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Stand: 01.05.2021 von Hannes Zipfel
Die Wertentwicklung des äußerst seltenen Edelmetalls ist atemberaubend. In den letzten fünf Jahren hat sich der Preis verdreißigfacht. Was sind die Gründe für diesen enormen Anstieg? Wofür wird Rhodium benötigt und wie kann man darin investieren?
Rhodium: Der Überflieger unter den Edelmetallen

Selten, ästhetisch und nützlich - Rhodium

Rhodium (Rh) ist ein silberweißes, oft leicht rosafarbenes Edelmetall der Platingruppe (PGM). Es verdankt seine Bezeichnung dem Farbschimmer, den viele Rhodiumverbindungen aufweisen. Der Name des Edelmetalls leitet sich vom griechischen „rhodeos“ (Rosa/Rose) ab.

Rhodium wurde 1803 von dem englischen Chemiker und Physiker William Hyde Wollaston entdeckt. Er behandelte Rohplatin mit Königswasser, einem Gemisch aus Salzsäure und Salpetersäure. Die ungelösten Rückstände isolierte er zu einem rosaroten Metall, das deutlich härter ist als Platin.

Rhodium ist eines der seltensten Metalle der Welt.

Das Edelmetall reflektiert Licht sehr stark und ist gegen Korrosion und Oxidation beständig. Es weist zudem eine hohe katalytische Aktivität auf. Seine Wärmeleitfähigkeit, seine elektrische Leitfähigkeit sowie sein Reflexionsvermögen sind höher als bei Platin und Palladium, weshalb es auch für Schmuck und Edelgeschirr verwendet wird.

Rhodium ist ein sehr beliebter Rohstoff in der Industrie und das teuerste Edelmetall der Platingruppe. Diese umfasst neben Rhodium auch Palladium, Ruthenium, Iridium, Osmium und Platin.

Rhodium wird aufgrund seiner Eigenschaften hauptsächlich in Katalysatoren in der chemischen Industrie und zur Reinigung von Motoremissionen (Stickoxide) verwendet. In der Schmuckindustrie und zur Herstellung von Besteck ist es als Veredelungsmetall beliebt. Auch als Überzug für Brillengestelle oder Uhren kommt Rhodium zum Einsatz. Es verhindert das Anlaufen des Metalls, verleiht ihm einen besonderen Glanz und Härte. Dies ist vor allem bei Schmuck aus Silber oder Weißgold wichtig.

Der Vorgang des Beschichtens von Materialien mit Rhodium wird „Rhodinieren“ genannt.

Zusammen mit Palladium wird Rhodium aber hauptsächlich als Mischgewebe in Fahrzeug-Katalysatoren für Otto-Motoren (Benziner) eingesetzt. Auch in Zündkerzenelektroden und Bildschirmdisplays kommt das äußerst seltene Edelmetall zur Anwendung. Laut S&P Global Platts stammen mehr als 80 Prozent der weltweiten Nachfrage nach Rhodium aus der Automobilindustrie.

Seit dem Dieselskandal im Jahr 2015 verlagerte sich die Nachfrage zunehmend weg von Dieselfahrzeugen in Richtung Benziner. Platin, das hauptsächlich in Katalysatoren für Dieselfahrzeuge genutzt wird, war der Verlierer dieser Entwicklung.

Rhodium und Palladium profitierten hingegen stark von der Nachfrageverschiebung zugunsten der mit Otto-Motoren angetriebenen Fahrzeuge.

Diese Entwicklung erklärt auch den parallelen Preisanstieg von Rhodium und Palladium. Aufgrund seiner relativen Knappheit fiel der Preisanstieg bei Rhodium jedoch fast zehnmal höher aus. Während der Palladiumpreis in der vergangenen Dekade um immerhin 340 Prozent zulegen konnte, verzeichnete der Preis für Rhodium einen Anstieg von 3.180 Prozent und erreichte ein neues Allzeithoch. Seit 2019 ist Rhodium das Edelmetall mit dem dynamischsten Preisanstieg.

Rhodium - Preis - Chart

Im Zuge der jüngsten Preisentwicklung stieg Rhodium zur Nummer vier der wertvollsten Metalle auf:

  1. Californium 252 (22 Mio. EUR pro Gramm)

  2. Plutonium (4200 EUR pro Gramm)

  3. Osmium (1.486 EUR pro Gramm

  4. Rhodium (780,46 EUR pro Gramm)

  5. Iridium (170,48 pro Gramm)

  6. Palladium (78,25 EUR pro Gramm)

  7. Gold (47,07 EUR pro Gramm)

  8. Silber (0,70 EUR pro Gramm)

Knappes und stagnierendes Angebot

Das weltweite Angebot an Rhodium betrug 2020 lediglich 18,1 Tonnen.

