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Stand: 04.09.2024
GOLD.DE informiert: Warum Gold Recycling wichtig ist, welche Verfahren es gibt, wie die Märkte funktionieren. Wo man recyceltes Gold kaufen kann und wo Deutschlands größter Altgold-Schatz wirklich liegt.
Gold & Recycling: Fakten, Verfahren, Märkte
Das Wichtigste in Kürze
  • 1.237,3 Tonnen Gold wurden 2023 recycelt
  • Deutliche Zunahme um 9 % ggü. 2022 wegen höherer Preise und Finanznot
  • Entspricht 25 % des gesamten Goldangebotes weltweit (4.898,8 Tonnen)
  • Weit unter dem bisherigen Höchstwert von 2009 mit 1.728 Tonnen
  • Scheideanstalten recyceln Gold aus Altgold und Elektroschrott

Aktuelle Recyclingmenge weltweit

1.237,3 Tonnen Gold wurden im Jahr 2023 weltweit recycelt. Diese Zahl veröffentlichte der World Gold Council, die Lobbyorganisation der Goldminenindustrie.1 Damit stellt Recyclinggold einen erheblichen Anteil auf dem Weltmarktangebot. Denn 25 % der insgesamt 4.898,8 Tonnen Gold, die 2023 auf den Weltmarkt gelangten, stammten aus dem Recycling. Der Rest ist neu gefördertes Minengold:

Goldrecycling Goldrecycling: Anteil am Gesamtangebot auf dem Weltmarkt 2023

Markt und Entwicklung

Die aktuelle Recyclingmenge von 1.237,3 Tonnen entspricht einer Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 9 Prozent, v. a. wegen attraktiverer Ankaufspreise. Im Vergleich der letzten zehn Jahre erreichte das des Recyclingvolumen des Gesamtjahres 2023 den dritthöchsten Stand:

Goldrecycling: Vergleich der Jahresmengen Goldrecycling: Vergleich der Jahresmengen 2014 - 2023

Die obige Grafik stellt die Goldpreisentwicklung und das Recyclingvolumen direkt gegenüber. Dass die Recyclingmenge in 2022 trotz relativ hohem Goldpreisniveau unter dem Schnitt der letzten Jahre liegt, führen die Analysten des WGC darauf zurück, dass es in 2022 wenig Grund gab, Altgold aus wirtschaftlicher Not heraus zu verkaufen. Eine Begründung, der man angesichts hoher Inflation, Ukraine-Krieg oder Corona-bedingter Betriebsschließungen nur bedingt folgen mag. Als weiteren Grund führt der WGC an, dass Altgold-Bestände in privater Hand nur noch begrenzt vorhanden seien. 

Eher wahrscheinlich ist, dass im Jahr 2022 der Überfall Russlands auf die Ukraine das Festhalten an Gold stark motivierte, wohingegen es 2023 bereits einen Gewöhnungseffekt diesbezüglich gab und sich gleichzeitig die wirtschaftliche Situation deutlich verschlechterte.

Die bisherige Höchstmenge an Recycling-Gold wurde 2009 erreicht mit 1.728 Tonnen. Das entsprach damals 42 Prozent des Gesamtangebots auf dem Weltmarkt, ebenfalls Rekordwert:

Jahr Recyclingmenge (in t)
2009 1.728,0 t
2010 1.671,1 t
2011 1.626,1 t
2012 1.637,1 t
2013 1.197,0 t
2014 1.131,5 t
2015 1.069,6 t
2016 1.232,7 t
2017 1.111,4 t
2018 1.132,2 t
2019 1.273,2 t
2020 1.292,3 t
2021 1.136,2 t
2022 1.144,1 t
2023 1.237,3 t
Quelle: World Gold Council1

Stichwort Nachhaltigkeit: Verglichen mit dem Rekordwert von 2009 stellt die Recyclingmenge von 2023 einen Rückgang von 28,4 Prozent dar. Umgekehrt erreichte die Fördermenge der Minen in 2023 mit 3.644,4 Tonnen fast einen Rekordwert. 

Details unter: Aktuelle Goldförderung - Zahlen und Fakten

Was ist überhaupt Goldrecycling?

Im allgemeinen Sprachgebrauch bezeichnet Goldrecycling jede Art der Goldgewinnung aus nicht mehr handelbaren Produkten, die Gold enthalten. Als Synonym wird auch der Begriff "Urban Mining" gebraucht.

