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Stand: 08.04.2024 von Jörg Bernhard
Der Goldpreis generiert Rekordhochs wie am Fließband und viele Edelmetallexperten rätseln über die Gründe. Der Handel von Goldmünzen fällt als potenzielle Ursache für die Rallye allerdings aus. Dort herrscht nämlich seit Wochen eher Verkaufsdruck.
Trotz bzw. wegen Rekordlaune – Absatzflaute bei Goldmünzen

Absatzeinbruch bei American Gold Eagles

Den besten Beleg für das maue Geschäft mit Goldmünzen liefert die nationale Münzprägeanstalt der Vereinigten Staaten – die US Mint. Nachdem im Januar noch 123.000 Feinunzen Gold in Form von Goldmünzen der Marke „American Eagles“ ausgeliefert wurden, brach dieser Wert im Februar auf 19.500 Unzen ein.

Im März gab es einen weiteren Rückgang auf 12.000 Feinunzen zu vermelden, was dem niedrigsten Absatz seit Dezember 2022 entsprach. Gegenüber der vergleichbaren Vorjahresperiode sind für die Monate Januar (minus 25 Prozent), Februar (minus 66 Prozent) und März (minus 94 Prozent) massive Rückgänge verbucht worden.

Damit stellte sich im ersten Quartal 2024 ein Minus von 65 Prozent p.a. ein.

Mit dem Interesse an australischen Goldmünzen und Münzbarren ging es ebenfalls steil bergab. So meldete zum Beispiel die Perth Mint für den Monat März bei Gold ein stark nachlassendes Kaufinteresse.

Mit 16.442 verkauften Feinunzen Gold stellte sich gegenüber dem Vormonat ein Einbruch um 65 Prozent und auf Zwölfmonatssicht sogar ein Minus von 80 Prozent ein.

Noch schlechter lief das Geschäft letztmals im Juni 2019.

Nur zur Erinnerung: Im November 2022 lieferten die Australier noch über 180.000 Feinunzen Gold aus.

Deutsche Edelmetallhändler vermelden ebenfalls verstärkte Gewinnmitnahmen bei Goldbarren und -münzen. Mittlerweile sind die Verkäufer eindeutig in der Überzahl, wodurch sich das Angebot verfügbarer Ware deutlich erhöht hat.

Deshalb brach der Bedarf an frisch geprägten Goldmünzen regelrecht ein, schließlich spielt es für die meisten Goldkäufer keine Rolle, ob die Goldmünze „fabrikneu“ ist oder in den Jahren zuvor produziert wurde und gut erhalten (frei von Kratzern oder Flecken) ist.

Entscheidend ist in erster Linie das Feingewicht, schließlich gelten „neue“ Münzen bereits im nächsten Jahr als „alt“.

Goldbarren teurer als Goldmünzen!

Die massive Verkaufswelle hat dazu geführt, dass sich die Aufgelder für Goldbarren und Goldmünzen derzeit – historisch betrachtet – auf einem extrem niedrigen Niveau bewegen (siehe Chart). Normalerweise erhalten Goldkäufer bei identischem Feingewicht bei Barren mehr Gold für ihr Geld als bei Münzen. Gegenwärtig greift diese vermeintliche Gesetzmäßigkeit allerdings nicht, so dass derzeit das genaue Gegenteil der Fall ist.

Ein weiterer Beweis, dass wir derzeit alles andere als „normale“ Zeiten erleben.

Eines sollten Anleger derzeit aber nicht außer Acht lassen: Bei einigen großen in Deutschland aktiven Goldhändlern beläuft sich bei den besonders liquide gehandelten Krügerrand 1 oz Münzen die Differenz zwischen An- und Verkaufspreis auf über 100 Euro.

Gold Aufgeld EntwicklungQuelle: GOLD.DE Entwicklung der Aufgelder

Ausblick für die laufende Woche

Der Goldpreis spürt derzeit offensichtlich weiterhin einen starken Drang nach und produziert Rekordhochs en masse. Mit Spannung warten die Marktakteure nun auf aktuelle Zahlen zur Entwicklung der US-Inflation im März.

Diese stehen am Mittwoch zur Bekanntgabe an.

Laut von Trading Economics veröffentlichten Umfragen unter Analysten soll sich die jährliche Inflationsrate von 3,2 auf 3,4 Prozent beschleunigt haben. Bei der Kerninflation wird hingegen ein leichter Rückgang von 3,8 auf 3,7 Prozent p.a. prognostiziert.

Sollten diese Zahlen höher als erwartet ausfallen, wäre dies – zumindest theoretisch – eher schlecht für den Goldpreis. Doch die Vergangenheit hat eindrucksvoll aufgezeigt, dass Korrelationen derzeit nicht wie gewohnt funktionieren.

Am Donnerstag werden dann folgende Termine für erhöhte Aufmerksamkeit sorgen: die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (14.15 Uhr) sowie die anschließende Pressekonferenz (14.45 Uhr).

Des Weiteren dürften sich die Akteure an den Goldmärkten aber auch für die Bekanntgabe der aktuellen US-Produzentenpreise stark interessieren. Diese sollen sich auf Monatssicht von 0,6 auf 0,3 Prozent verlangsamt haben, während bei der Kernrate ein Rückgang von 0,3 auf 0,2 Prozent erwartet wird.

Aus charttechnischer Sicht kann man dem Goldpreis mit Blick auf den Relative-Stärke-Index (83,4 Prozent) gegenwärtig eine stark überkaufte Lage attestieren. Ein Rückschlag unter 70 Prozent würden Chartisten als Verkaufssignal interpretieren.

Autor: Jörg Bernhard
Freier Wirtschaftsjournalist
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von Apologet | 15.04.2024, 12:25 Uhr Antworten

Gold wird wie die russischen Metalle für den Privatgebrauch verboten werden, ab Stichtag, im Interesse der nationalen Sicherheit. Wer sein jahrealtes Gold loswerden will und keinen Herkunftsnachweis hat, bleibt drauf sitzen oder bekommt, nach eidesstattlicher Erklärung, einen Trostpreis. Wie? 1. Referentenentwurf, 2. Gesetz. Dann Digitalwährung.

4 Antworten an Apologet anzeigen
von Werner | 10.04.2024, 08:12 Uhr Antworten

Juni 2019 war kein schlechter Zeitraum zum Kaufen.
Guter Beitrag, ich habe mich gewundert über diese Entwicklung.

8 Antworten an Werner anzeigen

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