Im Vergleich dazu standen im letzten Jahr 170 Tonnen Platin, 297 Tonnen Palladium und 3.760 Tonnen Gold zur Verfügung.

Trotz eines weltweit stagnierenden und zuletzt sogar sinkenden Angebots hat die Nachfrage nach Rhodium v. a. in der Automobilindustrie im Laufe der Zeit deutlich zugenommen. Bereits im Jahr 2019 existierte laut dem Edelmetallspezialisten Heraeus aus Hanau ein Angebotsdefizit in Höhe von 622 kg. Im Jahr 2020 betrug dieses bereits gut 1,7 Tonnen.

Rhodium Angebots Chart Weltweit 2010 - 2020

Vor allem die technisch veralteten Minen in Südafrika, die den überwiegenden Teil der weltweiten Rhodium-Versorgung sicherstellen, wurden im letzten Jahr besonders hart von den Shutdowns getroffen. Die Rhodium-Produktion des Landes reduzierte sich im Jahr 2020 um 24 Prozent.

Dies war der größte Rückgang aller Platinmetalle.

Neben den mit COVID-19 verbundenen Förderstörungen haben auch die Unterbrechungen der Stromversorgung im Zusammenhang mit dem Energieversorger Eskom zu dem Produktionsengpass beigetragen. Südafrikas staatseigener Stromkonzern Eskom sichert rund 95 Prozent des Energiebedarfs des Landes. Das Rhodium-Angebot aus Russland, dem zweitgrößten Produzenten der Welt, Simbabwe und Kanada schrumpfte bzw. stagnierte im vergangenen Jahr ebenfalls.

Rhodium kommt nur selten in der Natur vor und wird lediglich als Nebenprodukt bei der Nickel- und Platinproduktion gewonnen. Da die Platinnachfrage unter dem Dieselskandal litt und die Produktion gedrosselt wurde, Rhodium aber vom Dieselskandal profitierte, entstand schnell ein Angebotsdefizit bei Rhodium.

Die Experten von Metals Focus rechnen auch in diesem Jahr wegen strengerer Emissionsanforderungen und der massiven Subventionierung von Automobilen zur Konjunkturbelebung mit einem erneuten Angebotsdefizit bei Rhodium.

Die Produktion sollte sich aber ebenfalls, einhergehend mit wieder steigenden Platinpreisen signifikant erholen.

Enger Markt mit hohen Preisschwankungen

Ein wesentlicher Grund für die starke Preisexplosion in den letzten Jahren war das stagnierende und im letzten Jahr sogar einbrechende Produktionsvolumen bei Rhodium und die geringe Liquidität des Marktes. Generell weist das Metall eine deutlich höhere Volatilität als seine Schwestermetalle auf, da der überwiegende Teil des Angebots von der Industrie über langjährige Lieferverträge absorbiert wird.

Der tägliche Handel an den Börsen findet nur mit einem Bruchteil der überirdisch verfügbaren Menge des ohnehin sehr knappen Rohstoffs statt. Bereits kleine Veränderungen bei der Nachfrage und dem Angebot wirken sich stark auf die börsentägliche Preisentwicklung aus.

Außerdem existiert für Rhodium kein Terminmarkt, der für zusätzliche Liquidität sorgen könnte.

Ein an Bedeutung gewinnender Faktor für die Preisbildung bei Rhodium sind die sogenannten „Papier-Rhodium-Investments. Das sind börsengehandelte Wertpapiere, die mit Rhodium oder Rhodium-Forderungen hinterlegt sind. Wie bei allen knappen Rohstoffen können größere Zu- oder Abflüsse von Anlegergeldern in diese Anlageinstrumente die Preise stark in Bewegung bringen.

Die Notierungen werden in US-Dollar pro Unze angegeben und weltweit börsentäglich als einheitlicher „Spot-Preis“ ausgewiesen.

In Rhodium investieren

Rhodium ist kein traditionelles, sondern eher ein exotisches Anlagegut, das eine besonders intensive Beschäftigung mit dem Metall voraussetzt, um den Anlageerfolg zu gewährleisten.

Die starke Abhängigkeit des Rhodium-Preises von der Nachfrage des Automobilsektors macht eine klare Meinung über die zukünftige Entwicklung dieser Branche zur notwendigen Voraussetzung für eine Anlageentscheidung.

Zudem sollten Anleger die wenigen Produktionsstandorte im Auge behalten. Da Rhodium lediglich als Nebenprodukt bei der Nickel- und Platinproduktion anfällt, darf das Edelmetall nicht isoliert betrachtet werden. Die steigenden Preise bei Platin und Nickel wirken sich auch auf die Attraktivität der Produktion aus und können indirekt auch das Rhodium-Angebot erhöhen.