Die Definition des World Gold Council ist allerdings enger gefasst. Demnach gilt als recyceltes Gold nur jenes, für welches explizit bezahlt wurde. Dies ist etwa der Fall, wenn jemand Goldschmuck oder Zahngold an einen Altgold-Ankäufer veräußert oder Scheideanstalten goldhaltigen Elektroschrott ankaufen. Werden aus diesem Gold neue Produkte hergestellt, spricht der World Gold Council von "recyceltem" Gold.

Bringt dagegen jemand seinen alten Goldring zum Goldschmied und lässt sich daraus ein neues Schmuckstück anfertigen, dann handelt es sich nach dieser Definition nicht um Goldrecycling. Auch Gold, das in industriellen Produktionsprozessen als Rest anfällt und dann vom selben Unternehmen erneut genutzt wird, gilt zwar im allgemeinen Sinn als wiederverwendet (Kreislaufwirtschaft), ist aber nach der WGC-Definitionen kein Recycling-Gold.

Warum macht man Goldrecycling?

Zwar ist Gold-Recycling ein industrieller Prozess mit entsprechendem Energieaufwand, dennoch ist die Umweltbilanz deutlich besser als bei neu geschürftem Gold aus Minen.

Der wichtigste Faktor für das Angebot an recyceltem Gold ist dabei der Goldpreis. Bei einem niedrigen Preis ist es für Goldbesitzer weniger lukrativ, sich von ihrem Edelmetall zu trennen. Umgekehrt setzen hohe Preise stärkere Verkaufsanreize.

Neben dem Goldpreis können auch finanzielle Engpässe (Liquiditätsbedarf) Anlass sein, Schmuck, Münzen oder Barren zu verkaufen. Nicht umsonst gilt das gelbe Edelmetall als Notgroschen.

Goldrecycling Goldrecycling: Umweltbilanz besser als bei Minengold

Im Jahr 2009 trafen beide Faktoren gleichzeitig zusammen: Unmittelbar nach der Finanzkrise 2007/2008 hatte sich die wirtschaftliche Situation weiter Bevölkerungsteile verschlechtert, insbesondere in den USA. Zugleich erreichte der Goldpreis mit 972,35 US-Dollar einen neuen historischen Höchststand. Die Folge: Ein Rekordvolumen beim Goldrecycling von 1.728 Tonnen - die bisher höchste Menge überhaupt.

Wo wird Gold recycelt?

Für das Recycling von Gold und anderen Edelmetallen sind Scheideanstalten zuständig. Bekannte deutsche Scheideanstalten sind zum Beispiel:

Unter den deutschen Städten gilt dabei Pforzheim als wichtiges Zentrum der Edelmetallscheidung.

International wird das Goldrecycling von Scheideanstalten und Raffinerien mit Sitz in der Schweiz dominiert. Hier sitzt der globale Marktführer Valcambi, aber auch weitere große Namen wie Metalor, PAMP Suisse und Argor Heraeus sind hier zu finden.

Gold-Recycling geschieht auch durch große Unternehmen wie Umicore, die in verschiedenen Ländern Scheideanstalten unterhalten, oder durch Goldraffinerien, die auch Rohgold aus Goldminen verarbeiten. Zu diesen Raffinerien zählen die Rand Refinery in Südafrika und die Perth Mint in Australien.

Verfahren und Prozesse

Für die Goldrückgewinnung kommen unterschiedliche Verfahren oder Prozesse zum Einsatz:

