, Platin und Palladium waren getragen von eben diesen „Zinsfantasien“.

Dennoch konnte der Goldpreis nach einem Kursrutsch zum Börsenschluss die Marke von 2.000 US-Dollar zurückerobern, wenn auch nur knapp.

Mit den heute veröffentlichten besser als erwarteten Daten zum U.S. Empire State Manufacturing Index, der die Lage im produzierenden Gewerbe im Bundesstaat New York misst, wurde diese Marke wieder unterschritten.

Goldpreis in US-Dollar 17.04.2023

Ob es nun zu einer zeitlich und prozentual ausgedehnteren Korrektur beim Goldpreis und den Weißmetallen (Silber, Palladium und Platin) kommt, hängt neben den Daten zum Wirtschaftswachstum und der nun beginnenden Ertragsberichtssaison der großen Aktiengesellschaften zum 1. Quartal 2023 vor allem von der Erwartung der Marktteilnehmer ab, wann die Zentralbanken ihre Geldpolitik wieder umkehren (müssen).

Aktuell gehen die Annahmen hier weit auseinander, wie der Vergleich zwischen den Leitzinsprognosen der US-Notenbanker (blaue Linie) und den Anlegern am Zins-Terminmarkt offenbart.

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Empirisch betrachtet lagen die Finanzmarktteilnehmer überwiegend richtig, wohingegen die Notenbanker zu zögerlich agierten – in der Fachsprache „hinter der Kurve“.

Verbraucherpreise bleiben hartnäckig hoch

Trotz einer weltweiten Abkühlung der Wirtschaft, hier anhand des globalen Einkaufsmanager-Index für die Industrie verdeutlicht, hält sich die Inflation in einigen Bereichen hartnäckig hoch. Vor allem Lebensmittelpreise, Mieten und Transportkosten tragen mit dazu bei.

(Werte unter 50 signalisieren Abschwung, Quellen: IHS Markit, J.P. Morgan Chase`s):

Global PMI - IHS Market and JPMorgan Chase

Gleichzeitig bleiben vor allem die Kerninflationsraten in den USA mit aktuell 5,6 Prozent und in der Eurozone (HVPI) mit sogar 7,5 Prozent (Quelle: Eurostat) weiterhin hoch und bewegen sich sogar auf zyklischen Höchstständen (Quellen: Eurostat, Investing.com):

Kerninflationsraten der USA und der Eurozone (HVPI)

Für die Zentral- und Notenbanken ergibt sich aus dieser Gemengelage eine Zwickmühle.

Wie bereits in der Vergangenheit werden die Zentralbanken auf diese zunächst mit Passivität reagieren und erst aktiv im Sinne einer geldpolitischen Kehrtwende werden, wenn ein erneuter, noch größerer Unfall im Finanzsystem geschieht.

Die Krise bei den britischen Pensionsfonds, der Credit Suisse und kleineren US-Banken reichte offenbar noch nicht aus.

Am 3. Mai will die US-Notenbank (FED) ihren Leitzins noch ein letztes Mal um 0,25 Prozentpunkte auf ein Leitzinsband von 5,00 bis 5,25 Prozent erhöhen (effektiv ca. 5,125 %) und dann abwarten.

Die Europäische Zentralbank (EZB) will am Tag darauf ebenfalls einen Zinsschritt in Höhe eines Viertelprozentpunktes vornehmen, auf einen Leitzins von dann 3,75 Prozent p a.

Einige EZB-Rats-Mitglieder wollen in Anbetracht der hartnäckig hohen Kerninflation sogar einen „großen Zinsschritt“ um 0,5 Prozentpunkte auf dann 4,0 Prozent Leitzins wagen.

Und dass, obwohl gerade jetzt die Staatsschulden weltweit wegen höheren Rüstungsausgaben, Sanktionskosten, Nachwehen der Pandemieeinschränkungen und der energiepolitischen Wende weiter steigen:

US-Haushaltsdefizit explodiert - US-Staatsverschuldung

Damit stellt sich das Umfeld für Anleger, auch aus geopolitischen Gründen (Thema Taiwankonflikt), weiterhin so dar, dass eine Beimischung von Edelmetallen im Gesamtvermögensmix Sinn macht.

Autor: Hannes Zipfel
Ökonom
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von digitalis | 18.04.2023, 15:56 Uhr Antworten

Sinn macht es auch ein Konto bei einer Bank zu haben, die mindestens genügend Geldautomaten (mit vernünftigen Öffnungszeiten) bereitstellt, besser noch Auszahlung großer Beträge am Schalter anbietet. Das ist derzeit selten und teuer, aber unter Umständen besser als auf dem Grat zwischen 1 und 0 zu balancieren.

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