Als Beschichtungsmetall für Schmuck, Geschirr, Spiegel und Glas befindet sich die Nachfrage in einem stabilen Aufwärtstrend. Bei den Verbrennungsmotoren wird von den Analysten von Focus Metals für die nächsten Jahre eine Verlangsamung des Wachstums zugunsten alternativer Antriebe prognostiziert, was auch die Rhodium-Nachfrage in Katalysatoren und Zündkerzen tangiert.

Für Anleger gibt es mehrere Möglichkeiten, in Rhodium zu investieren. Physisch sind jedoch kaum noch Produkte am Markt erhältlich. Möglichkeiten sind:

Bei Barren, Münzen und Pulver aus Rhodium fallen zusätzlich zum Produktpreis 19 Prozent Umsatzsteuer an. Erträge aus ETFs und ETCs unterliegen ggf. der Abgeltungsteuer.

Wichtige Hinweise für Rhodium-Investments

  • Relativ geringes tägliches Handelsvolumen

  • Kein Handel an Terminmärkten

  • Preis hängt stark von Industrienachfrage und Angebot ab

  • Physisch in Barrenform und als Münzen erhältlich

  • Wird auch als Pulver angeboten (Rhodium-Sponge)

  • Investitionen auch in „Papier-Rhodium“ möglich (ETFs, ETCs)

  • Höhere Preisschwankungen als bei anderen Edelmetallen

  • Rhodium ist Mehrwertsteuerpflichtig (akt. 19 Prozent)

  • WKN: COM018, ISIN: XY0101622766

Rhodium-Pulver

Der Handel von Rhodium in Pulverform hat seinen Ursprung in dem hohen Schmelzpunkt bei 1.964 °Celsius und damit 900 °Celsius höher als bei Gold. Das macht die Verarbeitung von Rhodium aufwendig und teuer. Das gilt auch für den Rückkauf: So müssen Rhodium-Barren zunächst oft erneut aufwendig zu sogenanntem Rhodium-Sponge (Pulver) zurückverarbeitet werden, bevor das Metall für die Industrie wieder nutzbar ist.

Pulver-Produkte für Anleger haben sich mittlerweile gut etabliert und wurden standardisiert. Das Rhodium-Sponge wird in versiegelte Safebags mit einer Reinheit von 999/1000 verpackt, versiegelt und zu Einheiten von z. B. 50 oder 100 Gramm verkauft. Ein bekannter Anbieter von Rhodium-Pulver ist die Pforzheimer Scheideanstalt Heimerle + Meule.

Für Anleger wichtig ist, dass der Verkäufer des Pulvers bei unbeschädigtem Siegel auch einen Rückkauf anbietet. Der Rhodium-Barren ist die für Anleger bekannteste Form, das Pulver ist hingegen direkt zur industriellen Weiterverarbeitung geeignet.

Fazit

Die Perspektiven für den Rhodiumpreis sind stark von der industriellen Nachfrage abhängig. Sollte, wie prognostiziert, die Automobilproduktion auch bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren mittelfristig weiter steigen, würde dies zu einem fortgesetzten Angebotsdefizit bei Rhodium führen. Da es zudem keinen Terminmarkt für Rhodium gibt, sind Spekulationen auf fallende Preise via Leerverkäufe auf Termin nicht möglich.

Wie im vergangenen Jahr gut zu beobachten war, können kurzfristige Nachfrageveränderungen, zum Beispiel durch einen Einbruch im Automobilsektor, die Kurse des Edelmetalls stark belasten. Das Gleiche gilt im Gegenzug für die Nachfrage durch ETFs und ETCs.

Die Angebotsseite liegt bei nur wenigen Tonnen pro Jahr, womit bereits geringe Nachfrageveränderungen den Preis deutlich beeinflussen können.

Rhodium ist nicht nur eines der teuersten Metalle der Welt, sondern auch eines mit dem schwankungsintensivsten Preis. Diese Volatilität macht es auch für Spekulanten interessant. Als Beimischung in einem breiten, mittelfristig orientierten Portfolio kann Rhodium nach sorgfältiger Recherche und Risikoabwägung eine sinnvolle Ergänzung sein.

Autor: Hannes Zipfel
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von Spongebob | 01.05.2021, 14:12 Uhr Antworten

Ein Metall dessen Preis bei Verknappung steigt? Genial! Muss ich haben! Und wenn ich mit so einem Beutel in eine Kontrolle komme?
Danke für den Vergleich ;)

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