  • Bei der mechanischen Aufbereitung wird das Scheidgut geschreddert, gemahlen und gesiebt, um eine homogene Struktur zu erhalten.
  • Das Pyrolyseverfahren besteht aus einer Kombination aus Veraschung des Scheideguts bei hohen Temperaturen und anschließender Einschmelzung.
  • Beim nasschemischen oder Aufschluss-Verfahren wird das Gold zunächst mit einer Mischung aus Salz- und Salpetersäure (Königswasser) gelöst, dann mit Schwefeldioxid reduziert und schließlich mittels Elektrolyse wieder isoliert.
  • Das Amalgamverfahren ist seit der Antike bekannt und zeichnet sich durch eine sehr einfache Technik ohne komplexe Anlagen aus. Heute wird es fast nur noch im Kleinbergbau angewendet, insbesondere in Lateinamerika, Afrika und Asien. Aufgrund der starken Belastung durch Quecksilber spielt es in der modernen Kreislaufwirtschaft kaum noch eine Rolle.
  • Die Cyanidlaugung (Cyanid-Leaching) wird seit Ende des 19. Jahrhunderts industriell eingesetzt. Sie ist global verbreitet und zeichnet sich durch eine sehr hohe Ausbeute von über 95 % aus. Trotz der Effizienz ist das Verfahren umstritten, da es stark von hochgiftigem Cyanid abhängt und bei Leckagen große Risiken birgt.
  • Das Verfahren mit Königswasser (Aqua Regia) ist seit dem Mittelalter bekannt und findet vor allem im sogenannten Urban Mining Anwendung, etwa bei Elektronikschrott und in der Edelmetallverarbeitung. Es überzeugt durch seine hohe Auflösungskraft auch für andere Edelmetalle wie Platin und Palladium, erfordert jedoch einen hohen Aufwand bei Abgas- und Abwasserbehandlung.
  • Die Hydrometallurgie mit Trichlorisocyanursäure (TCCA) wird seit den 2000er-Jahren erprobt und ist vor allem in Asien und Europa in Pilot- und Recyclinganlagen im Einsatz. Sie gilt als umweltfreundlichere Alternative zur Cyanidlaugung, benötigt weniger Chemikalien, ist aber noch nicht weltweit etabliert und teilweise teurer.
  • Die Biolaugung (Bioleaching) nutzt Mikroorganismen zur Gewinnung von Gold. Seit den 1990er-Jahren wird das Verfahren kommerziell angewendet, insbesondere in Südamerika und Asien. Es ist sehr umweltfreundlich, benötigt wenig Energie und kommt mit kaum aggressiven Chemikalien aus. Die Prozesse sind jedoch vergleichsweise langsam und nicht für alle Materialien geeignet.
  • Die Pyrometallurgie (Schmelzverfahren) ist eines der ältesten Verfahren und wurde seit dem 19. Jahrhundert industriell modernisiert. Sie kommt global in Großhütten zum Einsatz und eignet sich besonders für stark verunreinigte Mischschrotte. Das Verfahren ist robust und skalierbar, jedoch sehr energieintensiv und CO₂-belastend.

Recyclinganteile der Verfahren (Stand 2022/23)

Verfahren / Prozesse Anteil am Recycling Besonderheiten / Kritik
Pyrometallurgie ca. 30–35 % Sehr energieintensiv, CO₂-lastig
Cyanidlaugung ca. 25–30 % Hohe Ausbeute, Cyanidrisiken
Königswasser ca. 15–20 % Hohe Auflösungskraft, hohe Umweltauflagen
Hydrometallurgie (TCCA) ca. 5–10 % Umweltfreundlicher, aber teurer
Biolaugung ca. 3–5 % Umweltfreundlich, langsam
Amalgam <1 % Heute kaum relevant, hohe Quecksilberbelastung
Globaler Goldbedarf: rund 4.700 Tonnen pro Jahr Recyclinganteil am Gesamtbedarf: ca. 25–30 % (≈ 1.200–1.400 Tonnen pro Jahr)

Altgold und Elektroschrott

Recyclingfähiges Gold lässt sich grob in zwei Kategorien einteilen:

Altgold in Form von Goldschmuck, Goldmedaillen, Zahngold, Goldbarren und Goldmünzen stellen gemeinsam ca. 90 Prozent des weltweit recycelten Goldes.

Goldschmuck ist interessant für die Wiederverwertung, da der Goldanteil hoch ist. In westlichen Ländern liegt er nicht selten bei 750 Promille, auch 18 Karat genannt. In China und Indien, den beiden mit Abstand wichtigsten Schmuckmärkten, liegt der Goldgehalt von Schmuck oft noch deutlich höher.

Goldbarren bestehen in der Regel zu über 99 Prozent aus Gold. Auch Goldmünzen weisen meist einen ähnlich hohen oder noch höheren Goldgehalt von 99,99 Prozent Goldgehalt auf. Münzen und Barren gelten aber als Anlagegold und werden daher üblicherweise gehandelt. Nur bei größeren Beschädigungen werden sie eingeschmolzen.

Zahngold war früher eine wichtige Quelle für Goldrecycling. Heute spielt es nur noch eine untergeordnete Rolle.

Edelmetall Recycling Schmelztiegel Schmelztiegel mit Altgold
Platinen Recycling Platinen und Elektroschrott enthalten Gold

Gold aus Elektroschrott macht nur einen kleinen Teil des weltweiten Recyclingvolumens aus. Im Jahr 2023 waren es rund 308 Tonnen, was etwa 6,3 Prozent des gesamten Jahresangebots entsprach. Der Schwerpunkt des Recyclings liegt weiterhin bei Schmuck, Münzen und Barren, doch die Bedeutung von Elektroschrott wächst.

Die wichtigsten Quellen sind IT-Komponenten, Telekommunikationsgeräte und Unterhaltungselektronik. Hinzu kommen zahlreiche weitere Alltagsgeräte, die goldhaltige Bauteile enthalten.

Dazu zählen Laptops, Festplatten, Drucker, Kameras, Spielkonsolen, Smartwatches und viele Haushaltsgeräte wie Kaffeemaschinen, Waschmaschinen, Kühlschränke, Mikrowellen oder Rauchmelder. Auch in Audiotechnik, Steckverbindungen und Kabeln wird Gold eingesetzt, überall dort, wo zuverlässige Leitfähigkeit und Korrosionsschutz unverzichtbar sind. Das enthaltene Gold stammt vor allem aus Bonddrähten sowie aus dünnen Vergoldungen in Kontakten, Leiterplatten und Platinen.

Im Vergleich zu Altgold ist der Ertrag gering. Aus einer Tonne Leiterplatten lassen sich lediglich einige hundert Gramm Gold gewinnen. Besonders im Fokus stehen Mobiltelefone. Ein Smartphone enthält im Schnitt 30 bis 90 Milligramm Gold, ein Laptop bis zu 0,25 Gramm.

Eine Tonne alter Handys kann mehr Gold enthalten als eine Tonne Golderz.

Studien ermitteln für Smartphones durchschnittlich rund 36 Milligramm pro Gerät. Hochgerechnet ergibt das bei allen ungenutzten Handys in Deutschland mehr als 7,3 Tonnen Altgold.

Altgold der größte verborgene Goldschatz des Landes.
So viel Gold enthält ein Handy

Ein durchschnittliches Smartphone enthält ca. 36 Milligramm Gold.

Wo kann man recyceltes Gold kaufen?

Nach der Aufbereitung findet ein Teil des Recyclinggolds wieder Zugang in das globale Angebot. Wer aus ethischen Gründen Primärgold, also kein neu gefördertes Minengold, kaufen möchte, findet am Markt entsprechende Angebote für nachhaltig hergestellte und zertifizierte Recyclinggold Produkte.

Bei Juwelieren und Goldschmieden gewinnt Schmuck aus Recyclinggold kontinuierlich an Marktanteilen.

Wenn Sie nach einem solchen Schmuckstück suchen, können Sie bei vielen Juwelieren nachfragen. Die meisten haben inzwischen viele Stücke aus Recycling-Gold.

Auch im Investmentbereich ist Gold aus nachhaltiger Förderung seit Jahren ein Thema, entsprechend breit ist das Angebot.

Im GOLD.DE Preisvergleich finden sich Hersteller und Angebote für Nachhaltiges Gold:

Hinweis:

Physikalische Unterschiede zwischen Recyclinggold und Primärgold bestehen nicht.

Entscheidend sind die Herkunft, die Prozesskennzeichnung (dokumentierte Herstellungsweg) sowie die Zertifizierung der Hersteller und Händler.

Quellen

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von schmitz | 02.01.2025, 12:10 Uhr Antworten

Wenn man sich die Kosten für Strom und Personal und zusätzliche Maschinen und Logistik ansieht, dann ist das mit hohen Kosten und finanziellen Verlusten verbunden, die kein vernünftiger privater Unternehmer in Kauf nimmt, wenn man bedenkt, wie viele Handys man braucht, um 1 Gramm Gold zu gewinnen, das sind ca. 100 Euro, und bei 1 Gramm Gold kommen ca. 10 kg Kunststoff und Glas zusammen, die auch noch mit Kosten entsorgt werden müssen, das würde vielleicht funktionieren, wenn der Staat Subventionen dazugeben würde, aber der Staat würde sich an den Kopf fassen und mit einem klaren Nein antworten.

von Rita Schoof | 21.10.2024, 14:05 Uhr Antworten

Ich habe eine Frage: Wird recyczeltes Gold auch inn Blistern angeboten ? Beim Verkauf hat recyceltes Gold den gleichen Wert wie Blister Gold ?
Vielen Dank f¨r Aufklärung

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